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Judaswiege: Thriller

Judaswiege: Thriller

Titel: Judaswiege: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Berkeley
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prüfe das Material von Truthleaks und werde Näheres bekanntgeben, sobald es die Faktenlage zulasse. Allerdings hatte ich Gelegenheit, mit dem Leiter der Behavioral Science Unit, Gil Marin, einige Worte zu wechseln.«
    In dem folgenden Einspieler lief Nancy Fraser neben einem grauhaarigen Mann über den Parkplatz und bemühte sich, Schritt zu halten und gleichzeitig einige Fragen zu stellen: »Mr. Marin, wie bewerten Sie die sogenannten Gopher-Tapes? Glauben Sie, dass wir es mit einem Verbrechen zu tun haben?« Ohne seinen Schritt zu verlangsamen, antwortete der FBI-Direktor: »Ich kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt wirklich nicht mehr dazu sagen, aber wenn Sie meine Meinung als Privatmann interessiert: Ich finde die Veröffentlichung der Bänder skandalös. Natürlich kann bei solchem Material ein Verbrechen nicht ausgeschlossen werden, aber ich möchte mir die Panik, die Sie jetzt mit ebendiesem Interview schüren, gar nicht vorstellen. Truthleaks hätte damit zu uns kommen müssen, anstatt es in der Öffentlichkeit breitzutreten, das wäre für alle Beteiligten besser gewesen.«
    Mit diesem Satz verschwand Marin in der großen Drehtür, und ein Wachmann drängte die Reporterin unsanft zurück.
    »Danke, Nancy. Wir melden uns in Kürze wieder mit noch mehr Details zu den schockierenden Gopher-Tapes. Bleiben Sie bei uns, wir sind gleich zurück …«
    Stein drehte den Ton leiser, es folgte die unausweichliche Werbepause. Klar. Die Türme stürzen ein, we’ll be right back. Hatten die TV-Sender eigentlich auch am 11. September verdient wie noch nie zuvor?, fragte sich Pia, verscheuchte den Gedanken aber gleich wieder und drehte sich zu Stein um. Der Schock über die grausigen Bilder stand ihr ins Gesicht geschrieben.
    »Ist die erste Frau auf den Bildern die, die ich vermute?«, fragte sie Stein überflüssigerweise.
    Ihr Chef nickte: »Kein Zweifel. Und deshalb müssen Sie Adrian abfangen, bevor er diese Bilder sieht. Beten Sie mit mir, dass sie keinen Fernseher in dieser Farce von einem Restaurant haben.«
    —
     
    Als der Taxifahrer wegen einer Einbahnstraße eine weitere Runde um den Block drehen wollte, nur um sie direkt vor der Tür absetzen zu können, klopfte Pia energisch gegen die Trennscheibe: »Lassen Sie mich an der nächsten Ecke raus, bitte.«
    Der Taxifahrer quittierte es mit einem wortlosen und äußerst unsanften Einlenken Richtung Bordstein, wo das Taxi mit protestierend quietschenden Reifen zum Stehen kam. Typisch New York, Taxifahrer redeten entweder zu viel oder gar nicht und gaben sich betont mürrisch. Dieser, ein Pakistani oder Inder, schätzte Pia, war von letzterer Sorte. Während sie ihm das Geld durch das Schiebetürchen reichte, fiel ihr Blick auf die auffällig angebrachten Lüftungsschlitze. Wieder so eine Ungerechtigkeit, schimpfte sie innerlich. Wir sind ihrem Fahrstil auf Gedeih und Verderb ausgeliefert, aber die Herren können uns auf Knopfdruck eine Ladung Pfefferspray verpassen.
    Als sie auf dem Gehsteig am Times Square stand, war Pia erleichtert, wieder einmal eine Fahrt in einem der gelben Selbstmordgefährte überstanden zu haben, die hier zum öffentlichen Personennahverkehr gehörten wie andernorts das Fahrrad. Wie immer war das Zentrum rund um die Häuser mit den grell blinkenden Leuchtreklamen übervoll. Sie beeilte sich, vor einer übergewichtigen Reisegruppe über die Straße zu kommen, und ging rasch die 46. hinunter. Hoffentlich erwischte sie Adrian, bevor er davon aus dem Fernsehen erfuhr.
    Obschon sie sich in den letzten Wochen öfter getroffen und fast jedes Mal miteinander geschlafen hatten, kannte Pia Adrians Arbeitsplatz noch nicht. Sie hatte ihn mehrfach darum gebeten, sie mitzunehmen, aber er hatte es immer rundweg abgelehnt. »Das ist schon jetzt meine zukünftige Vergangenheit«, hatte er gesagt. »Und es soll mir immer als die Zeit ohne dich in Erinnerung bleiben.« Sie hatte ihm versprochen, sich daran zu halten. Aber dies waren besondere Umstände, oder nicht? Sie hoffte, dass er es verstehen würde. Die Gedanken an seine Reaktion verfolgten sie den gesamten Fußweg zu Nina’s Trattoria: Würden ihn die Videos von der Folterung seiner Frau zurückwerfen? Würde er sich von ihr, der Überbringerin der schlechten Nachricht, abwenden? Sie wusste es nicht, aber sie wusste auch, dass sie keine Wahl hatte.
    Als sie Ninas Trattoria betrat, schlug ihr ein öliger Geruch nach alten Tischdecken und ungewaschenen Gläsern entgegen. Hier sollte Adrian kochen? Na,

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