Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
der Rechten an die P2000, die ihm geblieben war, blieb auf der Seite liegen und stellte sich tot. Viel fehlte dazu auch nicht mehr. Der massive Beschuss seiner menschlichen Gestalt hatte ihn unvorbereitet erwischt; und ihm fehlte die Kraft, die Verwandlung in seine dämonische Form vorzunehmen.
    Zwei Lichtstrahlen erfassten ihn.
    »Da liegt er«, jubilierte die Frau und näherte sich. »Fenris, ich danke dir! Dem haben Sie es besorgt, Lohsenboom!«
    »Es war zu einfach«, sagte er angespannt. »Ich bin von diesen Typen mehr gewohnt, und ich glaube auch nicht, dass er so tot ist, wie er tut. Ich werde ihm den Kopf abschneiden, dann ist Ruhe.«
    »Ich mache das!«, verlangte die Frau sofort und kam näher. Auf die Warnungen des Mannes achtete sie nicht. Eric hörte, wie ein Messer gezückt wurde. »Endlich sind wir dich los, du Arschloch!« Sie kniete neben ihm, und er sah ihr Knie groß vor sich. »Das hätte eigentlich Peter machen sollen, aber es wird seine Wolfsseele freuen, wenn er bei Odin weilt und zuschaut, wie ich dich zerlege.« Die Klinge legte sich an seinen Nacken.
    Du bist auch gleich bei Odin.
Eric wusste, dass er nicht länger warten durfte. Die Hand mit der P2000 zuckte hoch und schoss der Frau in den Unterleib, so dass sie aufheulend auf den Hintern plumpste und sich herumwälzte. Rauch stieg auf, das Silber tötete den Wandler in ihr.
    Lohsenboom eröffnete im gleichen Moment das Feuer.
    Eric schoss seine verbliebenen Kugeln einfach in die gleißend helle Feuerblume, die vor dem Lauf des MG s stand. Er wurde von den Einschlägen durchgeschüttelt, mindestens die Hälfte seiner Salve würde danebengehen. Denken konnte er nichts mehr, die Schmerzen und die Angst vorm Tod überlagerten alles.
    In das ohrenbetäubende Wummern der Waffen rauschte das Krachen einer neuerlichen Explosion und übertönte alles!
    Heiße Luft warf sich gegen ihn, ein Orkan aus Trümmerstücken und weichen Bröckchen prasselte gegen Eric und schob ihn mehrere Meter durch den Raum.
    Irgendjemand schrie.
    Dass Eric das Geräusch überhaupt hörte, bedeutete, dass das Maschinengewehr schwieg! Erst nach einem Moment begriff er, dass das Schreien sein eigenes war, und er machte den Mund zu und stöhnte, ächzte vor Pein. Das helle Fiepen in seinen Ohren blieb, das überstrapazierte Gehör rächte sich auf seine Weise.
    Was …?
Eric war unfähig, sich zu bewegen. Mit Mühe schaffte er es, die Augen offen zu halten. Von Lohsenboom sah er nichts mehr, dafür schmeckte er Blut auf seinen Lippen, das nicht seins war. Es roch nach rohem, warmem Fleisch. Zwei kleine Flämmchen flackerten an der Wand und spendeten schwaches Licht, in dem Eric die zerfetzten Überreste des Söldners sah.
Er ist durch eine seiner eigenen Minen draufgegangen!
    Bewegen konnte er sich immer noch nicht. Die Schmerzen in seinen Gliedmaßen und in seinem Rumpf waren einem Brennen gewichen. Bald würde daraus ein Kribbeln werden, und in nicht allzu langer Zeit wären die Wunden geschlossen.
    So knapp war es noch nie.
Eric hörte durch das Piepsen in seinen Ohren ein Martinshorn. Jemand hatte die Polizei oder die Feuerwehr gerufen. Vom Gefühl her würde er es nicht schaffen, sich schnell genug vom Tatort zu entfernen.
Mache ich mir ein paar schöne Tage im Krankenhaus und verschwinde dann.
    Der Erkennungsdienst würde sich wundern, wenn der Computer die Fingerabdrücke eines Toten, Eric von Kastell, identifizierte. Bevor die Polizei ihn zum Verhör bringen könnte, hätte er sich selbst unerlaubt entlassen.
    Eric versuchte, den Arm zu bewegen, aber die Schmerzen waren zu groß.
Na, dann nicht. Bleibe ich eben liegen.
    Taschenlampenstrahlen zuckten umher, es wurde von draußen hereingeleuchtet. Blaulicht gesellte sich dazu.
    Auf Erics Gesicht stahl sich ein zufriedenes Lächeln. Eines war ihm geglückt.
Leipzig ist werwolffrei.
Das würde er bald Sia erzählen. Sobald er wieder einen Telefonhörer halten konnte.
    * * *

24. Februar, Norwegen,
Oslo, 19.01 Uhr
    Dieses Kind.
Sia stand an Elenas Bett, streichelte ihren Kopf und wartete darauf, dass das Mädchen die Augen öffnete.
Mein Kind.
    Sosehr sie sich darauf freute, so sehr fürchtete sie sich vor dem Moment. Denn dann müsste sie Elena eröffnen, was in Irland geschehen war.
    Ich hoffe, du kannst mir verzeihen, was ich über dich gebracht habe. Es war ein Fehler, den Kontakt zu euch zu suchen.
    Offiziell hieß Sia nun Emma Karkow und war Elenas leibliche Mutter – was in gewissem Maße sogar stimmte. Als

Weitere Kostenlose Bücher