Judastöchter
Schwestern. Blut plätscherte leise aus der Wunde, ehe sich der Schnitt schloss.
Dich nehme ich mit!
Sie setzte nach und trat mit aller Kraft zu, schmetterte die Stahlkappenschuhspitze gegen die Schläfe. Den Schädelbruch hätte die Sídhe sicherlich überstanden, aber der Schwung war groß genug, um den Kopf fast in Gänze abzureißen.
Noch einen Tritt, und du …
Sia bekam keine Gelegenheit, sich der Gegnerin weiter zu widmen: Die zwei verbliebenen Feindinnen bedachten sie mit dem grässlichen, nervenzerfetzenden Geschrei.
Schweigt doch! Schweigt doch endlich!
Sias Knie gaben nach. Sie knickte ein und erhielt einen Hieb von unten in den Hals. Sie fühlte die fremden Finger, die Nägel, die ihr als sengend eisige Pein durch die Kehle bis ins Hirn fuhren und die Wahrnehmung komplett raubten.
Ihre Umgebung versank in grellen Punkten.
Mit einer solchen Attacke werden sie nicht rechnen.
Eric hielt keuchend zwei schwere, rucksackgroße Steinbrocken in den Händen und warf sie nach den herannahenden Sídhe.
Ein Stein traf den rechten der Vampire am Kopf und zerschmetterte ihn; augenblicklich fiel er nieder, rollte den Schuttberg hinab und rührte sich nicht mehr.
Der zweite Vampir wich dem Geschoss aus und griff von der Seite an.
Er ist schnell!
Kräftige Finger schlossen sich um Erics Hals, doch er ließ dem Dämonischen in sich einfach freien Lauf. Um ihn herum erhitzte sich die Luft schlagartig, und kleine, bläuliche Lohen schossen wie Gasflämmchen aus seinen Poren.
Der Sídhe gab ihn sofort frei. »Was …?«
Eric warf sich auf ihn, dabei nahm die Hitze in ihm zu. Die Flammen umgaben ihn wie eine dunkelrote Korona. Sosehr sich der kreischende Sídhe anstrengte, er konnte nicht mehr entkommen.
Vergehe!
Eric berührte ihn mit der rechten Hand, und die Flammen schienen sich durch die Epidermis ins Innere des Vampirs zu fressen. Für einige Sekunden leuchtete er wie eine Laterne und gab ächzende Laute von sich, bis Feuerlanzen aus den Augen jagten und die Höhlen ausbrannten.
Vergehe im Höllenfeuer!
Einen Herzschlag darauf hatte sich der Sídhe in eine Fackel verwandelt, brach zusammen und brannte knisternd mit auberginefarbenem Feuer.
»Sia!« Eric stapfte los und glaubte, tonnenschwer zu sein. Ein Feuerball auf zwei Beinen, der sich behäbig den Hang hinaufkämpfte und Angst hatte, zu spät zu kommen. Mit jeder Bewegung wurde er schwächer. Das Dämonische raubte ihm seine Kraft, und als er über den Rand der Schuttansammlung sehen konnte, war er nicht mehr in der Lage, seine Arme zu heben. Die Schwerkraft schien sich im Sekundentakt um ein G zu erhöhen.
So überstehe ich kein weiteres Gefecht mehr.
Auf der anderen Seite sah er Sia am Boden knien, vor sich die beiden weiblichen Sídhe; eine weitere lag am Boden, wälzte sich umher und schien Schmerzen zu leiden.
»Weg von ihr!«, schrie er – zumindest hatte er schreien wollen. Aus seinem Mund schlugen stattdessen Flammen, und außer einem fauchenden Brüllen kam nichts Verständliches heraus.
Die Sídhe kümmerten sich nicht um ihn.
Lasst sie in Ruhe! Nehmt mich!
Sosehr er sich bemühte, Eric bekam die Füße nicht mehr angehoben. Seine Energie war buchstäblich verbrannt.
Keuchend und völlig am Ende kniete er sich auf die Kuppe des Steinhaufens. Die Hitze in ihm ließ nach, und das Feuer um ihn herum verebbte. Er sah, dass sich seine Haut wandelte und wieder einen rosafarbenen Ton annahm. Er war zu einem verletzlichen, erschöpften Menschen geworden – mit extremem Hunger!
Sias Geruch wehte zu ihm.
Die gefürchtete, unkontrollierbare Gier trieb ihn urplötzlich und mit überbordender Macht auf die Beine. Es hätte kein besseres Mittel geben können, um ihn dazu zu bringen, sich zur Judastochter zu begeben. Ihr rotes Haar wirkte wie eine Fahne, wies ihm den Weg zum Ziel.
Fressen!
Er wollte Sia verschlingen, die Zähne in sie schlagen und sie gleichzeitig nehmen, seinen Steifen in sie rammen, fressen und ficken, alles von ihr in sich aufnehmen!
Sie ist mein!
MEIN
!
Eric bekam nicht mit, dass er immer schneller wurde und mit gesenktem Kopf auf die Sídhe zurannte.
Die irischen Vampirinnen ließen von Sia ab und wandten sich nun doch ihm zu. Die Judastochter hielt sich die Schläfen, bebte am ganzen Leib und stöhnte vor Schmerzen.
Ihre Stimme, aber viel mehr noch ihr Leiden machte Eric an! Er wollte es gleich wieder hören, und er wollte schuld sein, dass sie litt.
Niemand bringt mich davon ab! Ich will sie!
Dann war Eric heran
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