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Judaswiege: Thriller

Judaswiege: Thriller

Titel: Judaswiege: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Berkeley
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gestrichene Cafés und ein paar Meter weiter eine Bruchbude, die aussah, als könnte man sich alle möglichen Krankheiten holen, wenn man nur die Türklinke berührte. Aber jetzt bist du schon mal hier, Pia, sagte sie sich, also gehst du auch zu unserem Klienten.
    Als sie vor der Haustür stand, zupfte sie ihren Rock zurecht und suchte nach dem Klingelschild. Offensichtlich wohnte hier jeweils nur eine Partei pro Stockwerk, und anstatt der Namen waren nur Appartementnummern verzeichnet.
    Sie öffnete ihre Aktentasche, die sie an einem Riemen über der Schulter trug, und konsultierte ihre Notizen: App 5. Pia drückte den entsprechenden Knopf. Es dauerte etwa eine halbe Minute, bis der Summer ertönte und sie den Hausflur betreten konnte, der ebenso alt und heruntergekommen aussah wie das ganze Gebäude.
    Eine Fünf, aber natürlich kein Aufzug. Super, dachte Pia. Stufe für Stufe stöckelte sie das Treppenhaus hinauf. Im fünften Stock war sie fast ein wenig außer Atem, als sie Adrian von Bingen in die Arme lief.
    Er grinste sie wissend an: »Ein gutes Stück Arbeit, Miss Lindt, verzeihen Sie. Herzlich willkommen!« Er streckte ihr die Hand hin. Fein manikürt, blütenweißes Hemd, leichter Bartschatten. Er sah wieder einmal verdammt gut aus, dieser verarmte Millionärssohn.
    »Hallo, Mr. von Bingen, schön, Sie wiederzusehen.«
    »Adrian, bitte. Kommen Sie rein. Darf ich Ihnen aus dem Mantel helfen?«, fragte er galant und hielt sanft die Hand an den Kragen ihres Trenchcoats. Das ließ sich Pia nicht zweimal sagen. Die alte europäische Schule. Pia gefiel das. Sehr sogar.
    »Bitte, kommen Sie rein«, forderte er sie auf und wies ihr den Weg in das Wohnzimmer des kleinen Appartements. Es war winzig, aber ganz im Gegensatz zu dem, was das Äußere des Hauses vermuten ließ, beinahe pedantisch sauber und aufgeräumt. Es roch nach Lilien, die in einem großen Strauß in der Mitte eines quadratischen niedrigen Tischchens arrangiert waren, um das herum Filzwürfel standen. Sehr puristisch, beinahe japanisch, aber durchaus geschmackvoll, fand Pia.
    »Darf ich vorschlagen, dass wir uns auf der Terrasse unterhalten, Miss Lindt?«, schlug ihr Gastgeber vor. »Es ist der einzige Raum des Hauses, der mir für Sie annähernd angemessen erscheint.«
    Pia winkte ab: »Ich bitte Sie, Adrian. Sehe ich wirklich so snobistisch aus? Aber gerne, Terrasse klingt gut.«
    Während Adrian vorausging, dachte sie darüber nach, ob sie wirklich so spießig auf Männer wirkte. Nein, Pia, du siehst noch viel spießiger aus. Im Studium hätte das keiner von dir gedacht, ärgerte sie sich.
    Der Weg führte durch eine niedrige Tür, und als Pia das Dach betrat, wusste sie, was Adrian gemeint hatte. Obwohl das Haus für New Yorker Verhältnisse eher niedrig war, hatte man nach Westen einen tollen Blick auf die Skyline von Manhattan. Natürlich nicht den mondänen auf den Finanzdistrikt wie etwa von New Jersey, aber immerhin.
    Auf Adrians Terrasse standen Korbmöbel mit weißen Polstern, auf einem Beistelltisch war eine Flasche Champagner geöffnet, die noch aus dem Hals dampfte. Wie war das möglich?, fragte sich Pia, aber Adrian ließ ihr keine Zeit, weiter darüber nachzudenken.
    »Setzen Sie sich doch, Pia. Ich habe aus dem Restaurant eine Flasche Champagner stiebitzt und sie vorsorglich bereits geöffnet. Wenn ich ehrlich bin, um Ihnen keine Wahl zu lassen. Sie trinken doch ein Glas mit mir, oder nicht?«
    »Ich weiß nicht, ob mein Besuch der richtige Anlass für ein Glas Champagner ist …«, setzte Pia an, aber Adrian winkte ab.
    »Doch, doch, ganz sicher ist er das sogar, Pia. Sie sind die erste Frau, die mich in meinem Appartement besucht seit, lassen Sie mich kurz nachdenken, ja, seit über fünf Jahren. Und Ihre Vorgängerin war meine Schwester.«
    »Aber Adrian …«, startete Pia einen letzten Versuch, ihr Gastgeber winkte jedoch erneut ab und hielt ihr ein Glas vor die Nase.
    »Nein, Pia. Trinken Sie den Champagner mit mir.« Er blickte ihr bestimmt in die Augen. »Tun Sie mir den Gefallen, bitte.«
    Also gut, dachte Pia. Sie nahm ihm das Glas aus der Hand und prostete ihm zu: »Nun gut, Adrian. Worauf möchten Sie anstoßen?«
    »Na, worauf wohl: Auf Sie, meinen ersten Damenbesuch seit fünf Jahren«, zwinkerte er ihr zu.
    Will er mich etwa verführen?, ging es Pia durch den Kopf, als die Gläser aneinanderklirrten. Nein, unmöglich, entschied sie. Ich habe die Akten zum Mord an seiner Frau unter dem Arm. Andererseits war das

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