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Judaswiege: Thriller

Judaswiege: Thriller

Titel: Judaswiege: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Berkeley
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entgegen und wählte ihre Nummer. Sam starrte auf die Tapete, innerlich zerfressen vor Unruhe.
    »Es klingelt«, sagte sie nach ein paar Sekunden. Sam presste die Lippen aufeinander. Einige weitere Sekunden später, die Sam wie eine Ewigkeit vorkamen, schüttelte sie den Kopf: »Jetzt ist die Mailbox dran.«
    Seufzend nahm er das Telefon zurück.
    »Wie heißen die Freundinnen, mit denen Tammy unterwegs ist?«
    Sam konnte jetzt keine Rücksicht mehr auf Audrey Walker nehmen, er brauchte die Informationen so schnell wie möglich. Sie mussten sie finden, bevor er sie fand. Wenn es nicht schon zu spät war.
    Audrey Walker stotterte jetzt, da sie begriff, dass Sam und Klara sich ernsthaft Sorgen um ihre Tochter machten, aber sie behielt die Nerven für eine präzise Antwort. Sam bewunderte sie dafür, sie war eine starke Frau, die versuchte, das Richtige zu tun.
    »Lisa und Lindsay … Galloway. Sie sind Zwillinge.«
    Sam bedeutete Klara, sich um die dringendsten Anrufe zu kümmern. Sie verabschiedete sich mit knappen Worten, die aber durchaus zuversichtlich klangen. Sam wusste, dass er sich auf sie verlassen konnte. Sie würde die Kollegen der nächsten Polizeidienststelle alarmieren und dann die Zentrale auf die drei Mädchen und den Campingplatz ansetzen. Außerdem würde sie es weiter auf Tammys Handy probieren, er hatte beobachtet, dass sie die Nummer mitgeschrieben hatte. Sam brauchte noch ein paar Minuten, um der Mutter wenigstens die nötigste Unterstützung zuteil werden zu lassen, auch wenn es nicht viel war, was er ihr in dieser Situation anbieten konnte.
    »Mrs. Walker, wir werden alles daransetzen, Ihre Tochter heil zu Ihnen zurückzubringen, das verspreche ich Ihnen.« Sam hoffte, dass es nicht wie die Phrase klang, die es de facto war. »Ich schicke Ihnen ein paar Kollegen, die Ihnen weitere Fragen stellen, und auch eine Psychologin, die Sie, Ihren Mann und Tammys Geschwister betreuen wird in den nächsten Stunden, wobei ich zuversichtlich bin, dass wir sie nicht allzu lange brauchen werden. Dennoch hielte ich es für das Beste, wenn Sie Ihre Kinder zunächst bei Verwandten oder Freunden unterbringen.«
    Audrey Walker schluckte ein paar Tränen herunter und starrte auf den dunklen Couchtisch vor Sam. Nach ein paar Augenblicken nickte sie tapfer.
    »Wie viele Geschwister hat Tammy?«, fragte er.
    »Zwei. Einen kleinen Bruder und eine kleine Schwester, zwölf und neun Jahre alt. Wir haben es langsam angehen lassen, wissen Sie? Mein Mann und ich.« Bei dem Gedanken an ihre Kinder hatte sie beinah kurz gelächelt, was der Grund war, weshalb Sam sie danach gefragt hatte.
    »Und Ihr Mann? Ist er in der Stadt, können Sie ihn anrufen?«
    »Ja, natürlich«, sagte Audrey.
    »Dann tun Sie das, Mrs. Walker«, forderte sie Sam auf, ging zu ihr hinüber und berührte sie beschwichtigend am Arm, während er ihr die Hand schüttelte. Er musste ihre Tochter suchen. Und er sah an ihren sorgenvollen Augen, dass sie es verstand. Die Kollegen waren sicher schon unterwegs, sie würden sie nicht allzu lange alleine lassen in diesem schrecklichen Vakuum nach einer schlechten Nachricht. Sam hoffte inständig, dass er ihr heute keine weitaus schlimmere mehr würde überbringen müssen.
    —
     
    Sie erreichten den Campingplatz am Ufer des Lake Michigan, des fünftgrößten Sees der Welt, nur zehn Minuten nach dem ersten Streifenwagen der lokalen Polizei. Zum Glück führte eine asphaltierte Straße quer durch den lichten Wald, auf dessen Rasenflächen etliche Zelte standen. Klara parkte direkt hinter den Kollegen und folgte Sam durch das bunte Treiben der meist jungen Sommergäste vorbei an aufblasbaren Palmen und dröhnenden Ghetto-blastern. Etwa auf halber Strecke zum Strand konnte sie die Streifenpolizisten erkennen, die mit einer Gruppe Jugendlicher sprachen. Sie hatte Mühe, Sam zu folgen, der eilig durch die Zeltreihen schritt und keine Rücksicht auf Handtücher oder ihre Besitzer nahm. Als sie die Gruppe erreicht hatten, drehte sich einer der Streifenpolizisten um. Bevor Sam sich vorstellen konnte, schüttelte er den Kopf. Klara sah, wie sich Sams Hoffnung in nichts auflöste.
    »Sie ist nicht da«, sagte der junge Polizist. »Ihre Freundinnen sagen, sie ist zum Einkaufen gefahren.«
    »Alleine?«, fragte Klara.
    »Ja«, entgegnete eines der Mädchen aus der Gruppe, die ein buntes Tuch um die Hüften gebunden und eine Bierflasche in der linken Hand hatte. Ihre sonnengebräunte Haut, um die sie Klara beneidete, glänzte

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