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Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Sídhe anzugreifen?«
    »Ja. Aber eigentlich wollte ich ihn töten«, erwiderte Eric trocken. »Ich versuche es bei dir gleich noch mal.« Schnell sprang er zu ihr und schlug zu.
    Mhatha stieß einen sirenenhaften Schrei aus, der in Sias Ohren schmerzte und ihr Innerstes in schmerzhafte Schwingung versetzte. Auch Eric keuchte auf und kam aus dem Rhythmus. Die Klinge seines Schwerts vibrierte und zersprang mit einem hellen Sirren; die einzelnen Stückchen flogen gegen Mhatha, ohne ihr etwas anhaben zu können.
    Banshee. Sie ist eine Banshee!
Sia drückte sich ab, schwang ihre Dolche und legte sie wie die Schenkel einer Schere übereinander, um der Sídhe den Kopf abzutrennen und sie zum Schweigen zu bringen.
    Mhathas Arm zuckte nach vorne, der Zeigefinger legte sich an die gekreuzten Klingen der Dolche, um sie aufzuhalten.
    Sia wurde von der immensen Kraft der Vampirin vollkommen überrascht. Es fühlte sich an, als würden die Waffen gegen einen Eisenträger gerammt, wobei nur ein leichter Ruck durch Mhatha lief.
    Bevor Sia die Klingen nach unten ziehen und den Finger abschneiden konnte, griff die Gegnerin zu, packte ihr rechtes Handgelenk und überdrehte es, so dass die Knochen barsten wie bei einem trockenen Ast. Splitter bohrten sich durch die Haut, der Dolch fiel zwischen die Steine und verschwand.
    Sia schrie und riss sich von Mhatha los, die sie lächelnd betrachtete. »Du magst eine Judastochter sein, aber gegen eine Sídhe kannst du nicht bestehen.«
    Sie brauchen keine Waffen. Mit dieser Kraft.
Sia strengte sich an, damit die Knochen rasch verheilten und die Hand einsatzbereit war. Mit einem Dolch war ihre Feindin ebenso zu enthaupten, aber die Macht der Banshee-Stimme könnte die Schneide ganz einfach zum Zerspringen bringen.
Sie sind stark – aber nicht zahlreich genug, um sich gegen den Ard Rí zu behaupten, das wissen sie. Einschüchterungsversuche gegen mich. Mehr nicht.
    Erics Haut wurde auberginefarben. »Ich sage es sehr gerne: Ich«, grollte er, »zeige euch, wie man mit den Sídhe umspringen sollte.« Er nickte Sia zu und hechtete gegen Mhatha.
    Diesmal erwischte er die Vampirin eiskalt. Sie gingen gemeinsam zu Boden, rollten hinter den Schuttberg und damit aus ihrer
     Sicht.
    Mehr sah Sia nicht von dem Kampf, denn die anderen Sídhe schwebten vom Loch nach unten und bildeten dabei eine Kreisformation, um sie einzuschließen.
    »Justine? Siehst du eine Möglichkeit, zu uns zu kommen und uns beizustehen?« Sia drehte sich um die eigene Achse und behielt die Gegner im Auge, so gut es ihr möglich war.
Sonst komme ich in ziemliche Schwierigkeiten.
    »Was ist los, ma chère?«
    »Probleme. Zu viele Gegner für zwei.« Sia sah in die langen, schönen Gesichter der Sídhe, die sie ausdruckslos anschauten. Für sie war die Judastochter garantiert bereits Geschichte. Eine Entscheidung war getroffen worden, und zwar nicht zu ihren Gunsten.
    »Das Blattsilber hat sich gelegt. Ich kann kommen, aber …« Justine stockte. »Ich sehe immer noch keine Flics.« Den Geräuschen nach lief sie über einen Kiesplatz oder lose Steine. Sia schätzte, dass sie sich dem
TeaRoom
näherte. »Alles gut. Das Silber liegt verteilt um mich herum. Ich sollte es vermeiden, auf den Boden zu fallen.« Sie lachte auf. »Gib mir noch dreißig Sekunden.«
    Sia glaubte nicht daran, dass die Sídhe so lange warten würden.
Es wird mir vorkommen wie dreißig Jahre.
    Ein langer Schrei erklang, der aus Mhathas Kehle stammen musste, doch die vernichtende Wirkung der Banshee blieb aus. Der Laut war voll eigenem Schmerz, voller Leiden und – Untergang.
    Die Sídhe wandten sich mit überraschtem Entsetzen auf den Antlitzen um. Sie ließen Sia aus den Augen und wollten den kleinen Hügel hinabstürmen, um ihrer Artgenossin beizustehen.
    Ein runder Gegenstand flog aus der Halbdunkelheit und kullerte den Vampiren vor die Füße. Es war der abgerissene, blutige Kopf von Mhatha; die toten Augen blickten ins Nichts.
    Eric! Auf dich ist Verlass!
Sia war trotz der Freude vom Erfolg überrascht.
    Die Sídhe schrien gemeinsam auf.
    Wäre Sia nicht bereits tot gewesen, ihr Herz wäre in diesem Moment vor Grauen geborsten.
     
    Justine war zügig auf dem Weg zum
TeaRoom
.
    Das Haus hatte sich durch die Explosionen in das Set für einen beliebigen Kriegsfilm verwandelt. Teile der Außenmauer lagen auf der Straße, brennende Papierstückchen segelten durch die Luft und zogen Aschespuren hinter sich her.
    Erinnert mich an das gesprengte Versteck der

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