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Judaswiege: Thriller

Judaswiege: Thriller

Titel: Judaswiege: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Berkeley
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gehen würde, winkte ab: »Das kommt überhaupt nicht infrage. Wir können doch nicht das Leben eines anderen Menschen riskieren. Quid pro quo, das kann doch hier im Leben nicht funktionieren. Und außerdem haben Sie gesagt, er ist clever. Wie können Sie sicher sein, dass er Sie nicht austrickst, Sam?«
    »Natürlich gibt es keine absolute Sicherheit, Mr. Stein. Aber wir werden Vorkehrungen treffen. Bitte hören Sie sich doch erst einmal an, was ich zu sagen habe.«
    —
     
    Noch am selben Abend lag Pia wieder im Bett neben Adrian und kuschelte sich an seine Brust. Sie roch an seiner Haut, ihre Fingerkuppe wanderte um die spärlichen Brusthaare herum. Er lachte: »Hör auf, Pia. Du benimmst dich wie ein Teenager.«
    »Das sagt ja gerade einmal der Richtige«, schoss Pia zurück und setzte sich auf. Sie schob sich ein Kissen in den Rücken, um bequemer zu sitzen, und streichelte ihm über den lockigen Wuschelkopf, der einigermaßen zerzaust in alle Richtungen ragte.
    »Was ist jetzt eigentlich mit Mexiko, Pia? Du hast mir immer noch keine Antwort gegeben.«
    »Psst«, mahnte ihn Pia zur Ruhe und griff eilig nach der Fernbedienung. »Sei mal leise, da ist Klara.«
    Sie drehte den Ton lauter. Auf dem Bildschirm erschien eine Reporterin, die von einer Pressekonferenz des FBI zu den Gopher-Tapes berichtete.
    »… hat sich erstmals heute das FBI in einer offiziellen Stellungnahme zu den schrecklichen Videos geäußert, die heftige Spekulationen und Proteste in den USA ausgelöst haben. Wir schalten live zur Pressekonferenz, bei der die FBI-Agentin Klara Swell eine offizielle Erklärung verliest.«
    Das Bild von Klara nahm jetzt den ganzen Bildschirm ein. Sie stand an einem Rednerpult aus Holz, auf dessen Front das blau-goldene FBI-Logo prangte. Sie trug ein streng geschnittenes Kostüm und sah viel geschäftsmäßiger aus als sonst, nur ihre porzellanweiße Haut strahlte vor dem dunklen Hintergrund. Sie sah aus wie die Kronprinzessin von Schweden und Österreich zusammen, die eine Trauerrede hielt. Auch Adrian starrte wie gebannt auf den Monitor.
    »Was zum Teufel macht sie da?«, fragte Adrian mitten in Klaras erste Sätze. Pia drückte seine Hand.
    »Sei leise und hör zu, Adrian«, bat Pia und konzentrierte sich wieder auf Klara.
    »… und deshalb müssen wir entgegen anderslautenden Vermutungen davon ausgehen, dass wir es mit einem brutalen Serienmörder zu tun haben. Der Täter ist mittlerweile vollkommen außer Kontrolle geraten, er hat sich nicht mehr im Griff, und deshalb brauchen wir Ihre Hilfe …«
    Auf dem Monitor erschien ein Phantombild, das in Pias Augen ungefähr jedem dritten weißen Amerikaner gehören konnte.
    »… wissen wir, dass es sich um einen weißen Mann Mitte dreißig handelt. Er hat rotbraunes Haar, grüne Augen und ist etwa 1 Meter 70 groß. Wir glauben, dass der Mann eine Familie hat, die er vor etwa vier Jahren verlassen haben muss. Wenn Sie eine Frau sind, deren Mann Sie vor vier Jahren verließ und der in den Jahren davor auffällige Verhaltensmuster gezeigt hat, bitte melden Sie sich bei uns. Jeder Hinweis kann wichtig sein. Genaue Informationen über mögliche auffällige Handlungsmuster finden Sie auf unserer Homepage …«
    Der Fernsehsender zoomte wieder zurück auf die Reporterin, die für die bekanntermaßen geringe Aufmerksamkeitsspanne des Nachrichtenpublikums noch einmal die wichtigsten Punkte von Klaras Aufruf wiederholte. Pia drehte den Ton leiser und sah Adrian an, der noch immer reglos neben ihr lag.
    »Aber: Bringt sie sich damit nicht selbst in Gefahr? Sie begibt sich doch geradewegs in die Schusslinie! Hast du nicht etwas von einer gespaltenen Dreifach-Persönlichkeit erzählt, die mit ihrem anderen Ich diese Familie tatsächlich zu lieben glaubt? Ich meine, sie ruft seine Familie dazu auf, sein Leben zu ruinieren … da wird er …«
    »Genau das … ist Sams Kalkül«, bekannte Pia mit einem dicken Kloß im Hals.

K APITEL 30
     
    10. Oktober 2011, 12:55
    Papillion, Nebraska
     
    Tammy Walker spürte einen Luftzug und wusste, dass sie zurückkamen. Kurz darauf hörte sie das vertraute Geräusch einer zufallenden Tür irgendwo über ihr, das Schloss wurde doppelt abgesperrt. Danach etwas Schweres, das über einen rauen Boden geschoben wurde. Sie kamen zurück. Immer wenn sie zurückkamen, wurde ihr noch ein wenig kälter in ihrem dunklen Verlies. Sie kauerte sich in die Ecke des weiß gekachelten Raumes, schlang die Arme um die Beine und versuchte, an etwas

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