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Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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hatte vom Ende seiner Frau gehört. Jetzt war er Witwer und nicht sehr traurig oder furchtbar betroffen. Sie hatte gewusst, auf was sie sich einließ.
    Keine Stunde nach ihrem Tod hatte er den Anruf von einem Bekannten erhalten, dass in Wirklichkeit die Scharfrichterin seine Lisica ausgeschaltet hätte. Zwar lautete die offizielle Version, dass seine Frau zuerst auf den Wichser McFinley geschossen hatte, aber niemand glaubte diese Erklärung. Boída de Cao hatte gerichtet, wie es ihre Art und Aufgabe war. Er nahm es ihr nicht einmal übel. So lief das Spiel eben. Aber dass die Scharfrichterin nach ihrem Aufenthalt im
TeaRoom
noch lebte,
das
ließ ihn staunen.
    Rainal hatte sein Haus verlassen und befand sich auf der Straße nach Dundrum. Es war sicher, dass er als Nächster auf ihrer Liste stand, aber sie würde
keinen
Haken hinter seinen Namen machen!
    Er musste sich wegen des heftigen Regens auf den Verkehr konzentrieren, dazu war er damit beschäftigt, bereits Ausweichpläne und Allianzen zu schmieden, die ihn vor dem Tod bewahren sollten. Fuchswandler waren keine guten Kämpfer, ihre Stärke lag eindeutig in der List.
    Aber ausgerechnet heute sperrte sich sein Einfallsreichtum gegen jede Anstrengung und Mühe, die er unternahm. Sein Kopf war wechselweise leer oder knallvoll. Mit beidem konnte er nicht umgehen.
    Rainal telefonierte unterwegs einen Kontakt nach dem anderen ab, die Lisica vor ihrem Tod bereits klargemacht und zum Wechseln gebracht hatte: Zwei Dutzend Wettbuden, zwei Bordelle und eine Zehnerpackung Großdealer gehörten neuerdings zu seinem Netzwerk, das er
Redheads
nannte. Als Nächster stand Mirror auf seiner Liste, der von England aus operierte. Eine Luftveränderung konnte nicht schaden.
    Es läutete, dann wurde abgenommen, ohne dass sich jemand meldete. Das Atmen verriet, dass ein Mensch auf der anderen Seite war.
    »Hier ist Righley«, sagte er und setzte den Blinker. Es ging nach Südosten, unmittelbar auf die Fähre. Die Idee mit dem Wechsel nach England erschien ihm mehr als vernünftig. »Ist da Mirror?«
    »Wer soll es sonst sein?«, erwiderte der Mann. »Warte mal fünf Sekunden.«
    »Ich …«
    »Schnauze!« Es klickte mehrmals, dann ein freudiger Aufschrei. »Hooray! So, das waren die vierten zehn Riesen, die ich gemacht habe. Mit nur drei Rennen! Was sagst du dazu?« Mirror lachte, und es patschte, als hätte er sich auf die Schenkel geschlagen.
    »Dass ich mich auf meinen Anteil freue«, gab Rainal zurück. »Ich brauche dringend ein sicheres Schlupfloch. Kannst du mich unterbringen?«
    Mirrors Lachen endete augenblicklich. »Bullen oder was anderes?«
    Rainal konnte ihm nicht sagen, was es wahrhaftig mit seinem Abtauchen auf sich hatte. Mirror war ein Mensch, der nichts von Wandlern wusste und es auch nicht wissen sollte. »Was anderes«, gab er vage zurück.
    »Das macht die Sache natürlich teurer. Bullen haben Gesetzesgrenzen, die anderen nicht«, fasste Mirror geschäftsmäßig zusammen. »Ich würde sagen: dein Anteil von den vier mal zehn Riesen, die ich heute gemacht habe.«
    Rainal knurrte leise. Die Nackenhaare richteten sich auf, doch seine Stimme blieb gespielt dankbar, als er zustimmte. Es würden wieder andere Zeiten kommen, in denen er die Oberhand hatte. »Einverstanden.«
    »Wo bist du?«
    »Noch in Irland. Ich nehme die nächste Fähre in Dundrum.«
    »Willst du ein Versteck in Wales oder tiefer in England?« Mirror war ein Profi.
    Rainal überlegte kurz. »Na, in der Nähe wäre schon gut, falls ich wieder rüber muss, um Dinge zu regeln.«
    »Wie du willst. Es ist dein Arsch. Ich rufe dich wieder an, sagen wir, in einer Stunde?« Eine rhetorische Frage. »Ich suche dir was Nettes. Mit Bett.«
    »Bestens.« Rainal legte auf. Ihm fiel ein, dass Mirror nicht nach Lisica gefragt hatte. Ihr attraktiver Körper, ihr rotes, duftendes Haar mit der weißen Strähne – das würde ihm fehlen.
    Lisica hatte viele Männer gefickt, meistens in seinem Auftrag. Aus taktischen Gründen. Er hatte ihr nur die Sache mit Alan übelgenommen, diesem Sportlehrer, auf den sie einfach nur scharf gewesen war. Das Letzte, was Rainal vor seiner Abreise erledigt hatte, war Alan. Als verspätete Rache an dem Kerl. Da es Lisica nicht mehr gab, musste er auch keine Rücksicht nehmen.
    Vorschriftsmäßig und keinesfalls auch nur eine Meile zu schnell näherte er sich der Küste.
    Rainal sinnierte darüber nach, wie es de Cao gelungen war, in den
TeaRoom
und wieder hinauszugelangen. Sie war eine

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