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Judaswiege: Thriller

Judaswiege: Thriller

Titel: Judaswiege: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Berkeley
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sieben Jahre her. Und hatte sie, der ihr nie etwas ähnlich Schlimmes widerfahren war, das Recht, darüber zu urteilen, wie andere damit umgehen sollen? Und dennoch, sie war seine Anwältin, Punkt.
    Als sie beim Nachschenken in seine grünen Augen sah und ihm zuschaute, wie er formvollendet eine Verbeugung andeutete, war sie fast ein wenig traurig darüber, ihn unter diesen Umständen kennenzulernen.
    »Adrian, ich habe …«
    »Pssst.« Er legte den Zeigefinger auf den Mund. »Nicht während des Champagners, in Ordnung?«
    Pia nickte.
    »Warten Sie einen kleinen Moment, ich habe uns auch etwas zu essen gemacht zur Feier des Tages«, sagte er, sprang auf und ließ sie alleine unter ihrem Baldachin sitzen. Hatte Stein nicht gesagt, Adrian von Bingen hätte jede Lust am Kochen verloren? Pia schaute ihm verdutzt nach und zuckte die Achseln. Die Nachmittagssonne schien herrlich, hier konnte man beinah so etwas wie Urlaubsgefühle entwickeln.
    Es dauerte keine zwei Minuten, bis ihr Gastgeber wieder erschien, ein Tablett von der Größe eines Fußballfelds in beiden Händen. Gekonnt bugsierte er es auf einen Beistelltisch und drückte ihr einen Teller in die Hand, auf dem ein kleines Gemälde lag. Auf der einfachen Dachterrasse wirkte der kunstvoll gestaltete Teller wie von einem anderen Stern.
    »Das sieht köstlich aus, Adrian, was ist das?«
    »Probieren Sie es, dann sage ich es Ihnen.«
    »Also, das hier ist wohl Lachs«, mutmaßte Pia und bugsierte ein Stück sonderbar glänzenden Fisch auf ihre Gabel. Er duftete verführerisch. Sie probierte. Nein, das war kein Lachs, dachte Pia. Lachs schmeckt wie Lachs, aber das hier ist göttlich. Sie schloss die Augen und genoss den Geschmack des Fisches, der sich mit einem süßlichen Aroma und einer exotischen Schärfe mischte.
    »Das ist …«
    »Lachs. Sie hatten recht«, unterbrach sie Adrian zum dritten Mal bei diesem Besuch.
    »Nein, das ist … Gut. So etwas habe ich noch nie gegessen.«
    »Probieren Sie die Gurken. Am besten beides zusammen«, schlug Adrian vor.
    Pia häufte eine mutigere Portion Lachs und ein paar marinierte Gurken auf die Gabel. Der Salat schmeckte ein wenig scharf und nach Koriander. Zum erdigen Geschmack von Lachs bildete er ein wunderbar frisches Gegengewicht. Sie lächelte, Adrian grinste zurück. Jetzt nahm auch er sich einen Teller und begann beherzt zu essen.
    Sie unterhielten sich über alles Mögliche, die aktuelle Ausstellung im MoMa, die Yankees, die Stones und über Thibaults letzten Fall. Nur nicht über Adrians Frau, das Thema, weswegen sie ihn aufgesucht hatte. Über eine Stunde später, sie waren mittlerweile zu einer Flasche Weißwein übergegangen, versuchte Pia einen Steinschen Hakenschlag: »Aber sagen Sie mal ehrlich, Adrian: Was haben Sie mit dem Lachs gemacht? Ich habe in meinem ganzen Leben – ich schwöre – noch niemals so guten Fisch gegessen.«
    »Das Geheimnis, Miss Lindt«, er äffte dabei einen dozierenden Professor nach, »liegt einzig in der Temperatur. Der Lachs hat all diesen Geschmack schon, wir dürfen ihn ihm nur nicht wegnehmen.« Adrian lachte. »Nein, aber im Ernst. Er gart bei fünfundsechzig Grad im Ofen unter einer Mischung aus zwei Pfeffersorten, Olivenöl und Lavendelblütenhonig. Der Trick ist, ihn in einem Zustand zwischen roh und gar zu erwischen und dann zu servieren.«
    Pia staunte. Sie kochte auch nicht schlecht, aber von einer derartigen Methode hatte sie noch nie gehört. Sie erinnerte sich daran, dass Adrian bei einem Sternekoch in Europa gelernt hatte. Kein Wunder. Sie wollte ihn gerade dazu auffordern, aber er kam ihr mit dem Rezept für die Gurken zuvor.
    »Und der Gurkensalat ist ganz simpel: Schlangengurken von den Kernen befreien, Joghurt, Wasabi, frischen Koriander, fertig. Ganz einfach.«
    Genau, dachte Pia. Ganz einfach. Wie hatte ich mir das mit dem Steinschen Haken jetzt noch gedacht? Wie komme ich jetzt auf Jessica von Bingen.
    »Ich sehe, Sie möchten langsam über das reden, weswegen Sie gekommen sind. Ich bedauere das sehr, aber natürlich haben Sie recht.«
    Er sah auf einmal ein wenig traurig aus. War das wegen Jessica, oder weil ihr kurzweiliger Nachmittag zu Ende ging, der übrigens wirklich schön war, wie Pia feststellte. Sie nickte.
    »Also gut. Lassen Sie mich das hier kurz abräumen, und dann legen wir los, in Ordnung?«
    Pia nickte erneut: »Warten Sie, ich helfe Ihnen«, bot sie an, aber Adrian lehnte ab: »Nein bitte, Pia. Sie sind mein Gast, und ich kann zwei Minuten

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