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Judaswiege: Thriller

Judaswiege: Thriller

Titel: Judaswiege: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Berkeley
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einigermaßen verkehrsgünstig gelegen und die Mieten erschwinglich. Truthleaks war ein mit Spenden finanziertes Projekt, und sie hatten keinen Cent zu verschenken, fast alles ging für den Betrieb der Server und kleinere Gerichtsverfahren drauf.
    Bisher hatten sie sich mit vergleichsweise unbedeutenden Dokumentationen begnügen müssen: eine Kupfermine in Lagos, die von einem korrupten Lokalpolitiker in den Ruin getrieben wurde, eine Parteispendenaffäre in Russland. Ein großer Wurf war ihnen bisher nicht gelungen, vor allem, weil ihnen die Quellen fehlten. Die meisten Informanten wandten sich lieber an das bekanntere Wikileaks, wobei Julian Assange sie sogar persönlich mit einer Spende und ein bisschen Code unterstützt hatte. Er hatte damals behauptet, es ginge ihm wirklich um die Sache, und es könne überhaupt nie genug Plattformen wie uns geben, falls es dem politischen Establishment doch einmal gelingen sollte, einen abzuschalten oder gerichtlich auszubooten. Ihr Gründer sah es genauso und betrieb es mit dem gleichen missionarischen Eifer wie Julian Assange.
    Adam stand schon auf der Straße vor der ehemaligen Autowerkstatt, die jetzt ihre Zentrale in San Francisco beherbergte, und wippte in den Knien. Er trug ein dunkles Hemd, eine schwarze Lederjacke und eine ausgeblichene Jeans, die etwa die Hälfte seiner Tattoos und Piercings verdeckten. Das war gut. Seine Glatze glänzte in der Sonne wie ein riesiger roter Ball.
    Vittorio grinste. Ihm sieht man die Partys auch tagsüber an, stellte er fest. Er umarmte Adam zur Begrüßung, was ihm selbst seltsam vorkam. Es liegt wohl einfach daran, dass wir uns nur aus der Nacht kennen. Vittorio war kein überaus körperlicher Typ, und er neigte nicht zu spontanen Umarmungen – weder bei Männern noch bei Frauen –, und trotzdem schien es ihm hier irgendwie angemessen. Und noch ein Unterschied fiel ihm auf: In seinem nächtlichen Umfeld strotzte Adam vor Selbstbewusstsein, worin Vittorio den Hauptgrund dafür vermutete, dass ihm die Frauen so zugetan waren, aber hier schien er leicht verunsichert. Dabei ging es doch nur um die Jungs. Oder: Die Jungs und das Mädel, korrigierte er sich.
    »Lass uns reingehen«, schlug Vittorio vor und schloss die Tür auf. Sie knarzte beim Öffnen. Im Innern roch es noch immer nach Benzin und Schmieröl. Vittorio ging voraus und betrat ohne anzuklopfen die alte Werkstatt, in der sich mittlerweile statt löchriger Karosserien Computer stapelten, die den Raum in einen wahren Brutkasten verwandelten.
    »Sagt mal, könnt ihr nicht mal ein Fenster aufmachen?«, fragte Vittorio und hebelte eine kleine Luke auf Kippe. »Ich weiß, es nützt nichts, aber lasst mir doch wenigstens die Illusion, okay?«
    Drei Münder starrten den Hünen mit den Muskeln, den Tattoos und den Piercings an.
    »Darf ich euch vorstellen? Das ist mein Freund Adam.« Er deutete auf ihren Gast wie der Showmaster von Jeopardy auf die Rubriken.
    »Und das sind Susan, Stan und Richard.«
    Adam gab jedem von ihnen höflich die Hand, was die angespannte Atmosphäre etwas lockerte. Susan, die selbst ein Piercing in der Unterlippe trug, musterte ihn auffällig lange.
    »Susan hilft mir beim Programmieren, Stan macht die Kasse, und Richard ist für die Anwaltspost zuständig. Sie sind zwar alle noch Studenten in ihrem Fach, aber sie halten sich ganz tapfer«, zwinkerte Vittorio ihnen zu.
    Susan fing sich als Erste: »Das ist unsere Quelle?«, fragte sie ungläubig.
    »Jep«, antwortete Vittorio knapp.
    Susan schaute ungläubig, sagte aber nichts weiter, die beiden Jungs waren ein wenig verschüchtert, aber das würde sich schon geben.
    »Sind die anderen schon da?«, fragte er Susan.
    »Trudeln gerade alle ein, gleich sind wir komplett.« Sie wandte sich an Adam: »Vito hat gesagt, es ginge um Filmmaterial, das Sie veröffentlichen wollen? Haben Sie es dabei?«
    »Ja, genau«, antwortete Adam und reichte ihr einen USB-Stick.
    »Ein Gigabyte«, murmelte Susan so leise, dass nur Vittorio es hören konnte, und knispelte an ihrem Piercing.
    »Setz dich da drüben neben Stan und Richard, Adam. Es geht gleich los.«
    Vittorio nahm den Stehplatz an der ramponierten Kaffeetheke, die vor allem deshalb in diesem erbärmlichen Zustand war, weil niemand von ihnen gerne sauber machte.
    »Adam, ich habe bisher nur angekündigt, dass wir eine neue Quelle haben. Ob wir das Material veröffentlichen, ist eine demokratische Entscheidung. Deinen Bericht hören nicht nur die Personen hier im

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