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Judaswiege: Thriller

Judaswiege: Thriller

Titel: Judaswiege: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Berkeley
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hier richtig sind?«, fragte Virginia, nachdem Vittorio die Tür des Taxis zugeschlagen hatte und der Fahrer davongebraust war.
    »Vertrau mir«, antwortete er lachend und gab ihr einen Klaps auf den Po. Virginia blickte sich verschämt um, weil sie glaubte, das kurze Lackkleid, das sie unter ihrem Mantel trug, hätte unter seiner Hand so laut geschnalzt, dass es jeder im Umkreis von hundert Metern gehört haben musste. Sie blickte an sich hinunter. Nein, der Mantel war lang genug. Niemand konnte irgendetwas sehen. Sie hakte sich bei Vittorio unter, der ihr galant den Arm anbot. Gemeinsam traten sie vor die unscheinbare Stahltür mit der Hausnummer 515 Geary Street. Zielsicher drückte ihr Begleiter auf einen der zahlreichen Klingelknöpfe.
    Virginia blickte an der hohen Fassade hinauf, sie kam sich klein und unbedeutend vor. Auf einmal war sie gar nicht mehr so sicher, was diesen Abend anging. Ach was, Virginia. Jetzt reiß dich zusammen. Du wolltest unbedingt auf diese Party, schon vergessen? Und Vittorio war schon öfter da, und der lebt ja schließlich auch noch, oder nicht? Plötzlich wurde an der Tür ein schmales Sichtfenster mit einem lauten Klacken geöffnet. In dem kleinen quadratischen Loch erschien ein dunkles Augenpaar, das sie anstarrte. Das Auge sagte nichts, stattdessen ergriff Vittorio das Wort: »Dämonenblut«, sagte er, was Virginia einen weiteren Schauer den Rücken hinunterjagte. Gehört alles zur Show, erinnerte sie sich selbst. Im Gegensatz zu ihr schien dem Augenpaar der Begriff aber ganz und gar nicht ungewöhnlich vorzukommen. Mit demselben Klacken wie zuvor schloss sich das kleine Fenster, und die große Stahltür schwang auf. Zu ihrem Erstaunen gehörte das misstrauische Augenpaar zu einem formvollendet mit einem Smoking bekleideten, umwerfend aussehenden schwarzen Glatzkopf im besten Alter. Er wirkte jetzt gar nicht mehr unfreundlich, sondern hielt ihnen zuvorkommend die Tür auf.
    An Vittorios Arm schritt Virginia ins Innere des Hauses, das von außen so unscheinbar gewirkt hatte. Der Gang war scheinbar unendlich lang und dunkel, aber alle zehn Zentimeter stand eine große Kerze auf dem Boden, die die hohen Wände in flackernden Schein tauchte. Eine warme Brise und ein leichter Geruch nach Zedernholz wehten ihr entgegen, und in der Ferne hörte sie die gedämpften Beats von House Music. Auf dem groben Steinboden verursachte jeder ihrer Schritte mit den hohen Absätzen ein lautes Geräusch. Virginia versuchte, mit ihrem Begleiter möglichst im Gleichschritt zu laufen, es erschien ihr hier irgendwie angemessen. Er tätschelte wieder ihren Arm, und obwohl er immer nur dieselbe Geste abzuspulen schien, freute sie sich trotzdem darüber.
    Am Ende des Korridors erreichten sie die Garderobe. Virginia atmete tief ein, als sie ihren Mantel aufknöpfte. Vittorio, der hinter ihr stand, um ihn in Empfang zu nehmen, pfiff durch die Zähne, als der Mantel den Blick auf das Kleid freigab: »Wow«, sagte er schlicht. Virginia fühlte, wie ihr die Schamesröte ins Gesicht stieg. Wie schaffte es dieser Mistkerl nur immer wieder, dass sie sich fühlte wie eine Sechzehnjährige bei ihrem ersten Date. Dieser gut aussehende Mistkerl ist das Beste, was dir je passiert ist, vergiss das nicht, ermahnte sie ihre beste Freundin aus der Ferne. »Hast du etwas anderes erwartet?«, fragte sie und bemühte sich, dabei kein allzu dämliches Gesicht zu machen. Er lächelte. An der Wand gegenüber der Garderobe hing ein raumhoher Spiegel. Während sich Vittorio um ihre Mäntel kümmerte, musterte sie ihr Spiegelbild: Das Lackkleid hatte ein geschnürtes Bustier, das ihre ohnehin nicht gerade unauffällige Oberweite noch stärker betonte, und die Korsage sorgte für eine wirklich atemberaubende Taille.
    Atemberaubend trifft es in der Tat ganz gut, vermerkte Virginia und zupfte an den Schnüren. Der viel zu kurze Faltenrock knisterte, wenn sie sich drehte. Sie kam sich vor wie eine Prostituierte und erschreckte sich darüber, dass ihr der Gedanke in einem verwinkelt gelegenen Hinterstübchen ihres Gehirns gefiel. Vittorio ihr Freier? Sie betrachtete seine elegante Erscheinung in einem Smoking, der ebenso gut saß wie der des Türstehers. Natürlich kommen die Männer auch mit so was durch, ärgerte sie sich und musterte erneut ihr Fetisch-Outfit. Mein Gott, Virginia, du bist fast vierzig, und jetzt überlegst du ernsthaft, ob es dir gefallen könnte, wenn dein Freund dich für den phänomenalen Sex bezahlt? Ja, entschied

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