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Judaswiege: Thriller

Judaswiege: Thriller

Titel: Judaswiege: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Berkeley
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Zugeständnis des Anzugs an eine mögliche Kontamination eines Einbruchsorts mit ihrer DNA waren die Sinne. Es war Klara wichtiger, gut hören, riechen und sehen zu können, als die perfekte Abschirmung, die auch so schon bei neunundneunzig Prozent lag und kaum ausreichend Spuren für eine Identifikation hinterlassen würde. Das jedenfalls war auch bei Einbruch No. 73 kein Problem gewesen, jenem folgenschweren Einstieg in der Villa des Senators, bei der man sie über private Akten gebeugt gestellt hatte.
    Sissi betrachtete ihr Spiegelbild. Natürlich war sie nicht mehr so gelenkig wie früher, die Bänder altern am schnellsten bei einer Turnerin, aber immer noch topfit. Körperlich dürfte es keine Probleme geben, stellte Sissi fest, als sie begann, ihre Muskeln aufzuwärmen. Zehn Minuten später kletterte sie aus dem Fenster der Pension.
    Von dem Sims des niedrigen Gebäudes sprang sie auf die dunkle Seitenstraße, ihre Knie federten den Sprung gekonnt ab. Ihre Füße, die in schwarzen, eng geschnürten Turnschuhen steckten, kamen perfekt parallel zueinander auf. Ohne Zeit zu verlieren, verzog sich Klara in den Schatten einer Mauer aus Backstein. Von der Straße hörte sie den Motor eines langsam fahrenden Autos. Sie spähte in Richtung der Straßenlaternen, die lange Schatten auf die Hauptstraße warfen, und erkannte eine ihr wohlbekannte Lackierung der Motorhaube: Cops.
    Klara drückte sich noch etwas flacher in die kleine Mulde an der Mauer, zu der sie ganz automatisch gehechtet war. Wenigstens meine Instinkte funktionieren noch einwandfrei, stellte sie zufrieden fest. Die beiden Streifenpolizisten in ihrem Crown Victoria leuchteten mit einem Handscheinwerfer in die Gasse neben der Pension, während der Wagen im Schritttempo vorüberrollte. Reine Routine, wusste Klara.
    Sie krümmte ihren Rücken und legte das Gesicht auf die Knie zwischen ihre Arme. Ihr Herz klopfte stärker als früher in solchen Situationen, musste sie konstatieren, und während der Lichtkegel über ihre Silhouette glitt, hielt sie den Atem an. Zwanzig Sekunden später vernahm sie, wie die Backsteinmauer den Schall des Motors verschluckte. Ihr neuer Anzug hatte die erste kleine Bewährungsprobe bestanden. Du hast sie bestanden, Klara. Der Anzug wäre sicher nicht das Problem geworden, er hat noch in ganz anderen Situationen funktioniert, und zwei arglose Streifenpolizisten waren nun wirklich keine Herausforderung. Früher waren sie das nicht, Klara. Egal, weiter geht’s, du bist schließlich nicht zum Sinnieren hergekommen. Leise wie eine Katze erklomm sie die Mauer und lief hinter die Häuserzeile, die an der gewundenen Straße lag.
    Klara brauchte fast eine Stunde, um ihr Ziel zu erreichen. Dale City. Stadt ist wirklich die Übertreibung des Jahrhunderts, fand Klara, als sie hinter dem eingeschossigen Holzhaus Stellung bezog, in dem Wesley Brown wohnte. Eine Ansammlung von Bruchbuden war das hier, mehr nicht, und das ist noch geschmeichelt. Das FBI sollte seine Leute wirklich besser bezahlen, hier käme ja sogar eine Schildkröte rein, dachte sie, als sie über den niedrigen Zaun sprang und weich im Gras landete.
    Die Fenster waren dunkel, wie erwartet. Agent Brown hatte Nachtschicht, was ihr ein simpler Anruf bei der nahe gelegenen FBI Academy ohne jede Mühe verraten hatte. Wahrscheinlich bietet dir just in diesem Moment Sam einen seiner geliebten Donuts an, grinste Klara, als sie zur Hintertür des Hauses schlich. Sie lauschte einen Moment, aber die Nacht war still, nur die Blätter der Laubbäume raschelten im Wind.
    Mit einer knappen Bewegung zog sie den gummierten Dietrich aus der in den Anzug eingenähten Tasche und machte sich am Schloss zu schaffen, als ihr ein kleines Licht am anderen Ende des Raumes auffiel. Vorsichtig zog sie das Werkzeug zurück. Wohl doch nicht so einfach, wie ich dachte, bemerkte sie und fischte ein Objektiv aus der Tasche. Es handelte sich um ein handelsübliches Fernrohr mit Restlichtverstärker von einem deutschen Hersteller, das üblicherweise bei der Jagd eingesetzt wurde. Klara fixierte die unscheinbare Diode und drehte die Einstellungen scharf. Ah, ein Eigenbau, der wohl hauptsächlich gegen jugendliche Gelegenheitseinsteiger gedacht war. Hätte ich mir bei einem Namen wie Wesley ja denken können. Wer hieß schon Wesley?
    Keine Akkus, dafür war er zu klein. Klara packte das Fernglas in die Tasche und schlich um das kleine Häuschen, suchte mit gebeugtem Rücken die Außenwand ab, bis sie die Stelle

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