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Judith McNaught

Judith McNaught

Titel: Judith McNaught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Legenden der Liebe
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verwandte Seelen hinsichtlich der Erziehung von
Mädchen gewesen sein müssen und wahrscheinlich jede Spur von Charakter als
unerträgliche Auflehnung angesehen haben.«
    »Zu dem Schluß bin ich auch
gekommen, zumal, wenn ich mir meinen Schwiegervater ansehe.«
    »Lancaster muß ein ganz schöner
Pfennigfuchser gewesen sein, wenn er diesen häßlichen, zweckdienlichen, braunen
Umhang, den sie auf dem Schiff trug, als 'ihr alles geben' ansah«, bemerkte
Stephen. Er streckte seine langen Beine aus, kreuzte sie an den Knöcheln und
setzte sich bequemer im Sessel zurecht. Er schob die Hände in die Tasche und
hielt über seine Schulter Ausschau nach einem Bediensteten. »Champagner«,
bestellte er.
    Nachdem gerade so schlechte
Nachrichten mit so schlimmen Folgen für Sherry eingetroffen waren, fand
Clayton Stephens nachlässige Haltung und seine Bitte um Champagner ziemlich
seltsam. Er wartete darauf, daß er ihm mitteilte, wann und wie er ihr die
Nachricht beibringen wollte, aber Stephen sah aufmerksam zu, wie der Diener
Champagner in zwei Gläser goß und sie auf den Tisch stellte.
    »Was hast du als nächstes vor?«
fragte Clayton schließlich. »Ich werde einen Toast ausbringen.«
    »Um es präziser auszudrücken«, sagte
Clayton, der langsam die Geduld mit der absichtlichen Begriffsstutzigkeit seines
Bruders verlor, »wann beabsichtigst du, ihr von dem Brief zu erzählen?«
    »Wenn wir verheiratet sind.«
    »Wie bitte?«
    Statt seine Antwort zu wiederholen,
zog Stephen amüsiert eine Augenbraue hoch, ergriff das Glas und erhob es zu einem
spöttischen Toast. »Auf unser Glück«, sagte er trocken.
    In dem Augenblick, den Stephen
brauchte, um das Champagnerglas zu leeren, fand Clayton seine Fassung wieder.
Er verbarg sorgfältig seine Freude über den Lauf der Ereignisse und machte es
sich in seinem Sessel bequem. Er griff nach seinem Glas Champagner, statt
jedoch daraus zu trinken, drehte er es geistesabwesend in den Händen hin und
her, während er seinen Bruder mit deutlicher Erheiterung ansah.
    »Fragst du dich gerade, ob ich im
Begriff bin, einen Fehler zu begehen?« fragte Stephen schließlich.
    »Keineswegs. Ich frage mich nur, ob
du dir darüber klar bist, daß sie eine gewisse, wir wollen mal sagen, milde
Aversion dir gegenüber entwickelt zu haben scheint.«
    »Sie würde mich nicht gerade
löschen, wenn ich in Flammen stünde«, gab Stephen zu. »Zumindest nicht, wenn
sie mir dabei nahe kommen müßte.«
    »Und denkst du, sie würde deswegen
vielleicht deinen großzügigen Heiratsantrag nicht annehmen?«
    »Vielleicht«, erwiderte Stephen
schmunzelnd.
    »Und wie willst du dann vorgehen,
damit sie dich doch noch akzeptiert?«
    »Eigentlich«, log Stephen ungerührt,
»habe ich vor, ihr darzulegen, wie falsch es von ihr war, meinen Absichten und
meiner Integrität zu mißtrauen, und dann werde ich es ihr beweisen, indem ich
ihr einen Antrag mache. Danach stelle ich ihr in Aussicht, daß eine Bitte um Verzeihung
bei mir nicht auf taube Ohren stoßen würde.«
    Er wirkte so überzeugend, daß sein
Bruder ihn mit sarkastischem Abscheu ansah. »Und was glaubst du, wird dann
geschehen?«
    »Dann werde ich ein paar Tage und
Nächte in der angenehmen Abgeschiedenheit meines Hauses verbringen.«
    »Mit ihr vermutlich«, spottete
Clayton.
    »Nein, mit Kompressen auf beiden
Augen.«
    Clayton stimmte in sein Lachen ein,
und die beiden Männer hörten erst auf, als Jordan Townsende, der Duke of Hawthorne,
und Jason Fielding, Marquess of Wakefield, zurückkamen. Da Stephen nichts mehr
mit seinem Bruder zu besprechen hatte, forderte er sie auf, zu bleiben, und die
vier Freunde widmeten sich dem ernsten Geschäft des Kartenspiels mit hohem
Einsatz.
    Es fiel Stephen jedoch schwer, sich
zu konzentrieren, da seine Gedanken ständig zu Sherry und ihrer unmittelbaren
Zukunft abschweiften. Obwohl er über die Art, wie er ihr einen Antrag machen
wollte, Witze gerissen hatte, wußte er beim besten Willen nicht, was er
wirklich sagen wollte. Es schien aber auch nicht wichtig zu sein. Letztendlich
zählte nur, daß sie zusammen sein würden. Endlich könnte sie seine Frau werden,
und zwar ohne den Makel der lebenslangen Schuld, der Stephen davon abgehalten
hatte, die Verlobte des jungen Burleton zu heiraten. Der Tod ihres Vaters
machte es zwingend erforderlich, daß sich jemand um sie kümmerte, wenn sie
davon erfuhr.
    Stephen sah mittlerweile auch ein,
daß sie sowieso irgendwann geheiratet hätten. Irgendwo tief im Innern hatte

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