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Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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klick-fchhhh-klack. Biep. Biep …
    Gott, nein, sie kennen die Schwäche von Sia und haben mich absichtlich auf fließendes Gewässer gebracht! Sie wird nichts unternehmen können, um zu mir zu gelangen oder mich zu befreien.
    Biep, biep, biep. Klick-fchhhh-klack, klick-fchhhh-klack. Biep. Biep …
    Sie sprechen nicht mit mir. Keiner kümmert sich um mich. Scheint, als wäre ich alleine. Die Töne der Geräte … kaum Hall. Ein kleines Zimmer. Es riecht nach Öl und … feucht. Meine Hand … ja, ich kann sie noch bewegen und greifen.
    Biep, biep, biep. Klick-fchhhh-klack, klick-fchhhh-klack. Biep. Biep …
    Ich fühle Stoff, groben Stoff unter meinen Fingern. Es klirrt, wenn ich meine Hand hebe, und … Handschellen. Sie haben mich ans Bett gefesselt. Super. Sie sind davon überzeugt, dass ich aus dem Koma erwache.
    Biep, biep, biep. Klick-fchhhh-klack, klick-fchhhh-klack. Biep. Biep …
    Nein. Sie denken eher, ich könnte sterben und zur Vampirin werden! Sie werden mich doch nicht einfach sterben lassen? Oder … bin ich für sie ein Experiment?
    Biep, biep, biep. Klick-fchhhh-klack, klick-fchhhh-klack. Biep. Biep …

3. Februar, Republik Irland,
Kerry, 10.11 Uhr
    David saß in schwarzen Unterhosen am Tisch, las die Zeitung auf dem großen Display seines Laptops; nebenbei rührte er im Tee und sah schließlich durch die Scheibe hinaus auf die Straße. Heute war er in einer seiner Wohnungen erwacht, die er besonders mochte: hoch gebaut, Platz für Licht und Luft und für die Gedanken. Die Blicke konnten ungehindert schweifen. Das war wichtig: David lebte von seinen Einfällen, sonst wäre er nicht Mister Undertake.
    Die Schlagzeilen wurden vom Tod des ehrenwerten Senators Baxter beherrscht. Die Presse hatte reißerische Fotos vom Tatort gemacht und sie leicht verpixelt neben die Aufnahmen gestellt, die verschiedene Stationen des Senators zeigten. Ein Saubermann war unsauber gestorben.
    David hatte kurz darüber nachgedacht, Baxters Hose herunterzustreifen und ihn neben den Junkie zu legen, damit es aussah, als wäre ein Liebesdienst vorangegangen, aber er hatte sich dagegen entschieden. Die Empörung war groß genug.
    Er nahm einen Schluck Tee und roch einen leichten Hauch von Lydias Smegma an seinen Fingern. Lydia hatte er die Wohnung untervermietet, und sie ließ sich jedes Mal gerne von ihm ficken, wenn er auftauchte. Die Stewardess war unglaublich gut im Bett, vermutlich hatte sie es schon mit allen Piloten der Luftflotte getrieben.
    Das war David egal. In den Stunden, in denen er sie vögelte, gab sie ihm das Gefühl, dass es keinen anderen gab, der in sie durfte, als ihn. Er lächelte und roch an den Fingern. Vermutlich blieb er eine Nacht länger.
    Dann scrollte er weiter, sichtete weitere Überschriften. Die Nachrufe über Baxter waren wie erwartet positiv, alle vermissten den Senator jetzt schon.
    Nur eine kleine Zeitschrift, die
Irish Folk
, stellte schon im gleichen Atemzug die Frage nach der Nachfolge. Sie forderten den Präsidenten auf, jemanden Adäquates auszuwählen.
    Seine gute Laune stieg, als er den Namen las, den der Verfasser ins Spiel brachte: Kaitlin Webster. Das war die Frau, die
     von ihm vorgesehen war.
    Seine nächste Aufgabe wartete auf ihn. Mister To-Do hatte den Job, ein Abendessen mit dem Präsidenten vorzubereiten, um ein paar Dinge klarzustellen. Vermutlich kämen auch irische Kindergartenkinder zur Sprache. Und Mister Cormick erwartete sicher immer noch seinen Anruf, der Verräter aus dem Parlament.
    David hatte beschlossen, ihn am Leben zu lassen. Die Anzahl der Toten im Ober- und Unterhaus sollte vorerst nicht weiter ansteigen, sonst könnte es den falschen Leuten auffallen. Zwar kannte er viele Zeitungsmacher persönlich und etliche der Chefredakteure, aber oftmals waren es die Kleinauflagenblätter wie
Irish Folk,
die nervig wurden und die Internet-Blogger aufstachelten, bevor ihm eine Gegenmaßnahme eingefallen war. Die Gefahr für die Unternehmung lauerte im Detail.
    Damit blieb es zunächst bei zwei Selbstmorden, drei Unfällen, vier unerwarteten Todesfällen und jetzt dem Raubmord in einem Jahr. David hatte ein paar Mal durchgreifen müssen, um Ordnung in die Reihen der Volksvertreter zu bekommen. Die anderen Ableben in Irland, die er veranlasst hatte, fielen nicht weiter auf; die Erklärungen waren wasserdicht und hielten kritischen Stimmen sowie den Ermittlungen stand. Die Figuren auf dem Schachfeld gingen in Stellung, nur dass er mit mehr als sechzehn auflaufen

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