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Judaswiege: Thriller

Judaswiege: Thriller

Titel: Judaswiege: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Berkeley
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das an?«
    Sie bereute ihre Stutenbissigkeit sofort. Sara war gar keine dieser typischen Überärzte, die sich für eine andere Kaste hielten und ständig zu bedauern schienen, dass sie kein entsprechender Edelstein auf der Stirn als solche auswies. Nein, Sara war eigentlich die netteste von allen, und deshalb ärgerte Virginia sich doppelt über sich selbst.
    »Okay«, gab Sara gleichmütig zurück. »War ja nur eine Frage.« Achselzuckend öffnete sie ihren eigenen Spind, der direkt neben Virginias lag.
    »Hey, es war nicht so gemeint«, versuchte Virginia die Wogen zu glätten. »Es ist nur so, dass die anderen …«
    »Ich weiß«, beschwichtigte sie die junge Ärztin. »Und? Hast du nun einen Neuen?« Zu ihrer Frage grinste sie verschwörerisch.
    »Ja«, gab Virginia zu und hoffte, dass sie nicht puterrot anlief.
    »Verknallt oder verliebt?«
    »Eher Letzteres«, gab sie zu und wusste nun sicher um ihre Gesichtsfarbe. »Er ist toll.«
    »Freut mich für dich. Wenn du mal eine Schicht tauschen musst, gerade jetzt, wo alles bei euch frisch ist, du weißt, wo du mich findest.«
    Virginia nickte dankbar und hängte ihren weißen Kittel auf den Bügel. Dann warf sie sich ihre Tasche über die Schulter und marschierte Richtung Ausgang. An der Tür blieb sie noch einmal kurz stehen und blickte zurück: »Danke, Sara.« Ihre Kollegin winkte ab.
    Der Muni hatte wieder einmal Verspätung. Trotz des Sommers war es recht frisch am frühen Abend, und Virginia schlang sich ihren großen Paschminaschal um die Schultern, während sie wartete. Ihre Gedanken waren bei Vittorio und ihrer Verabredung heute Abend. Sie freuten sich seit einer Woche gemeinsam darauf, und heute war es endlich so weit. Sie hatten eine Einladung für die heißeste Party der Stadt, von der Virginia bisher nur in Form von Gerüchten gehört hatte. Für sie war die dunkle Seite, zu der ihr Vittorio die Türen geöffnet hatte, überaus faszinierend. Und heute würden sie sich noch ein ganzes Stück weiter hineinwagen. Zu ihrer Vorfreude gesellte sich ein Kribbeln im Bauch, das auch ein Stück von der Angst vor dem, was sie dort erwartete, genährt wurde. Sie war froh, dass sie Vittorio dabei an ihrer Seite wusste. Er würde auf sie aufpassen, da war sie sich hundertprozentig sicher. Als der Bus endlich kam, wäre sie beinah stehen geblieben, so indifferent war ihr Gefühl im Bauch.
    Zehn Minuten später schloss sie die Tür zu ihrem gemeinsamen Appartement auf. Vittorio hatte klassische Musik aufgelegt und einige Kerzen angezündet. Er begrüßte sie mit einem langen Kuss. Danach hielt er ihren Kopf in beiden Händen und flüsterte: »Ich habe dir eine Wanne eingelassen, Virge. Interesse?« Er wusste, dass sie für ihr Leben gern badete, und seit sie bei ihm eingezogen war, genoss sie den kleinen Luxus, so oft sie konnte. Sie nickte, und er ließ sie los. Erst nachdem sie ihre Klamotten sorgfältig im Schrank verstaut hatte, betrat sie, in einen dicken Frotteemantel gehüllt, das Badezimmer. Auf der kleinen Holzbank vor der Wanne lag ein großes schwarzes Paket mit einer dicken roten Tüllschleife. Sie strich mit den Fingern über das teure Papier. Sie ahnte, was das Paket enthielt, wollte sich aber die Vorfreude nicht nehmen. Ohne ihr Geschenk aus den Augen zu lassen, sank sie in das Schaumbad, das wunderbar nach Rosen und Orange duftete.
    Zwei Stunden später saßen sie im Taxi Richtung Innenstadt, und Vittorio streichelte zärtlich ihre Hand. Er beugte sich zu ihr herüber und flüsterte sehr nah an ihrem Ohr: »Na, wie hat dir mein Geschenk gefallen?«
    Virginia grinste: »Mindestens so gut, wie es dir gefallen wird, schätze ich.« Ihr Freund grinste zurück.
    »Aufgeregt?«, fragte er.
    »Es geht so«, antwortete sie ehrlich. Der Wagen schaukelte, als der Fahrer eine gelbe Ampel in hohem Tempo überfuhr, und die Bodenwelle der hier omnipräsenten Hügel presste sie in die Sitze. Wie in einer zu langsamen Achterbahn, dachte Virginia. Den Rest der Fahrt saßen sie schweigend nebeneinander. Kurz bevor sie ihr Ziel erreichten, drückte Vittorio noch einmal aufmunternd ihre Hand, eine kleine Geste, die ihr viel bedeutete.
    Der Fahrer hielt vor einem Haus inmitten des touristischen Stadtzentrums von San Francisco. Virginia schaute kritisch auf die Hausnummer: Geary Street 515. Die korrekte Adresse. Rechts neben dem Eingang prangte das rote Logo einer schwedischen Billigmodekette, links glitzerten Prada und Gucci um die Wette.
    »Bist du sicher, dass wir

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