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Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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getauscht hatte.
    Er hatte das Navi eine Route quer durch Europa berechnen lassen, nachdem sie ihm ihr Handicap gestanden hatte, die auf Autobahnen, Nationalstraßen und einfachen Landstraßen jenseits von allen Gewässern oder knapp daran vorbeiführte. Die verlorene Zeit holte er durch hemmungsloses Rasen heraus. Eric hatte es
optimierte Beschleunigungsfahr
t genannt. Von außen musste der BMW wie ein verdrecktes Rallyefahrzeug aussehen. Dass sie mehrmals geblitzt worden waren, interessierte Eric nicht.
    »Ist Ihnen inzwischen eine Idee gekommen, was es mit dem Sídhe auf sich hat?«
    »Es wird ein Spitzname sein, aber er sagt mir nichts. Gar nichts«, antwortete sie ungehalten. »Jede Menge Mythologie über Irland und irgendwelche höheren Wesen.«
    »Na ja. Warum nicht?« Eric bremste den Wagen und setzte ihn auf eine Ausfahrt. »Wir haben beide inzwischen gelernt, dass es mehr zwischen Himmel und Erde gibt. Mehr, als mir persönlich lieb ist.«
    Die Bremskraft schob Sia nach vorne, die Gurte schlugen sofort an. Sehr sportlich und hart legte sich der X6 in die Kurve und beschleunigte brutal wie in einer Achterbahn, die sich nach unten stürzte.
    »Was sagt das Internet über Sídhe?«
    Mythologie.
Sia tippte den Begriff nochmals ein. »Hinweise auf ein sechs Fuß großes Feenvolk, das unterirdisch in Hügeln lebt, unglaublich hübsch ist und sich gerne menschliche Sklaven hält. Dann haben wir noch die Verknüpfung zu den Banshees, den Todesfeen … oh, und so etwas wie inspirierende Feen, die Künstler in ihren Arbeiten unterstützen und über den Tod hinaus nicht entkommen lassen. Und wenn man es falsch schreibt, kommt der Hinweis, dass
Side
die erste Frau des Orion war, die wegen ihrer Schönheit in den Hades verstoßen wurde.« Sie überflog weitere Einträge. »Es ist zu viel, um Sinnvolles daraus zu schließen.«
    »Mh. Das klingt, als habe man einen PR -Berater gebeten, Vampire etwas besser darzustellen, oder?«, befand Eric. »Ich meine: Elfen, die unterirdisch leben und sich Sklaven halten – was sollte es sonst sein außer Vampire? Steht da noch mehr?«
    Sia wollte ihn zuerst auslachen, dann beherrschte sie sich und folgte seiner Vermutung.
Was könnten irische Vampire von mir wollen? Hat es doch was mit Byrne zu tun? Und wie passen die erschossenen Wandler da hinein?
Sie räusperte sich. »Die Sídhe sind nett, wenn man sie in Ruhe lässt, und sie saufen gerne Whiskey.«
    Eric lachte. »Was sonst?«
    »Blut, wenn es Vampire wären?«
Aber davon sehe ich nichts.
Sia las und fasste zusammen. »Nervt oder beleidigt man sie, verursachen sie Krankheit und Wahn.«
    »Wie?«, hakte Eric ein und beschleunigte den BMW weiter.
    »Berührung.«
Könnte eine Metapher sein.
Sia dachte sofort an den Biss eines Vampirs. »Hier steht auch noch was von Lähmung oder Tod: Hat ein Mensch
bei
den Sídhe gelebt, verändert ihn das. Die Rede ist von Dichtern, Sehern und Heilkundigen, die daraus hervorgehen. Oder Wahnsinnige.«
    Eric grinste. »Und? Passt das auch auf Vampire? Richten sie so etwas an?«
    Sia kannte einige Beispiele von Menschen, bei denen der Kontakt mit Blutsaugern eine mentale Veränderung herbeigeführt hatte.
Es ist die Nachwirkung eines Traumas.
»Möglich.« Der Text klang wirklich nach einem Experten, der den Auftrag bekommen hatte, die irischen Vampire netter und erhabener zu machen. Weniger monströs und erschreckend. »Wir werden uns überraschen lassen müssen, auch wenn ich das hasse.« Sie erkannte eine Kreuzung mit einer roten Ampel und einer fest montierten Blitzanlage. Eric schien nicht anhalten zu wollen. »Möchten Sie ein nettes Foto von uns beiden haben?« Sie zeigte auf den Kasten.
    »Es wird nichts zu sehen geben. Die Scheiben sind mit einer reflektierenden Schicht behandelt worden. Man sieht nur etwas, wenn man frontal draufschaut und nicht blitzt. Für alle anderen wird es aussehen, als wäre der Wagen leer.«
    Sia erinnerte sich an ihre Verfolgungsfahrt in Leipzig.
Stimmt. Ich habe nichts von ihm gesehen.
»Sie arbeiten mit vielen Tricks.«
    »Muss ich. Sonst würde ich schnell sterben.«
    »Gehört das Sanctum auch dazu?« Sia hatte die Frage aus einer Eingebung heraus und gleichzeitig doch bewusst gestellt, weil sie seine Reaktion testen wollte, was bei einhundertvierzig Sachen vielleicht nicht die beste Idee war.
    Eric blieb körperlich entspannt, aber seine Augen veränderten sich. »Ich hätte es mir denken können.«
    Sie wusste sofort, was er meinte. »Was haben Sie

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