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Judaswiege: Thriller

Judaswiege: Thriller

Titel: Judaswiege: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Berkeley
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ob er seine Entdeckung am liebsten rückgängig machen würde. »Vito, ich glaube, sie sind nicht einvernehmlich entstanden.«
    »Aua«, sagte Vittorio und rieb sich das Kinn. Das gegenseitige Einverständnis war der heilige Gral bei der Gratwanderung in der Sexualität, die sich SM nannte. Wenn es stimmte, was Adam vermutete, war das harter Tobak, und sie würden den Produzenten ausfindig machen müssen, sonst konnte die ganze Szene Schaden nehmen.
    »Nicht nur das, Vittorio. Ich habe ein ganz schlechtes Gefühl bei der Sache. Mein Gott, eine Judaswiege. Hat man das jemals gehört? Ich habe mit allen Produzenten gesprochen, und keiner kann sich erklären, wie man das faken könnte. Weißt du, was eine Judaswiege ist, Vito?«
    Vittorio schüttelte den Kopf und schluckte. SM-Filme, die nicht gestellt waren? Was sollte das bedeuten? Er hatte noch nie von einer Judaswiege gehört. Adam beugte den Kopf zu ihm herüber und erklärte so leise, dass ganz sicher nur er ihn hören konnte: »Die Judaswiege war ein Folterinstrument im Mittelalter. Stell dir eine spitze Pyramide oder einen Holzpflock vor. Der Delinquent wurde mit Vagina oder Anus auf die Spitze gesetzt, und den Rest besorgte die Schwerkraft. Vito, das ist kein Spaß. Alle, die ich gefragt habe, halten die Filme für echt. Echte Folter, Vito.«
    Aus Adams Blick war jeder Bezug zu dem rauschenden Fest um sie herum verschwunden. Vittorio verstand ihn. SM war eine sexuelle Spielart unter zwei erwachsenen Menschen, keine Qual. Niemals. Und immer und unbedingt einvernehmlich.
    »Vito«, sagte Adam. »An diesen Gopher-Tapes ist etwas faul. Oberfaul, das sage ich dir.«
    »Okay«, entgegnete Vittorio und nahm einen Schluck von seinem Drink. »Und was, glaubst du, sollten wir jetzt unternehmen?«
    Adam beugte sich verschwörerisch zu ihm herüber: »Darüber habe ich lange nachgedacht. Ich denke, wir sollten die Tapes öffentlich machen. Wir können uns das doch gar nicht leisten, die Hausfrauen und Waffenfreaks aus Alaska reden schon genug Schlechtes über uns.«
    Vittorio nippte wieder an seinem Glas. Jetzt weiß ich, warum er damit zu mir kommt, dachte er, während er versuchte, Zeit zu gewinnen. Wenn er nicht auf einer dieser Partys stand, schraubte er in seiner Freizeit an der Datenbank vom Truthleaks mit, einem Portal, das sich absolute Pressefreiheit bei maximalem Quellenschutz auf die Fahnen geschrieben hatte. Ihr Konkurrenzprodukt Wikileaks hatte es im vergangenen Jahr groß in die Schlagzeilen geschafft mit der Veröffentlichung von über zweihundertfünfzigtausend Botschaftsdepeschen der US-Regierung. Ihrem Projekt könnte etwas Öffentlichkeit nicht schaden, und wenn Adam recht hatte, war das natürlich etwas: sadomasochistisches Filmmaterial, das ohne Einverständnis entstanden war?
    Er fragte sich, was die Jungs von dem Projekt dazu sagen würden. Sie waren allesamt keine SMler, zumindest wusste er von keinem. Aber es konnte nicht schaden, wenn sie es sich mal anschauten. Außerdem wäre es ein Heidenspaß, ihre Gesichter zu sehen, wenn der zwei Meter große Adam mit seinem kahlrasierten Schädel in ihre kleine Firmenzentrale spazierte und die bleichgesichtigen Informatikstudenten etwas von der großen weiten Welt zu sehen bekamen. Er stellte sein leeres Glas auf den blank polierten Tresen und sagte: »Komm morgen um 17 Uhr zu uns ins Büro, ich trommele möglichst viele von den Jungs zusammen. Und bring die Filme mit.« Er kritzelte die Adresse auf eine Papierserviette und drückte sie seinem Freund in die Hand.
    Adam nickte und schaute mit leerem Blick auf die Allee der jungen Frauen. Er blieb einen Augenblick still sitzen, und Vittorio erkannte, dass Adam ernsthaft besorgt war.
    »Du glaubst, es steckt noch mehr dahinter, oder?«, fragte Vittorio, der schon aufgestanden war.
    Wie auf Kommando erhob sich Adam von seinem Barhocker, warf ein großzügiges Trinkgeld für den Barkeeper auf den Tresen und legte den Arm um Vittorios Schulter: »Komm, lass uns feiern gehen. Wir reden morgen darüber, und Virginia wartet sicher schon.« Seine zweifelnde Miene war wie weggeblasen.
    —
     
    Am darauffolgenden Nachmittag spazierte Vittorio fröhlich pfeifend über die 18 th Street in San Francisco, die nicht unweit seines Appartements lag. Es war ein sonniger Tag, der gute Laune machte, und ein nicht allzu stressiger Arbeitstag bei der Softwarefirma hatte sein Übriges dazu beigetragen. Die Gegend war nicht gerade ein mondäner Teil von San Francisco, aber

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