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Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Schritte zur Seite, dann klackte es wie von einem Türschloss. Vermutlich hatte er den Raum gewechselt. »Die Sídhe waren bei mir, das stimmt. Sie haben mir unter Androhung von Gewalt den Vorschlag gemacht, Ihre Schwester und Ihre Nichte zu entführen und nach Irland zu bringen, damit man Sie erpressen kann.«
    »Sie sind
nicht
in Irland?« Sia legte die Stirn in Falten. »Aber …«
    »Ich habe so getan, als würde ich annehmen, Frau Sarkowitz. Die Nachtkelten möchten die brachliegenden Verbrechensfelder von Mister Byrne übernehmen und haben wohl noch mehr vor, für das sie die Fähigkeiten einer Judastochter gebrauchen können«, erzählte er. »Ich habe Elena vor dem Völkerschlachtdenkmal beschattet und zwei Männer erledigt, von denen ich annahm, dass es Gestaltenwandler waren. Danach fand ich es besser, mit der Kleinen in Bewegung zu bleiben und die Nachtkelten in der Meinung zu lassen, ich wäre auf dem Weg zu ihnen, um Elena abzuliefern. Mein Versuch, auch Ihre Schwester vor dem Zugriff zu bewahren, ist leider gescheitert, wie ich hörte. Die Leute, die ich geschickt hatte, sind in der Klinik abgefangen und erschossen worden.« Es raschelte, eine Feder quietschte. Wilson hatte sich gesetzt. »Wären Sie so nett und sagen mir wenigstens grob, was vor sich geht? Und glauben Sie mir, ich bin mit Vampiren, Werwölfen und Dämonen vertraut. Ich habe einige Dossiers gelesen, die Mister Byrne mir hinterlassen hatte. Schonen Sie mich nicht.«
    Die Sídhe … haben mich verarscht! Sie haben Elena nie in ihrer Gewalt gehabt!
Sia traute den irischen Vampiren zu, dass sie den Knopf von Elenas Bluse zur Täuschung absichtlich drapiert hatten. Dann fiel ihr ein, dass Elena ihrer Mutter den Knopf als Talisman gegeben hatte.
Verdammt! Ich habe gesehen, was ich sehen wollte!
    »Mister Wilson, Sie sind ein echtes Geschenk!« Schnell berichtete sie, was die Nachtkelten beabsichtigten, was die Wandler wussten und welchen unerwarteten Gegenspieler sie im Ard Rí gefunden hatten. Jemand, der sein Leben für Elena aufs Spiel setzte, dem vertraute sie gezwungenermaßen. … außerdem blieben ihr nicht viele Möglichkeiten. Wilson sollte wissen, wie gefährlich die Lage für ihn und die Kleine war. »Bleiben Sie bitte in Bewegung«, beendete sie ihre Erläuterung. »Trauen Sie sich das zu?«
    »Machen wir, Frau Sarkowitz. Sie können beruhigt sein. Sie haben ja gehört: Ich bin echt gut im Leute abknallen.« Er lachte und stand auf, wie sie am Quietschen vernahm. »Meine Handynummer sage ich Ihnen noch, damit Sie mich jederzeit anrufen können, falls etwas sein sollte.«
    Sia fiel es sehr schwer, ihre Nichte dem Mann zu überlassen, der einst für ihren gefährlichsten Gegner gearbeitet hatte. Harm Byrne oder besser gesagt eine der Gestalten von Harm Byrne trug die Schuld daran, dass Emma im Koma lag.
Wer hätte gedacht, dass es so kommt.
»Passen Sie gut auf sie auf, Mister Wilson. Sie ist der größte Schatz, den meine Schwester und ich haben.«
    »Verlassen Sie sich auf mich. Es ist mehr als eine Pflicht. Ihnen alles Gute, und melden Sie sich!«
    Eine Sache noch!
»Ach, Mister Wilson?«
    »Ja?«
    »Sagen Sie Elena nicht, was vorgefallen ist. Lügen Sie sie bitte an, und erfinden Sie was Nettes, wo wir gerade sind, und … dass es ihrer Mutter gutgeht.«
Ich finde und befreie Emma. Elena wird verstehen, warum ich sie angelogen habe.
    »Ich werde mir etwas einfallen lassen, Frau Sarkowitz. Ich verstehe, dass es besser für die Kleine ist, aber sie ist sehr clever und wird es bald durchschaut haben. Ihnen nur das Beste.« Wilson legte auf.
    Sia warf Eric den Hörer zu, und er positionierte ihn auf der Gabel. »Das ist ein Tag mit Überraschungen.« Sie erzählte ihm, mit wem sie gesprochen hatte und dass Elena sich nicht in der Gewalt der Sídhe befand, und berichtete ihm auch nochmals haarklein von der Unterredung mit dem Ard Rí sowie dessen Angebot, das plötzlich plausibler und annehmbarer klang als vorhin.
    Eric lehnte sich gegen die Tür. Sia konnte an seinem Gesicht ablesen, dass auch er der Meinung war, eher die Befreiung von Emma zu versuchen, anstatt sich weiter den Befehlen der Vampire hingeben zu müssen. »Also, was machen wir jetzt?« Er sah auf den Wecker. »Ich werde meine Halbschwester in knappen zwölf Stunden vom Flughafen abholen. Bis dahin sollten wir einen Plan haben.« Er musterte ihre Züge. »Du wirst diesen Hochkönig anrufen?«
    »Ja. Sobald ich mehr über ihn weiß.« Sias Blick richtete sich auf

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