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Judaswiege: Thriller

Judaswiege: Thriller

Titel: Judaswiege: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Berkeley
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eine Verfolgungsjagd mit einem vollkommen hirnverbrannten Idioten, der sich selbst einer Übermacht von sechs gegen einen nicht ergeben wollte. Zwei der vermummten Beamten, die wohl eine Art Spezialeinheit darstellen sollten, schauten zu ihrem Auto herüber, und Stein rief ihnen durch das geöffnete Fenster zu: »Wer keine Munition hat, nimmt besser das Stilett, meine Herren.« Die Männer starrten ihn an, als sei er von allen guten Geistern verlassen. Stein schloss das Fenster und tockte mit seinem Stock gegen die Scheibe. Das Zeichen für Edward, loszufahren. Sehr sachte manövrierte er den Rolls Royce an den Rand des hohen Bordsteins und hob ihn auf die Kante. Erst als die beiden äußeren Räder sicheren Halt auf der Grasfläche gefunden hatten, fuhr Edward an den schwarzen Vans vorbei direkt in die Schusslinie. Die Beamten winkten und versuchten, ihn davon abzubringen. Pia grinste: »Wer keine Munition hat, nimmt besser das Stilett: § 8 der Steinschen Prozessordnung.«
    Ihr Chef grinste zurück. Als Edward den Wagen wieder in die richtige Spur gelenkt hatte, hörten die Verfolger plötzlich auf zu schießen. Nur der vermeintliche Gangster in dem ramponierten Crown Victoria feuerte vereinzelt aus seiner Pistole. Plötzlich hörten sie einen lauten Knall, als einer ihrer vorderen Scheinwerfer zerbarst. Edward duckte sich. »Runter«, schrie er.
    Stein und Pia kauerten sich so tief sie konnten hinter die Vordersitze, während Edward den Wagen geradeaus hielt, ohne etwas zu sehen. Im Fußraum zog Pia die Augenbrauen hoch: »Keine echte Munition, ja?« Stein zuckte mit den Schultern. Aber mit dem letzten Schuss, der sie getroffen hatte, wurde das Feuer eingestellt. Stein und Pia setzten sich wieder auf.
    »Was für eine Safari«, war Steins einziger Kommentar.
    —
     
    Zehn Minuten später setzte sie Edward vor einem grauen Flachdachbau direkt vor einer riesigen Laderampe ab. Pia kletterte aus dem Wagen und stellte sich neben Stein, der, auf seinen Stock gestützt, den kargen Industriebau beobachtete.
    »Aus und vorbei die Safari, Miss Lindt. Wie überaus bedauerlich. Dann wollen wir mal«, sagte der Anwalt und stakste auf seinen Stock gestützt die steile Betontreppe hinauf. Als sie die Plattform erreicht hatten, blickten sie in das Innere der Halle. In der Mitte des ansonsten fast leeren Raumes stand eine Art Kapsel, von der allerlei Kabel in dicken Strängen herunterhingen.
    »Haben Sie eine Ahnung, was das sein soll?«, fragte Stein, doch bevor Pia den Kopf schütteln konnte, öffnete sich eine Tür an der Seite der Kapsel, und Klara Swell trat heraus. Sie begrüßte sie herzlich und schien voller Tatendrang. Pia kam es so vor, als wäre sie noch ein wenig temperamentvoller als sonst und als drehten sich ihre Locken noch ein wenig adretter um ihr mädchenhaftes Gesicht. Sie trug dunkleren Lippenstift als sonst, fiel Pia auf. Klara bat sie in das Innere der Kapsel: »Das Büro war Sams Idee. Fragen Sie mich nicht, wieso, aber es funktioniert ganz gut.«
    Pia staunte nicht schlecht, als sie den Raum betrat: Die Wände bestanden aus riesigen, hochauflösenden Bildschirmen, an denen Informationen über die Suche nach Tammy prangten. Sie warf einen Blick zu Stein hinüber, der milde interessiert die Augenbrauen hob. Nachdem Sam ihnen sein Team vorgestellt hatte und alle Hände geschüttelt waren, setzten sich Pia und Stein auf die beiden Stühle, die dem Eingang am nächsten standen. Auch im Inneren kam sie sich vor wie in einer Raumkapsel. Man konnte leicht Platzangst kriegen in solchen engen Dingern, vor allem, wenn sie sich vorstellte, dass einer der Bildschirme gleich ein rot waberndes Licht zeigte, das mit krächzender Stimme »Hello, Dave« zu ihr sagte.
    »Warum haben Sie uns hergebeten, Sam?«, fragte Pia, die nach Absprache mit Stein das Gespräch führen sollte.
    »Lassen Sie mich kurz die Entwicklungen der letzten Tage zusammenfassen«, begann Sam. »Wie Sie wissen, hatten wir dank Klaras und Pias Einsatz in den letzten Wochen mehrfach Kontakt zu unserem Täter, der nach wie vor mit Tammy in seiner Gewalt flüchtig ist. Wesley, würdest du …«
    Der junge Kollege, der aussah wie ein Teenager, ergriff das Wort: »Wir konnten ihn zunächst mit einem Suchprogramm in einem Einkaufszentrum im Norden von Chicago ausfindig machen, aber er ist uns entwischt. Seitdem verwendete er jedes Mal eine sogenannte Daisy-Chain, eine Kette von Anonymisierungsservern, die es uns unmöglich machen, ihn aufzuspüren.«
    Pia

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