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Judaswiege: Thriller

Judaswiege: Thriller

Titel: Judaswiege: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Berkeley
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Aber wenigstens denkt er dran, keine Namen am Telefon zu nennen. Vielleicht wird ja doch noch einmal ein richtig guter Einbrecher aus dir, Wesley Crusher. Sam hatte recht, der Name war wirklich ein Fluch, gerade weil er so gut zu ihm passte.
    Klara schlich systematisch durch die Büros und betrachtete die Schreibtische. Die meisten waren chaotisch, auf einigen türmten sich Akten.
    »Und von Akten hältst du nichts?«, fragte Klara.
    »Die sind aus der Hacker-Community, für die ist Papier so was wie Frittenfett: notwendig, aber zum Wegwerfen. Die würden niemals etwas Wichtiges auf Papier speichern, die vertrauen Bits und Bytes mehr als ihrer Mutter, glaub mir.«
    »Okay«, sagte Klara und ging ins nächste Büro. Es sah aus wie ein Spielzeugladen, auf einem Regal stand sogar eine ferngesteuerte Untertasse.
    »Ich glaube, ich habe es«, meldete Klara.
    »Okay. Dann setz dich an einen der Rechner und starte ihn.«
    Klara nahm vor einem überdimensionalen Bildschirm Platz. Ihre Silhouette spiegelte sich auf dem matten LCD-Monitor, hob sich aber nur minimal von ihrer dunklen Umgebung ab. Immer wieder faszinierend, stellte Klara fest. Als Klara den Knopf drückte, um den Computer anzuschalten, ertönte ein lautes »Bing«, das getaugt hätte, die gesamte Nachbarschaft aufzuwecken. Der Bildschirm flimmerte taghell.
    »Verdammt«, fluchte Klara leise und kauerte sich instinktiv unter den Schreibtisch. Sie schaute auf die Uhr. Dreißig Sekunden. Nichts. Die Zeit verging im Schneckentempo. Bei drei Minuten konnte sie einigermaßen sicher sein, dass niemand etwas bemerkt hatte. Eine Minute. Der Bildschirm veränderte sich und tauchte den Raum jetzt in ein blaues Licht, das keinen Deut weniger auffällig war. Wenn sie nicht unter dem verfluchten Schreibtisch hocken würde, könnte sie schon anfangen, das Passwort zu knacken. So eine stümperhafte Planung konnte ja fast nur schiefgehen, schalt sich Klara. Beruhige dich und improvisiere, erinnerte sie sich selbst. Sie folgte dem Kabel, das zu dem Monitor führte, bis zur Steckdose und kappte den Strom. Der Raum lag jetzt wieder in vollkommener Dunkelheit. Eine Minute und dreißig. Da. Ein Geräusch. Sie war nicht alleine.
    »Ich glaube, es kommt jemand«, flüsterte Klara.
    »Hallo?«, rief eine Stimme. Noch weit weg. Jemand hatte etwas gehört. Klara fluchte.
    »Klara?«, sagte Wesley in ihrem Kopfhörer.
    »Jetzt nicht, Fähnrich«, flüsterte sie und versuchte zu ergründen, aus welcher Richtung die Rufe kamen. »Und keine Namen!«
    »Klara«, insistierte ihr Kollege, »erinnerst du dich an den USB-Stick, den ich dir gegeben habe?«
    »Klar, Fähnrich, aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, okay?«
    »Erinnerst du dich an Plan B? Den USB-Stick, den ich dir mitgegeben habe? Darauf ist eine Variante von Stuxnet. Frag mich bitte nicht, wo ich den herhabe, aber steck ihn einfach hinten an den Rechner, okay?«
    Einfach anstecken?, dachte Klara und tastete in der Dunkelheit nach der Rückseite des Rechners.
    »Hallo, ist da noch jemand?«, rief die Stimme. Noch vermutete der Wachmann, dass es ein einsamer Nachtarbeiter gewesen war. Das würde sich ändern, wenn er Klara in ihrer Einbrecherkluft zu Gesicht bekam. Und seine Stimme wirkte jetzt deutlich näher. Sie hatte nicht mehr viel Zeit.
    »Wo soll ich das Ding ranstecken?«
    »An den Rechner, irgendwo. Vollkommen egal. Mach schon.«
    Klara gehorchte mechanisch. In der Dunkelheit tastete sie nach einem passenden Anschluss, aber der Stecker wollte nicht passen. Mist.
    »Hallo?«, die Stimme war jetzt im Nachbarraum. Endlich hatte sie eine richtige Steckverbindung gefunden.
    »Drin«, meldete sie Wesley.
    Der Schein einer Taschenlampe tastete sich durch das Nachbarbüro mit den vielen Akten.
    »Dann nichts wie raus«, schlug Wesley vor.
    »Okay«, sagte Klara und trennte die Verbindung. Mit einer geschmeidigen Bewegung kroch sie unter dem Schreibtisch hervor und rettete sich hinter eine Schrankwand, wo sie der Schein der Taschenlampe nicht erreichen konnte. Aber sie konnte jetzt seinen Atem hören. Ein dicker Mann, er schnaufte heftig. Besser wird’s nicht, Klara, sagte sie sich und drehte sich aus der Ecke der Schrankwand in den langen Flur.
    »Hallo?«, rief es erneut, wenige Meter entfernt. Er musste etwas gehört haben. Klara blickte sich um und erkannte den Gang von ihrem Besuch heute Nachmittag. Sie wandte sich nach rechts, in die Richtung, aus der der Wachmann gekommen war. Das würde er am wenigsten vermuten. Das

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