Judaswiege: Thriller
noch brauchen würden, fügte er in Gedanken sarkastisch hinzu.
»Michael, vielen Dank. Ihre Jungs machen wirklich einen guten Job hier.«
Paris grinste arrogant und antwortete: »Danke, ich werd’s weitergeben, Sam.«
Sam stand gerade im Begriff, die Tür zu öffnen, als er spürte, wie seine Hände eiskalt wurden. Er kannte dieses Gefühl und hatte es in den letzten Jahren schätzen gelernt, obwohl es durchaus unangenehm war. Es bedeutete, dass er im Begriff war, etwas zu übersehen. Etwas stimmte nicht. Was genau stimmte nicht in genau diesem Moment, als sie von einem Auto ins andere umsteigen wollten, um zu den Eltern des vierten Opfers zu fahren? Dass er einen Geländewagen besaß, vermuteten sie bereits, das konnte es nicht sein. Was war anders? Was unterschied Tina Michalsky von Theresa Warren? Sam spürte nichts außer der Kälte, die in seine Finger kroch. Er bedeutete dem Fahrer, dass er noch einen Moment benötigte, knallte die Tür des Wagens ins Schloss und lief noch einmal zu dem Baum, an dem sie Tina gefunden hatten. Bennet beeilte sich, ihm zu folgen.
Als sie vor dem Absperrband standen, sah ihn Bennet fragend an, aber Sam war nicht in der Stimmung, sein vages Gefühle mit dem Kollegen zu teilen. Er spürte, wie sich seine Finger versteiften. Langsam blickte er zurück zu dem Wagen. Was war anders? Er wusste es nicht. Möglich, dass sich seine Finger diesmal irrten, möglich, dass nicht. Nach fünf Minuten schweigenden Starrens bedeutete er Bennet frustriert, dass sie abfahren konnten. Er hatte die Szene im Kopf gespeichert, er würde sich später um seinen vagen Verdacht kümmern müssen. Zuerst stand das Gespräch mit den Michalskys auf dem Programm.
—
Pia schlenderte mit Adrian durch den weniger belebten Teil des Central Park im Norden und lachte, weil er wieder einmal davon anfing, nach Europa auszuwandern.
»Oder wir gehen zurück nach Mexiko, Pia. Zu meiner alten Arbeit. Es wird dir gefallen. Ich hatte dort eine Armenküche für Bedürftige und eine kleine Wohnung über den Dächern der Stadt.«
»Und was soll ich dort tun, Adrian? Den ganzen Tag in der Sonne sitzen und faulenzen?«
»Du könntest die Leute in Rechtssachen vertreten …«
»Adrian, ich habe keine Zulassung für Mexiko, geschweige denn die juristische Ausbildung dafür. Wir können nicht einfach von einem Land in das andere wechseln wie ein Koch. Gutes Essen ist überall gleich, die Gesetze leider nicht. Obwohl sie das vielleicht sein sollten.«
Adrian grinste sie an: »Uns fällt schon etwas ein, was du tun könntest.«
»Da bin ich mir sogar sicher, dass dir dazu etwas einfällt«, gab sie lachend zurück, als plötzlich ihr Handy klingelte. Sie kramte in ihrer großen Tasche und warf einen Blick auf den riesigen Korb, den Adrian trug und von dem er ihr nicht den Inhalt verraten wollte.
»Was hast du nur in diesem Monstrum versteckt?«, fragte sie, während ihr Handy unaufhörlich in den Tiefen ihrer Handtasche bimmelte.
»Nur das Beste für dich«, versprach er.
Endlich hatte sie das Handy gefunden und antwortete nur eine Sekunde bevor die Mailbox drangegangen wäre. Es war Klara.
»Haben Sie heute schon Nachrichten gesehen?«, begrüßte sie die inoffizielle FBI-Agentin.
»Nein, wieso?«, fragte Pia.
»Die Presse hat Wind davon bekommen, dass wir Tinas Leiche gefunden haben.«
»Oha. Da werden Sam und Bennet ja ordentlich zu tun haben«, vermutete Pia.
»Das können Sie laut sagen. Und es ist auch der Grund meines Anrufs. Pia, ich brauche Ihre Hilfe.«
»Hilfe? Wo ist das Problem?« Pia kickte einen Kieselstein in die Richtung von Adrians Fuß.
»Wir haben die Quelle von Truthleaks ermittelt. Ein gewisser Adam Spillane, als Adresse ist ein Club angegeben in Downtown San Francisco, der ihm gehört. Ich würde das gerne überprüfen, aber Sam gibt mir keine Freigabe, bis er aus Louisiana zurück ist. Zumindest keine offizielle, das heißt, ich darf Spillane nur inoffiziell auf den Zahn fühlen.«
»Okay, und was habe ich damit zu tun?«
»Ich hatte mich gefragt, ob Sie vielleicht mitkommen würden?«
Pia warf einen irritierten Blick zu Adrian: »Und wieso, wenn ich fragen darf?«
»Der Club soll enorm angesagt sein, und ich kann bei einem inoffiziellen Anklopfen ja schlecht meine Dienstmarke ziehen. Und was ist Ihrer Erfahrung nach das beste Mittel gegen eine harte Tür im Nachtleben?«
»Ich weiß zwar nicht, woraus Sie schließen, dass ich mich mit harten Türen im Nachtleben auskenne, aber
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