Judastöchter
besondere Wandlerin, die einzige Schlange auf Irlands Boden. Womöglich bedurfte es eines heiligen Patricks, um die Schlitzzunge zu vertreiben. Silber konnte ihr entweder nichts anhaben, oder sie war besonders tough.
Er hatte den
TeaRoom
durch einen Zufall gefunden und es mit Mühe nach vier Sekunden Aufenthalt wieder hinausgeschafft. Eine Woche lang hatte er Blut gehustet. Die perfekte Falle für jedes Wandelwesen – außer für die Scharfrichterin.
Nach seiner Erholung hatte Rainal die Fuchsneugier zurück zu diesem merkwürdigen Haus getrieben. Er hatte sich mit ein paar Sicherheitsvorkehrungen eingeschlichen, um mehr darüber zu erfahren, und ein interessantes Gespräch belauscht. Der Begriff
Nachtkelte
war mehrmals gefallen. Leider fehlte ihm dank seiner Flucht die Gelegenheit, etwas daraus zu machen. Und die beiden Trottel,
die er zum Spionieren ausgesandt hatte, meldeten sich nicht mehr.
»Dumm. Echt dumm.« Sobald Rainal in seinem Schlupfloch sein würde, musste er mehr über Schlangenwandler herausfinden. Lateinamerika. Südamerika. Er wusste nicht einmal, welche Schlange sich hinter de Cao verbarg. Gut, sie war eine Würgeschlange. Die Kraft, die sie besaß, sprach für sich. Aber welche Art genau, das blieb im Dunkeln.
Es war nur logisch, dass es auch an ihr eine Schwachstelle geben
musste.
Sozusagen ein Notaus, das ein jedes dämonische Wesen besaß.
Vielleicht war es bei einer Schlangenwandlerin Holz anstelle von Silber, irgendetwas Tropisches? Oder einfach nur ein anderes
Metall? Die Auswahl, das wusste Rainal genau, war zu gewaltig, um aufs Geratewohl etwas auszuprobieren. Bei de Cao bekam man
eine
Chance, sie zu erledigen, und die hatte er vermasselt. Danach nutzte sie ihre Gelegenheit. Ihre Erfolgsquote bei Attacken
lag, soweit er wusste, bei einhundert Prozent. Daher hatte Rainal nicht vor, sich ihrem Angriff auszusetzen.
Ein Polizeifahrzeug der Garda erschien auf seiner Höhe. Das Fenster wurde runtergedreht, eine Kelle erschien, die ihm zu verstehen gab, links ranzufahren.
»Eine Verkehrskontrolle, klar«, grummelte er vor sich hin. Er sah auf die Uhr. Bis zum Ablegen der Fähre blieben ihm knappe vierzig Minuten. Je nach Verzögerung konnte es knapp werden, und er müsste mehr als zwei Stunden warten, bis das nächste Schiff ablegte. Einhundertzwanzig Minuten, die für die Scharfrichterin liefen. Falls es schiefging.
Rainal steuerte den Polo an die Seite.
Es regnete in Strömen, wie man es in Irland gewohnt war. Entsprechend ausstaffiert verließen die Polizisten einer nach dem anderen den Wagen, wadenlange Ponchos mit Kapuze schützten sie vor dem Nass. Beide trugen MP s. Einer hielt die Waffe lässig im Halbanschlag, während sein Kollege auf die Fahrerseite kam, grüßte und sich nach unten beugte.
»Hallo, Officer.« Rainal lächelte sein schönes Fuchslächeln – dabei schlug sein Herz seit der Sekunde, als er die Maschinenpistolen erblickt hatte, doppelt so schnell. Die Garda war traditionell nicht bewaffnet, abgesehen von einem Schlagstock. Die
echte
Garda.
Ein greller Lichtschein blendete ihn. »Hallo, Sir. Mein Kompliment, Sie fahren vorbildlich.«
»Haben Sie mich deshalb angehalten?« Er hatte den Gang aus Intuition nicht rausgenommen. Fuchsfähigkeit. »Bekomme ich ein Geschenk?« Der Strahl leuchtete ihm nach wie vor in die empfindlichen Augen; er würde lange nichts sehen außer einem großen Fleck.
»Kommt darauf an. Steigen Sie bitte aus.«
»Warum?« Rainal wusste, dass er mit der Gegenfrage schon den Verdacht gegen sich erweckt hatte. Normalerweise hätte er Lisica eingesetzt, um für Ablenkung zu sorgen, und bei heterosexuellen Männern hatte sie immer funktioniert. Vermutlich nicht bei der falschen Garda.
»Weil Officer Zeffrany sonst das Feuer eröffnet.« Es klickte, die Tür wurde geöffnet. »Verstehen Sie es als Ehre: Sídhe möchte mit Ihnen sprechen.«
* * *
Kapitel VIII
B iep.
Biep, biep.
Biep. Klick-fchhhh-klack, klick-fchhhh-klack.
Biep.
Biep, biep …
Meine Lider sind wieder schwer. Schwerer als Blei. Ich kann sie nicht bewegen, nicht mehr so wie … wie viel Zeit ist vergangen? Wohin haben sie mich gebracht? Scheiße, verdammte!
Biep, biep, biep. Klick-fchhhh-klack, klick-fchhhh-klack. Biep. Biep …
Die Bewegungen sind … anders. Mir ist kotzübel. Ich bin nicht seefest … ein Boot? Ein Schiff? Irgendwas Kleines. Ordentlicher Seegang. Ein Fluss ist das nicht. Ein See oder ein Meer?
Biep, biep, biep. Klick-fchhhh-klack,
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