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Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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catwalkgerecht heraus. In ihrem Mundwinkel hing eine Kippe in einer kurzen, plastiksilbernen Spitze, und die Augen lagen hinter einer modischen Sonnenbrille verborgen.
    Hinter ihr folgten zwei Sicherheitsbeamte, die an der Tür stehen blieben und ihr weiter Flüche nachschrien. Ein Gepäckträger schlurfte ächzend neben ihr her, der vier Koffer schleppte. Große Koffer.
    »Voilà, Justine. Man nennt sie auch
Madame Dramatique
«, murmelte Eric.
Und sie hat sich kein bisschen verändert.
Er stand langsam auf, die Hände in die Taschen gesteckt. Sia erhob sich ebenfalls.
    Justine kam auf die beiden zu, zog dabei entspannt an ihrer Zigarette und kümmerte sich nicht um die Verbotsschilder. »Ah, mon frère, le cul arrogant!« Sie riss die Arme theatralisch auseinander, um ihn umarmen zu können. »Bekommt deine Schwester einen Kuss?«
    »Halbschwester«, verbesserte er automatisch und zum x-ten Mal, ohne sich zu rühren. »Das«, sagte er leise und nickte zu Sia, »ist Sia. Wir helfen ihr, ihre Schwester aus der Hand der Nachtkelten zu befreien.«
    Justine senkte langsam die Arme, zog ihre Sonnenbrille ab und winkte nach ihrem Gepäckträger. »Ich bin Justine. Und das ist …« Sie rollte mit den Augen. »Wie ist dein Name? Rupert?«
    »Ron«, schnaufte er.
    »Ron, der am Gepäckband so freundlich war, mir seine Hilfe anzubieten.« Sie strahlte ihn an. »Die paar Meter bis zum Wagen wird es noch gehen, oder, Ron?«
    »Sicher«, hechelte er. »Gar kein Problem.«
    Seine Hilfe anzubieten wird er zum ersten und letzten Mal gemacht haben.
Eric feixte, und auch die schweigsame Sia zeigte ernsthaftes Amüsement. »Aha. Du hast dir gleich einen Mann angelacht, ja?« Er zeigte nach rechts. »Unser Wagen steht vor der Tür. Es ist wirklich nicht weit.« Ron grunzte erleichtert. »Was hast du alles dabei?«
    »Oh, ein bisschen Wechselkleidung, ein paar Wechselschuhe, ein paar Kippen«, zählte sie lässig auf, »was man eben so braucht, wenn man verreist und nicht weiß, wie lange man unterwegs ist.«
    Sie sah nach rechts. »On y va?« Ohne zu warten, marschierte sie los. Ron folgte ihr wie ein beladener Bernhardinerhund.
    »Ich verstehe dich«, sagte Sia trocken und folgte den beiden. Eric bildete den Schluss.
    Bald darauf waren die Koffer in den Touareg eingeladen, Ron mit einem Küsschen rechts, einem Küsschen links abgespeist, und dann ging die Fahrt zu ihrer Unterkunft los.
    »Würde es Ihnen was ausmachen, die Kippe aus dem Fenster zu werfen?«, bat Sia.
    »Oui, das würde es«, entgegnete Justine und rauchte weiter. »Bringt mich einer von euch auf den neusten Stand?«
    »Hier drinnen herrscht Rauchverbot!« Sia drehte sich auf dem Beifahrersitz nach hinten.
    Ich hatte sie gewarnt, sich nicht mit meiner Halbschwester anzulegen. Das wird schiefgehen.
Eric konzentrierte sich aufs Fahren.
    Justine bleckte die Zähne, wie er im Rückspiegel sah, zeigte das perfekte Gebiss mit kräftigen, dicken Fängen, die einer Vampirin gar nicht so unähnlich waren. »Schätzchen, wo ICH bin, IST eine Raucherzone.«
    »Es … ist ungesund!«
    Eric musste gegen ein Grinsen kämpfen.
Das war das falsche Argument.
    Justine warf den Kopf zurück und lachte. »Mon Dieu, eine Vampirin, die unsterblich ist, will eine Werwölfin, die nicht an Krebs erkranken kann, zu einem besseren Menschen erziehen! Quelle ironie!« Sie knuffte Eric von hinten gegen die Schulter. »Was sagst du, mon frère? Hast du mich jemals ohne Fluppe gesehen?«
    »Ich nicht, aber ich denke, dass du sie aus dem Mund nimmst, wenn du mit deinen Spielzeugboys Sex hast«, gab er zurück.
    »Nicht bei allen. Sie halten nicht lange genug durch, damit es sich lohnt«, retournierte sie glucksend. Sie drehte das Fenster runter und schleuderte die fast zu Ende gerauchte Zigarette hinaus. »Das ist nur mein guter Wille, Vampirella.«
    Vampirella!?! Scheiße, sie wird sich gleich auf Justine stürzen.
Eric warf Sia einen beruhigenden Blick zu. »Schön, dass du gekommen bist.«
    »Weißt du, wenn mein Bruder …«
    »Halbbruder!«
    »… Pardon, arroganter Arsch von Halbbruder«, korrigierte sie lächelnd, »mich ausdrücklich um Hilfe bittet, also der Mann, der mich am liebsten gar nicht mehr kennen würde, dann kann ich gar nicht anders, als vorbeizukommen und mir sein Gesicht anzuschauen, wenn er es mir noch einmal persönlich sagt.«
    Ich wusste, dass es ausartet.
Eric hob die Hand. »Können wir das auf später verschieben?«
    Justine kreuzte die Arme unterhalb der Brust.

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