Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Judaswiege: Thriller

Judaswiege: Thriller

Titel: Judaswiege: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Berkeley
Vom Netzwerk:
mit einer Streichholzschachtel spielend, trat er neben Bennet, der die Arbeit der Spurensicherung unter dem Zelt beobachtete.
    »Schon etwas Neues?«
    »Nein«, antwortete der Kollege und strich sich über den gewölbten Bauch. »Aber ich habe langsam Hunger.«
    »Dein Magen ist wirklich bemerkenswert, oder liegt es einfach an deinen zwanzig Jahren im Straßensumpf von New York, dass dir wirklich gar nichts etwas ausmacht? Außerdem hast du dein Recht auf Beschwerden verwirkt. Hättest du mal von den Donuts gegessen, hättest du jetzt nicht so viel Hunger.«
    »Sam, die Donuts waren gestern Mittag«, erinnerte ihn der Kollege.
    Sam blickte ihn skeptisch an, als wolle er das bezweifeln. Er trat zu den Kollegen der Spurensicherung unter das Zelt, während am Horizont über den Baumwipfeln die Sonne aufging. Der Leiter der Einheit unterbrach sein fortwährendes Gemurmel in sein Diktiergerät und begrüßte Sam mit einer nicht gerade fröhlichen Nachricht: »So eine verdammte Schweinerei. Wer so etwas tut, hat doch nicht alle Tassen im Schrank.«
    »Also ist sie ähnlich zugerichtet wie Theresa Warren?«
    »Nach dem, was mir Ihr Büro gefaxt hat: ja. Wir haben sie aufgeknüpft an dem Baum dort hinten gefunden, nachdem Michael Paris uns informiert hatte. Sie sah beinahe friedlich aus, als wäre sie froh, dass es vorbei ist.«
    Sam blickte in die Richtung, in die der Mann deutete, und sah das gelbe Absperrband des FBI, das ein weiträumiges Areal um eine einzelne Zypresse umflatterte.
    »Sie hing dort etwa zwei Wochen, aber wie Ihr Opfer aus Wyoming wurde sie erst nach ihrem Tod aufgehängt. Was ihr vorher widerfahren ist, dürfte Ihnen durch die Videos ja hinlänglich bekannt sein, oder nicht?«
    Sam nickte. »Sie wissen, dass ich es trotzdem aus Ihrem Mund hören muss, Doktor?«
    Der Mann seufzte: »Klar, ich hatte nur gehofft, wir könnten es uns beiden ersparen. Also: Das Opfer wurde mit einem spitzen Gegenstand im Anus penetriert und ist schließlich an inneren Blutungen gestorben.«
    »Eine widerliche Art zu sterben, ihre Qualen müssen unvorstellbar gewesen sein«, fügte sein jüngerer Kollege hinzu.
    »Wenn Sie eine genaue Vorstellung davon bekommen möchten, wie schlimm, dann schauen Sie in die Nachrichten«, empfahl Sam ohne eine Spur Galgenhumor und fügte flüsternd hinzu: »Wieder eine Judaswiege …«
    »Eine was?«, fragte der Mediziner.
    »Vergessen Sie’s, so hieß diese Foltermethode im Mittelalter, nicht so wichtig. Wann ist sie gestorben?«
    »Ich schätze vor sieben bis zehn Tagen.«
    Verdammt, wir kommen ihm näher, aber nicht nah genug, dachte Sam.
    »Haben Sie vielleicht eine Zigarette?«, fragte er den Leichenschnippler. Hatte er nicht, aber der zweite Forensiker hielt ihm eine Schachtel Marlboro vor die Nase.
    »Bedienen Sie sich, ich habe mein Pensum heute Morgen schon verdreifacht«, bekannte er und gab Sam Feuer. Danach steckte er sich selbst eine an und stellte sich neben ihn, etwas abseits von Tina Michalskys Leiche.
    »Haben Sie schon eine konkrete Spur, Agent Burke?«
    »Konkrete Spur, was heißt das?«, fragte Sam und nahm einen tiefen Lungenzug, das Nikotin beruhigte seine Nerven. »Natürlich haben wir eine Spur, aber was heißt das schon? Wir wissen, dass er sich viel im Internet rumtreibt, wir wissen, dass er seine Taten filmt, wir wissen, dass er noch in keinem Staat zweimal zugeschlagen hat …«
    Der Kollege von der Spurensicherung zog die Augenbrauen hoch: »Das ist doch schon mal was, oder nicht?«
    Sam ärgerte sich über den Mann, aber immerhin hatte er ihm eine Zigarette spendiert: »Was meinen Sie? Ist das was? Ich weiß nicht. Ja, es sind konkrete Hinweise, aber sie alle machen es uns fast schwerer als leichter, den Täter tatsächlich zu schnappen. Eine Spur, bei der meine Hände eiskalt werden und sich mir der Magen zusammenzieht, haben wir noch nicht, falls Sie das mit ›heißer Spur‹ meinten. Und meine Hände haben mich noch nie im Stich gelassen.«
    Der junge Mann seufzte und trat ohne ein weiteres Wort seine Kippe aus, um sich wieder seiner Arbeit zu widmen. Auch Sam hatte genug gesehen und stapfte die kleine Böschung hinauf zurück zum Wagen, mit dem Michael Paris sie binnen einer knappen Stunde zurück in die Zivilisation brachte. Als Paris sie an ihrem eigenen Auto, das nicht geländegängig genug für ihren morgendlichen Ausflug gewesen war, absetzte, rang sich Sam doch noch zu einem Dank durch, man konnte ja nie wissen, wie oft sie Michael Paris’ Dienste

Weitere Kostenlose Bücher