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Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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übereinandergelegt.
    Sia erkannte minimale Abweichungen, gelegentlich waren die Variationen auch größer, aber auf den ersten Blick nicht zu bemerken, wenn man nicht danach suchte. »Was haben Sie gefunden? Was ist das Original?« Sein Geruch stieg in ihre Nase, und sie fand, dass er gut roch, ohne sagen zu können, was es war. Ein dezentes, maskulines Eau de Parfum.
    »Gefunden habe ich: the Book of Kells. Das ist das Original, aber nicht unsere Tätowierung.« Eric deutete auf den Nachbarmonitor. »Da steht einiges über das bedeutende Werk. Warum unser Angreifer eine Variante dieser berühmten Buchmalerei benutzt hat – keine Ahnung.«
    Jedenfalls mit Absicht.
Sia beugte sich nach vorne. »Das sieht mir aber zu regelmäßig aus, um es auf einen schlechten Tätowierer zu schieben.«
    »Ich denke auch, dass es kein Zufall ist, aber die Bedeutung, die erschließt sich mir leider nicht.« Er langte nach seinem Kaffeehumpen. »Wir müssten das nächste Mal einen von denen lebend schnappen, sofern es sich um eine Bande handelt.«
    »Können Sie ausschließen, dass da steht
Ich mag Hurling?
« Das war nach wie vor Sias größter Alptraum: Zeit für Sinnloses verschwendet zu haben. Jede Sekunde auf der Suche nach Elena zählte.
    Eric schlürfte und verzog das Gesicht. »Man sollte Becher erfinden, deren Boden sich erhitzt und das Getränk heiß hält. Das wäre super.« Angewidert stellte er den Humpen auf den Tisch. »Nein, mit Sicherheit hat es damit nichts zu tun. Kein Hurling, kein Football oder etwas in der Art.«
    Eric stand auf und schob sich vor ihr wie eine Wand aus Muskeln in die Höhe. »Was Handfestes, wie eine Ortsangabe oder ein Name, ist es leider nicht.«
    Sia seufzte. »Bleiben Sie bitte dran. Vielleicht gibt es Hinweise … Graffiti oder … ein Logo.« Sie wusste, dass sie mutlos klang.
Wie finde ich Elena jetzt?
Notfalls würde sie nach Irland gehen, irgendwie, mit einem Ausdruck dieser Tätowierungen und an jede Tür klopfen, bis sie eine Antwort bekam.
In Wicklow fange ich an. Wenn er schon Fan der dortigen Mannschaft war, sollte ich da am ehesten fündig werden.
    Irland. Das bedeutete Ärmelkanal plus Irische See. Hektoliterweise fließendes Wasser und eine lebensbedrohliche Barriere für sie.
    Doch sie wusste, dass es eine Möglichkeit geben
musste.
Harm Byrne war ein Kind des Judas gewesen, er hatte den Kanal durch den Eurotunnel passiert. Wenn man das Wasser unterlief,
     schien es seine aufhaltende Wirkung zu verlieren.
    Ich komme jedenfalls bis nach Wales, aber dann stehe ich am Ufer. Wie hat Harm es angestellt?
    Sia wusste genau, dass er sich öfter in Irland aufgehalten hatte, und glaubte nicht daran, dass er sich einen Privattunnel gegraben hatte. So viel Geld hatte er nicht besessen.
Ein U-Boot? Nein, es legt auch von einem Hafen ab.
Sie rieb sich übers Gesicht.
Komm schon! Denk nach! Es geht um Elena!
    »Noch einen Kaffee oder eher nicht?«
    »Nein danke. Ich glaube, es wäre besser, wenn Sie mich ins Krankenhaus zurückfahren, bevor die Sonne aufgegangen ist.« Sia musste nach Emma schauen.
Soll ich ihr beichten, was geschehen ist, Koma hin oder her?
Sie hielt es nach kurzem Nachdenken für keine gute Idee.
    »Alles klar.« Eric warf sich seine Jacke über und nahm die Schlüssel. »Dann wollen wir mal.« Gemeinsam ging es mit dem Lift in die Tiefgarage.
    Minuten darauf befanden sie sich auf Leipzigs Straßen. Langsam setzte der erste Berufs- und Lieferverkehr ein, Schichtarbeiter machten sich zum Wechsel bereit.
    Sia sagte nichts und schaute aus dem Fenster, die Fahrt erschien ihr quälend langsam.
Ich brauche so schnell wie möglich wieder ein Motorrad.
Die neuen Hayabusa-Modelle waren aber gedrosselt und somit langsamer als ihre alte Maschine. Was anderes wollte Sia jedoch
     nicht. Sie mochte den japanischen Falken.
    Ihr Handy klingelte.
    Der Nummer nach war es das Krankenhaus – allerdings erreichte der Anruf sie aus einem Patientenzimmer!
    Sia überlief es gleichzeitig heiß und kalt.
Das ist aber nicht Emmas Nummer.
»Ja?«
    »Frau Sarkowitz«, schluchzte es auf der anderen Seite. »Hier ist Schwester Hildegard.«
    »Was … was ist mit meiner Schwester?«
Nein, nein! Sie darf nicht gestorben sein!
    »Sie … kommen Sie bitte ins Krankenhaus. Ich liege in der Chirurgie, Zimmer 311.« Die Krankenschwester schniefte. »Sie haben sie entführt.«
    »Wer hat Emma entführt?«
    Eric gab sofort Gas. Der X6 röhrte auf und raste durch die Stadt. Den Slalom vorbei an allem, was

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