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Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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zusammengetan haben.
»Aber die Wandler haben sich aufgelehnt.« Sia sah zu den regungslosen Sídhe.
Statuen von Göttern, deren Zeit abgelaufen ist. Die Sídhe sind so speziell, wie es die Judaskinder für Osteuropa waren.
    »Wandler! Widerliches Geviechs. Sie waren damals nichts weiter als unorganisiertes Pack, das die Menschen nach Belieben heimsuchte. Sie vermehrten sich unkontrolliert, und wir haben ihre Zahl eingedämmt. Das haben sie uns nicht verziehen.« Mhatha brachte den Rauch dazu, eine Tierfratze zu formen. »Sie formten einen Plan, knüpften Kontakte in die Welt, holten sich ihre Freunde nach Irland, um Krieg gegen uns zu führen. Sie hatten uns überrascht, und so mussten wir vor fünfzig Jahren den Friedenspakt mit ihnen eingehen.«
    Das deckte sich mit den Erzählungen, die Sia bereits gehört hatte. »Aber ihr habt den Wandlern nicht verziehen.«
    Mhatha richtete sich auf, und die Bestienfratze zerstob. »Wir haben nichts zu verzeihen! Wir sind die Sídhe, und wir sind die Herren Irlands, vom Volk verehrt, in Mythen und Sagen besungen! Die Wandler sind lediglich eine Plage, die bekämpft werden muss. Die Nachsichtigkeit ist vorüber. Die Sídhe werden die Macht wieder übernehmen, wie es vorgesehen war.«
    »Ich habe gehört, dass eure Nachtkelten versuchen, das einstige Verbrechersyndikat von Harm Byrne zu übernehmen«, sagte Sia. »Ihr habt Wilson unterschätzt. Er verfügt über mehr Verbindungen, als ihr denkt.«
    Mhatha lachte. »Ach, der Butler. Nein, er ist nicht entscheidend. Wir haben ein Kopfgeld auf ihn aussetzen lassen. Somit ist er ein Problem, das sich bald von selbst gelöst hat. Außerdem ist ihm eine unserer besten Killerinnen auf den Fersen.«
    Das darf nicht sein!
Sia erinnerte sich an den abgerissenen Kontakt zum Butler. Sie versuchte, keine Gefühle zu zeigen, da sie den Blick der Vampirin auf sich spürte.
Wenn sie Elena in ihrer Gewalt hätten, wüsste ich es schon lange.
»Also möchtet ihr …«
    »Es geht darum, uns wieder die Position zu nehmen, die wir einst hatten. Wir beginnen mit dem kriminellen Abschaum, um unsere finanziellen Ressourcen aufzustocken. Sobald unsere Kriegskasse gefüllt ist, dringen wir über unsere menschlichen Gefolgsleute noch stärker in die Politik vor, als wir das bisher getan haben. Unsere Abgeordneten sind in allen Parlamenten des Königreichs vertreten. Dank des Geldes werden es bald mehr werden, und wir unterwandern jede wichtige Institution, bis wir uns zeigen können: Die Sídhe kehren zurück, und die alten Legenden werden wieder gesungen und mit neuen Texten versehen. Die Tradition ersteht neu! Und die Zahl von echten Sídhe wird wieder erstarken.« Mhatha hatte ein entrücktes Lächeln auf dem Gesicht. »Die Iren werden uns zu Füßen liegen. Götter der Finsternis herrschen über die Menschen.«
    Sia hatte längst begriffen, dass es um mehr ging als um die Ausrottung der Wandler auf der Insel. Die Bestien bedeuteten lediglich eine Hürde, die genommen werden musste, um Irland in Ruhe auf die Übernahme vorbereiten zu können. Der übliche Größenwahn, für den Sia die Vampire verabscheute.
Das ist ganz nach eurem Geschmack: eine eigene Insel.
    Eric hob die Hand. »Eine kleine Zwischenfrage: Was ist mit mir?« Er sah die wartenden Sídhe der Reihe nach an. »Bin ich Dekoration, oder bekomme ich auch ein Angebot?«
    Mhatha lächelte herablassend, gönnerhaft. »
Du?
Du wirst unser Hofjäger, wenn du möchtest. Dein Ruf als Bestientöter ist weithin bekannt. Die Wandler würden sich freiwillig in unsere Hände begeben, um dir zu entgehen. Es wäre uns eine Freude, dich an unserer Seite zu wissen. Welchen Lohn nimmst du üblicherweise? Vielleicht gewähren wir ihn dir.«
    »Ich würde sagen«, Eric schulterte die Schrotflinte und drehte sich halb zur Seite, »das Leben von euch Drecksviechern.« Er drückte ab. Die Mündung hatte unbemerkt in die Richtung eines der Männer gezeigt, das Vollgeschoss schlug unterhalb des Halses ein und riss ein faustgroßes Loch in seine Brust.
    Die Vampire schrien auf.
    Zu tief!
Sia zog ihre Dolche, während Eric weiterfeuerte.
    Die Geschosse trafen den Sídhe in die Brust, in die rechte Schulter, punzten Löcher durch das Gewebe und durch die Knochen – die sich ohne Verzögerung schlossen.
    »Ich hab’s verstanden: andere Bewaffnung.« Eric warf das Gewehr weg und zog das Kurzschwert, seine Augen verfinsterten sich. Er nahm Kampfposition ein.
    Mhatha sah ihn entsetzt an. »Du hast es gewagt, einen

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