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Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Er lächelte aufmunternd.
    Sia lehnte sich zurück. »Du bist ein interessanter und rätselhafter Mensch, Eric von Kastell«, sagte sie dann langsam. »Ich werde nicht schlau aus dir, und ich weiß nicht, ob mir das gefällt.« Wie aus dem Nichts entstand ein zaghaftes Lächeln. »Aber was will ich machen?« Sie legte die Hand auf den Griff, öffnete die Tür und schwang sich in die Nacht. Eric stieg ebenfalls aus.
    Beide standen rechts und links vom Touareg, schauten auf das Hotel mit seinen vielen Fenstern, den Lichtern dahinter und den Scheinwerfern auf dem Dach, die lange, helle Strahlen gegen die niedrigen Wolken warfen. Von irgendwo aus einer Bar oder einem Irish Pub klang der Refrain eines gegrölten Songs: »I really fucked it up this time, didn’t I, my dear?«
    Eric hoffte, dass es kein Omen sein sollte.
    * * *

Kapitel XV
    T ropf …
    Luft … keine Luft …
    Tropf …
    Mein Rücken, meine … Nieren … brennen wie …
    Tropf …
    Mein Leben endet … ich …
    Tropf …
    Herz … stolpert … langsam und langsamer.
    Tropf …
    Schweig, Herz. Schweig. Lass mich gehen, damit …
    Tropf …
    Schweig …
    Tropf …

7. Februar, Großbritannien, Nordirland,
Craigavon, 15.21 Uhr
    Boída ging die Stufen zum Eingang hinauf und sah auf das Wasserrinnsal, das unter der Tür hindurchfloss.
    Fitzpatricks Angeber-Pick-up stand vor der Tür, also war er mit Sicherheit zu Hause. Das wunderte sie gewaltig, denn es war eigentlich ein Treffen mit den freien Wandlern anberaumt gewesen. Wegen des Deutschen. Von Kastell.
    Als sie feststellen musste, dass es das Pantherpärchen erwischt hatte, war bei ihr die Befürchtung aufgekommen, dass sie nicht die letzten Opfer waren. »Scheint, als hätte ich recht gehabt.« Boída hatte eine Kamera dabei und entfernte die Objektivkappe, um die ersten Fotos zu schießen. Nichts sollte ihr entgehen.
    Die Tür war unverschlossen.
    Sie trat ein, und ihre Sohlen patschten durch Wasser; das gesamte Erdgeschoss schien geflutet worden zu sein. Ein leises Sprüh- und Plätschergeräusch drang aus der Küche, wo die Quelle des Wasserschadens liegen musste.
    Boída fotografierte den Eingangsbereich und ging zur Küche, während sich das Nass um ihre Schuhe rötlich verfärbte.
    Gleich darauf sah sie Fitzpatrick tot in den Trümmern liegen. Herd und Spüle hatte er in seiner Agonie abgerissen, tiefe Furchen ins Holzimitat gezogen.
    Klick, klick, klick,
machte der Fotoapparat leidenschaftslos, nüchtern.
    Boída drehte den Wandler mit dem Fuß auf den Rücken, um sich die Wunden genauer anschauen zu können. Die Löcher in den Fliesen und der Wand sagten ihr, dass zwei verschiedene Munitionsarten benutzt worden waren. Sie tippte auf Vollmantel und Dumdum. Sie schoss noch mehr Bilder. Der Munitionsmix war insofern bemerkenswert, weil jemand die Geschosse mit Verstand im Magazin gemischt hatte. Ein Profi, der damit gerechnet hatte, dass der Wandler eventuell eine schusssichere Weste tragen würde; die Massivprojektile hätten den Kevlar durchschlagen.
    Boída fand es schade, dass so viel Wasser ausgetreten war. Die meisten Spuren waren damit unbrauchbar geworden, der Geruch davongespült. Aufgeben wollte sie nicht.
    Ihre Blicke fielen auf ein zersprungenes Honigglas – und den Profilabdruck darin. Sie bückte sich. Schätzungsweise betrug die Schuhgröße 46. Fitzpatrick hatte, wie sie nach einem kurzen Griff an seinen rechten Fuß feststellte, 48.
    Jetzt wusste Boída immerhin etwas über den Mörder, von dem sie annahm, dass es von Kastell gewesen war. »Wer sonst?«, sagte sie zum erschossenen Bärenwandler.
    Vor dem Haus hielt ein Wagen.
    Boída richtete sich auf und sah durchs Fenster hinaus.
    Zwei Männer und eine Frau in Overalls stiegen aus, das Fahrzeug gehörte zu den lokalen Stadtwerken. Anscheinend war man dem Leck auf die Spur gekommen.
    Boída fand es jedoch auffällig, dass sich keine aufmerksamen Nachbarn auf der Straße blicken ließen. Wer hatte die Leute gerufen?
    Die Abordnung hängte sich Arbeitstaschen um und kam in einer kleinen Karawane auf das Haus zu, stapfte die Stufen hinauf und trat ein.
    Boída suchte sich ein Versteck im Vorratsschrank, unmittelbar neben dem Eingang. Durch einen Schlitz würde sie das Trio beobachten und belauschen. Mit Gewalt verhören konnte sie sie später, sollte es notwendig sein.
    »… habe das Telefonat zwischen dem Sídhe und Sarkowitz genau mitverfolgt«, sagte die Frau eifrig. »Lüge oder Unsicherheit habe ich bei ihr

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