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Judaswiege: Thriller

Judaswiege: Thriller

Titel: Judaswiege: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Berkeley
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hatten, verriet ihnen vielleicht das Innere des Wagens etwas darüber, wohin er Tammy entführt hatte. Klara beobachtete, wie der junge Kollege ein gelbes Absperrband quer über die Zufahrt des Parkplatzes spannte. Er sicherte den Tatort, das war eine gute Idee, jede Reifenspur konnte wichtig sein. Sie hatte keine Lust, noch einmal die Geierstaffel anfordern zu müssen, weil in diesem widerlichen Forum ein Video mit Tammy auftauchte.
    Sie waren ihm dicht auf den Fersen, so dicht wie noch nie. Er hatte Tammy erst vor einer halben Stunde entführt. Sie hörte Sam im Hintergrund Anweisungen ins Telefon bellen. Straßensperren, Satellit, das volle Programm. Klara hockte sich neben ihr Auto und betrachtete das Absperrband, das im Wind flatterte. Sie hatten eine Chance. Er war ihnen immer noch einen Schritt voraus, aber jetzt hatten sie zumindest eine Chance.

K APITEL 27
     
    Oktober 2011
    U.S. Route 14, nordwestlich von Chicago, Illinois
     
    Kurz nachdem er die Ortschaft Roselawn passiert hatte, hörte er Klopfzeichen aus dem hinteren Teil seines Vans. Ruhig suchte er nach einer Möglichkeit anzuhalten, ohne dass man aus vorbeifahrenden Autos in seine geöffnete Heckklappe schauen konnte. Hinter einer Abzweigung fand er eine Reihe dichter Büsche, die für sein akutes Problem ausreichen mussten. Er war jetzt schon so viele Tausend Kilometer über die Highways Amerikas gefahren, und es hatte ihn noch niemals jemand angehalten. Wenn man sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung hielt und dafür sorgte, dass keine Lampen defekt oder die Reifen abgefahren waren, lautete die Dienstanweisung für Polizisten im Land der Freiheit, einen nicht zu behelligen. Er war froh darum. Und dank seiner Checklisten für alle möglichen Situationen vermied er leichtsinnige Fehler.
    Als der Wagen sanft ausgerollt war, zog er eine der Klarsichthüllen unter den Comics hervor. Das karierte Schreibpapier war akkurat beschriftet, kein Rechtschreibfehler auf der ganzen Seite, und die Linien waren mit Lineal gezogen, fein säuberlich, wie es sein sollte. Er lächelte dünn und schob den pappsüßen ChupaChups-Lolly, den er sich irgendwo in Roselawn aus der Packung in der Mittelkonsole genehmigt hatte, im Mund hin und her, während er die Checkliste für ein Aufwachen während der Fahrt durchging:
    Handschuhe vorne im Wagen anziehen.
    Spritze mit 30 ml aus Ampulle 4 (Handschuhfach) aufziehen.
    Wagenschlüssel abziehen und in die Hosentasche stecken.
    Warnblinker ausgeschaltet?
    Neue Wasserflasche mitnehmen.
    Checkliste Innenraum beendet.
    Er lächelte und war froh, dass sich einige seiner früheren Sicherheitsmaßnahmen erledigt hatten. Vor allem die Gasmaske hatte er gehasst, diese Barriere zwischen ihm und den Mädchen. Viel wichtiger als die überschätzten DNA-Spuren war es, gar nicht erst aufzufallen und: die Kontrolle zu behalten. Deshalb verhielt er sich disziplinierter als früher, und seine Listen lieferten ihm jetzt selbst ein plausibles Argument für den Halt am Rand des Highways. Im Fall der Fälle einfach mit der Wasserflasche wedeln und behaupten, man habe Durst bekommen. Amerikaner glaubten einem immer, dass man Durst hatte, und waren bereit, dafür jederzeit zu akzeptieren, dass man auch am Rand einer Schnellstraße kurz pausierte. Schade um den schönen Lolly, dachte er und warf die süße Bombe aus dem Fenster, bevor er die Latexhandschuhe anzog. Punkt für Punkt arbeitete er die Liste ab, Spontaneität oder Improvisation kamen nicht infrage, das lag ihm nicht.
    In dem dunklen Laderaum zog er vorsichtig die Türen zu und drehte sich zu ihr um. Er konnte nur knien, es war eng, und er lauschte auf ihren Atem. Ha! Sie hielt die Luft an vor Furcht. Dabei würde sie bald das Schönste erleben, was es zu erleben gab, den Schmerz, den nichts übertreffen konnte. Ihre Brust bewegte sich nicht, aber er wusste natürlich, dass sie noch putzmunter war, er dosierte die Drogen vorsichtig, alleine schon, um sich nicht den Spaß zu verderben. Er bemerkte ein Zittern an den Gesichtsmuskeln ihres linken Auges, die sie nicht bewusst kontrollieren konnte. Sie sah wunderschön aus im schwachen Schein der Leuchte. Er streichelte ihr glattes, schwarzes Haar, wollte etwas zu ihr sagen, aber er wusste nicht was. Sie würde es erst viel später verstehen, jetzt hatte sie noch viel zu viel Furcht. Furcht, ob er sie vergewaltigen würde, was natürlich nicht infrage kam. Furcht, ob sie ihre Familie je wiedersehen würde, was natürlich ebenso wenig infrage

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