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Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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ihn. »Warum hast du deine Schwester kommen lassen, wenn du sie nicht leiden kannst? Es hatte mit den Augen des Ard Rí zu tun.«
    Eric setzte sich, überlegte. »Ich weiß noch dunkel, dass sie mir von einem Gegner erzählt hat, dessen Augen angeblich golden leuchteten. Es war weder ein Wandler noch ein Vampir. Und er war erst zu knacken, nachdem sie irgendwelche Tricks angewendet hatten. Sie kann uns helfen, den Ard Rí zu überlisten, denn ich traue ihm ebenso wenig wie den Sídhe. Wir müssen auf alle Fälle das Wissen besitzen, um
beide
zur Hölle zu schicken und uns nicht von einer Hand in die nächste zu begeben.«
    Sia stimmte ihm sofort zu.
Er wäre der perfekte Partner, wenn er nur nicht den Drang hätte, mich fressen zu wollen.
»Dann haben wir doch tatsächlich ein paar Stunden, in denen wir uns ausruhen können.« Sie begab sich zum Durchgang ins Schlafzimmer. »Nimm es mir nicht übel, aber ich wäre gerne alleine. Leider. Unter anderen Umständen hätte ich dich gebeten, mir Gesellschaft zu leisten …«
    Eric winkte ab; sein Grinsen misslang. »Nein, ich verstehe das. Ich wollte auch niemanden neben mir haben, der mich auffressen will.« Er legte sich aufs Sofa und schaltete das Fernsehen ein. »Ich muss dich übrigens warnen.«
    »Das hast du schon.«
    »Nein, nicht vor mir. Vor meiner Halbschwester. Justine hat eine große Klappe und provoziert gerne.«
    »Ach?« Sia hob kämpferisch den Kopf. »Das kann sie bei mir gerne versuchen.«
    »Das wird sie, glaub mir.« Eric sah bereits genervt aus. »Und sie wird es schaffen. Im Gegensatz zu mir ist sie eine reinrassige Bestie, eine Wolfswandlerin, und sie ist es sehr gerne. Leg dich zumindest nicht verbal mit ihr an.«
    »Okay.« Sia ließ den Rat so im Raum stehen und zog die Tür zu. Gleich darauf lag sie nackt im Bett und schloss die Augen. Vor einem Überfall durch Eric hatte sie keine Angst. Sie würde die Tür hören, wenn er versuchte, sich zu ihr zu stehlen.
    Elena ist in Sicherheit. Was für eine Erleichterung!
Sie seufzte. Für sie war es nur eine Frage der Zeit, wann sie Emma retteten.
Und danach können mich Vampire und Wandler und sonstige Wesen in Irland kreuzweise.
Leipzig fehlte ihr wie selten in ihrem Leben.
    * * *

9. Februar, Irland,
Shannon, 09.21 Uhr
    Eric und Sia warteten in der Ankunftshalle, genau gegenüber der undurchsichtigen Glastür, die den Gepäckbereich vom Warteraum trennte. Die Maschine aus Frankfurt war vor zehn Minuten gelandet, es würde nicht mehr lange dauern, bis Justine erschien.
    Ich bin gespannt, ob sie sich verändert hat.
Er atmete aus und betrachtete seine Schuhspitzen. Ein unruhige Nacht lag hinter ihm. Anfälle hatten ihn durchgeschüttelt, Wellen des Verlangens und des Hungers. Zweimal hatte er vor ihrer Tür gestanden, die Klinke in der Hand und bereit, einzutreten und abzuwarten, was danach geschehen würde. Sex, Hunger, Blutlust. Fleischeslust.
    Ich muss es in den Griff bekommen. Die Bilder sind extrem intensiv.
Eric wollte sich durch die Haare fahren, aber ihm fiel glücklicherweise ein, dass er eine Perücke trug, die verrutschen konnte. Heute war er hellbraun, mit einem billigen Panamahut-Verschnitt obenauf, den er unterwegs für ein paar Euro gekauft hatte.
    »Du hast nicht gut geschlafen.«
    »Nein«, sagte Eric nachdenklich. »Du weißt, woran es gelegen hat.«
    »Ich weiß, dass du zweimal vor meiner Schwelle gestanden hast.« Sia nickte. »Ich würde dir gerne helfen.«
    »Wie gesagt, ich muss mehr über den Dämon herausfinden, der mich mit seinem Mal gezeichnet hat. Darin steckt die Lösung für meine wirren Gefühle dir gegenüber.«
Wirr ist viel zu harmlos, um es zu treffen.
    »Ich kann dir leider nicht sagen, wie meiner heißt.«
    Eric grinste schwach. »Musst du nicht. Du wirst zu dem gehören, den meiner nicht leiden kann.« Sie lachten gemeinsam und leise, als könnten sie durch zu laute Heiterkeit ihre Dämonen wecken.
    Tumult entstand hinter der Milchglastür. Eine laute Frauenstimme gab höhnisch französische Schimpfworte von sich, zwei verschiedene Männerstimmen brüllten auf Englisch und Gälisch zurück; zumindest das Englische waren nicht weniger freundliche Beschimpfungen.
    »Ich kenne diesen Song«, kommentierte Eric. »Sie spielt ihn immer.«
    Sia sah verwundert zum Durchgang, wo sich Schatten abzeichneten.
    Die Türen flogen auf, und eine sehr elegant gekleidete Frau in einem zartrosafarbenen Chanelkostüm, über dem sie einen schwarzen Ledermantel trug, stolzierte

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