Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
wechselte Eric die Anzeige und holte den gänzlich unansprechenden Lohsenboom zurück. Seine Latte fiel in sich zusammen.
Ich muss … nein, ich werde einen Weg finden, um mit ihr zu leben, ohne sie durch mich in Gefahr zu bringen.
Seit Lena hatte er nicht mehr derart für eine Frau empfunden. Er musste grinsen.
Und das, obwohl sie viel älter ist als ich.
    Bis dahin würde er seine Aufgabe fortsetzen und Wandler hetzen, die eine Bedrohung für die Menschen darstellten. Davon gab es einige. Die neuerliche Einnahme des Sanctum kam für ihn nicht in Frage, da er die Mächte, die in ihm ruhten, bei der Jagd benötigte. Ohne sie wäre er schneller tot als ein Kaninchen im Löwengehege.
    Eric atmete tief ein und trank seinen Chai. Er hatte keine Lust auf noch mehr Tragik und unerfüllte Liebe. Folgte er seinem Verstand, müsste er Sia aufgeben und sie ihr Leben führen lassen. Er hatte selten im Leben Dinge verfolgt, wo es praktisch keine Erfolgsaussichten gab.
    Aber sein Herz war stärker.
    Ich werde diesen Drang besiegen und ein Leben mit ihr führen. Ein schönes Leben, ohne Wandler und Vampire und Dämonen. Zumindest nicht, solange wir zusammen sind.
    Er drehte den Kopf und fixierte einen Mann, den sein Unterbewusstsein wahrgenommen hatte. Die Haltung war die eines sehr selbstbewussten Menschen, aufrecht und mit erhobenem Kopf, um besser zu sehen, was um ihn herum geschah; auf seinem Rücken schleppte er einen Seesack, die Kleidung war leger, aber nicht auffällig.
    Willkommen in Leipzig, Herr Lohsenboom.
Eric erhob sich und nahm die Verfolgung auf. Er war froh, vorerst von seinen Beziehungsproblemen, wenn man sie denn so nennen
     konnte, abgelenkt worden zu sein.
    Es ging weg vom Gleisbereich, durch die dunkelbraunen Türen, dann die ausgetretenen Treppen nach unten und zum Bahnhofsgebäude hinaus in Richtung Nicolaistraße, die in die Innenstadt führte.
    Lohsenboom überquerte die Straße und wurde auf der anderen Seite von einer Frau sowie einem Mann erwartet, die ihm die Hand reichten. Auch ihre Klamotten waren dazu gedacht, nicht in der Menge aufzufallen.
    Da haben wir die zwei, die mir noch fehlen.
Eric grinste und dachte an sein Waffenarsenal, das er mit sich schleppte. Die modifizierte Mini-Uzi sowie die halbautomatische,
     variierte HK P2000-Pistole verschafften ihm genug Feuerkraft gegen drei Gegner.
Schnell und dreckig.
    Zu dritt eilten sie die Straße entlang und bogen an der Kreuzung nach links ab.
    Eric heftete sich an ihre Fersen. Der Geruch verriet die Werwölfe trotz ihrer menschlichen Gestalt. Er wusste, worauf er zu achten hatte, und sah auf die Uhr.
Wenn es gut läuft, habe ich Leipzig in einer knappen Stunde wandlerfrei.
Was er brauchte, war eine Gelegenheit, seine Waffen einzusetzen, ohne dass es zu einem Volksauflauf kam.
    Der Marsch war nur kurz und endete in der Ritterstraße vor einem heruntergekommenen Gebäudekomplex; über dem schiefen, verrosteten Eisengitter stand
Barthels Hof
im Torbogen eingelassen. Eric ging in den Irish Pub auf der anderen Straßenseite und beobachtete durch das Fenster.
    Der Mann zog einen Schlüssel aus der Tasche und sperrte eine Haustür auf, dann ließ er Lohsenboom den Vortritt, schickte die Frau hinterher und blieb auf dem Bürgersteig stehen. Er zündete sich eine Kippe an, hielt die glimmende Spitze in der hohlen Hand verborgen.
    Er steht Schmiere.
Eric ließ die Blicke über die Hausfront schweifen und erkannte hinter einem der oberen Fenster zwei Schemen, die sich gelegentlich am trüben Glas vorbeibewegten. Eine schwache Lichtquelle, die ihn an eine gedimmte, rote Leuchtdiode erinnerte, beleuchtete sie schwach.
Was machen sie da oben?
    Da ihm nur die Wandler selbst die Frage beantworten konnten, wollte Eric sie selbst fragen. Nachdem er die Vorbereitungen
     dazu abgeschlossen hatte.
    Er stellte sich so, dass ihn niemand im Pub beobachten konnte, und schraubte den Schalldämpfer auf die Mini-Uzi, führte danach ein größeres Magazin ein. Er klemmte sie halb unter den Arm und lockerte die P2000 unter der linken Achsel. Alles zusammen kam er, ohne nachzuladen, auf achtzig Schuss.
Mehr als genug für drei Gegner.
    Eric nahm sich einen Hut vom Haken und zog ihn ins Gesicht, dann verließ er das Pub und torkelte auf den Aufpasser zu, der sich eben die nächste Zigarette anstecken wollte. »Ey, my friend!«, rief er undeutlich und einen irischen Akzent imitierend, was er durch seinen Aufenthalt auf der Grünen Insel recht gut beherrschte. »Wait, I give you

Weitere Kostenlose Bücher