Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Judaswiege: Thriller

Judaswiege: Thriller

Titel: Judaswiege: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Berkeley
Vom Netzwerk:
Bundesstaaten jagen? Obwohl sie zugeben musste, dass es ihm nichts auszumachen schien. Die beiden alten Herren waren bester Dinge. Und entgegen seinen sonstigen Gewohnheiten las Stein keine Akten oder ließ sich von ihr Telefonate durchstellen, stattdessen unterhielten sich die beiden unablässig über Freizeitaktivitäten außerhalb der Stadt. Als würden sie in ihrem Alter noch mit dem Fliegenfischen anfangen, amüsierte sich Pia und nahm einen Schluck Wasser aus dem dickwandigen Kristallglas, das in einem wurzelnussbaumvertäfelten Cupholder stand und in das wesentlich besser ein rauchiger Single Malt gepasst hätte.
    Aus dem Augenwinkel beobachtete sie ihren Chef, dessen Knollennase bei seiner Konversation über die Vorzüge des Landlebens aufgeregt zuckte. Sie hatte ihn selten so entspannt erlebt, fast kam es ihr vor, als unternähmen sie eine heitere Landpartie statt einer Fahrt zum FBI-Hauptquartier auf Einladung von Sam Burke, der sehr dringlich geklungen hatte.
    —
     
    Um kurz vor halb drei rollte der schwere Wagen an die Schranke des NCAVAC, und Edward legte zum Gruß die Hand an die Schirmmütze. Der mit einem Maschinengewehr bewaffnete Beamte starrte unverhohlen in den Fond des Wagens, der viel zu alt war, um schon verdunkelte Scheiben zu besitzen. Vermutlich hätte Stein eine solch affektierte Neureichenschnöselei auch niemals geduldet, schätzte Pia.
    Edward streckte ihm ihre Ausweise entgegen und verwies auf einen angekündigten Termin mit Sam Burke. Der Beamte nahm sich Zeit, die Papiere zu studieren, und glich sie mit den Daten auf dem Computer ab, der in einem kleinen Häuschen neben der Schranke stand. Es schien Probleme zu geben, er telefonierte offenbar mit einem Vorgesetzten, bevor er ihnen die Papiere wieder aushändigte.
    Edward nahm sie mit der Gelassenheit eines englischen Butlers entgegen, ignorierte den hinter ihm drängelnden Mittelklasse-Ford und glitt unter der Schranke hindurch. Der schwer bewaffnete Schrankenwärter hatte ihm einen Plan des Geländes in die Hand gedrückt, zusammen mit dem Hinweis, auf keinen Fall die roten Linien zu überfahren, wie Pia selbst im Fond deutlich hatte vernehmen können. Stein öffnete die Scheibe zu ihrem Fahrer: »Was wollte dieser Rowdy, Edward?«
    »Er sprach von großen Gefahren, denen man sich in den rot markierten Gebieten aussetzen würde. Unser Fahrziel liegt übrigens mittendrin – aber offenbar ist diese grün markierte Route hier«, er hielt den Plan gegen die Scheibe und bemühte sich, dabei die Spur zu halten, »ein sicherer Weg.«
    »Na ja«, kommentierte Stein und lehnte sich wieder in seinen Sitz zurück. Er wirkte amüsiert. »Wenigstens kriegen wir dafür vielleicht etwas geboten. Fahren Sie so nah am Rand wie möglich, Edward. Und wenn Sie ein wenig von der Linie abkommen, soll es mich auch nicht weiter stören.«
    »In Ordnung, Sir«, sagte Edward und schaltete einen Gang hoch. Der Rolls schnurrte eine kleine Anhöhe hinauf, auf deren Kuppe einige unmissverständliche Warnschilder angebracht waren. Sie waren offensichtlich im Begriff, in die rote Zone zu fahren. Pia schaute neugierig aus dem Fenster. Rechter Hand lief eine Gruppe Jogger in schnellem Tempo durch den Wald. Ansonsten wirkte die Szenerie erstaunlich ruhig für eine derart verbotene Zone, bemerkte Pia, als sie plötzlich von einem Auto mit Vollgas überholt wurden. Der Wagen sah aus, als stammte er direkt von einem Schrottplatz, die Kotflügel waren verbeult, und der Lack schälte sich in großen Blättern von der Karosserie. Stein blickte ihm verwundert hinterher. Er lächelte immer noch, als betrachtete er seine Nichte beim Spielen im Sandkasten.
    Kurz hinter dem Schrotthaufen raste eine Gruppe schwarzer Vans heran, in den Seitenfenstern hingen dunkel vermummte Gestalten mit Maschinenpistolen. Die Sirenen waren echt, so viel stand fest, dachte Pia und hielt sich die Ohren zu, als die Wagen an ihnen vorbeirasten. Edward gab sich gänzlich unbeeindruckt und ließ den Rolls schnurgerade und ohne die Geschwindigkeit zu ändern weiterrollen. Zweihundert Meter vor ihnen fielen plötzlich Schüsse, woraufhin die Klapperkiste ins Schleudern geriet.
    »Besser als jede Safari, was, Edward?«, kommentierte Stein trocken.
    Die Verfolger blockierten inzwischen mit ihren Autos die Straße vor ihnen, sodass Edward anhalten musste. Stein erhob sich von seinem Sitz und öffnete das Fenster. Beide Seiten lieferten sich jetzt ein hitziges Feuergefecht, offenbar trainierten sie gerade

Weitere Kostenlose Bücher