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Judith McNaught

Judith McNaught

Titel: Judith McNaught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Legenden der Liebe
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saßen, blickten die beiden
Freundinnen auf die betreffende Frau. Ihre Schultern schlossen sich so nahe
zusammen, daß Victorias kastanienbraune Haare beinahe Whitneys glänzende
dunkle Strähnen berührten.
    »Wenn sie nicht diese Haube trüge,
dann könnten wir sie sofort an ihrer Haarfarbe erkennen.«
    Whitney brauchte jedoch die Haarfarbe
nicht zu sehen. In der nächsten halben Stunde sah die in Frage kommende Frau
immer nur zu Stephens Loge hinauf, und das galt ihr als Bestätigung genug.
»Sie blickt ihn beständig an«, sagte Victoria. Ihre Stimme war erfüllt von der
gleichen Verwirrung und Sorge, die Whitney über das plötzliche Verschwinden und
das Verhalten von Stephens Verlobter empfand. »Glaubst du, sie wußte, daß er
heute abend hier sein würde?«
    Whitney nickte. Sie wünschte, die
junge Frau würde wenigstens einen Moment lang einmal in ihre Richtung blicken,
statt immer nur in die entgegengesetzte. »Sie weiß, daß Stephen jeden
Donnerstagabend hierherkommt, und daß er diese Loge hat. Sie war hier mit ihm,
ein paar Tage, bevor sie ... verschwand.« Whitney verwendete das Wort »verschwand«,
weil es am wenigsten verurteilend schien. Victoria und Jason Fielding, die auch
mit Stephen befreundet waren, gehörten zu den seltenen Menschen in der Gesellschaft,
die die ganze Geschichte kannten. Sie wären auch nach der kleinen privaten
Hochzeitsfeier zu einem Umtrunk eingeladen gewesen.
    »Glaubst du, sie will ihm aus
irgendeinem Grund 'zufällig' begegnen?«
    »Ich weiß nicht«, flüsterte Whitney
zurück.
    Hinter ihnen beobachteten ihre
Ehemänner das hübsche Paar, das der hervorragenden Aufführung so gar keine Aufmerksamkeit
schenkte. »Was machen die beiden da?« murmelte Clayton zu Jason Fielding und
deutete mit dem Kopf auf die beiden Frauen.
    »Vielleicht trägt irgend jemand die
Robe des Jahrhunderts.«
    »Nicht da unten im Parkett«,
erklärte Clayton. »Als sich Whitney und Victoria das letzte Mal so benommen
haben, sag Stephens Geliebte mit ihm in seiner Loge, und in der Loge daneben
befand sich Monica Fitzwaring mit Bakersfield und versuchte so zu tun, als
wüßte sie nicht, wer nur eine Handbreit entfernt von ihr saß.«
    »Ich erinnere mich«, erwiderte Jason
grinsend. »Ich glaube, sie standen an diesem Abend auf Helene Devernays Seite.«
    »Whitney hat den ganzen Heimweg über
gelacht«, erinnerte sich Clayton.
    »Victoria hat es zu den unterhaltsamsten
drei Stunden der ganzen Saison erklärt«, fügte Jason hinzu. Er beugte sich vor
und flüsterte scherzhaft: »Victoria, du schwebst in Gefahr, aus der Loge zu
fallen.«
    Sie lächelte ihn verlegen an, ließ
aber in ihrer Aufmerksamkeit nicht nach.
    »Sie geht!« sagte Whitney auf
einmal. Sie empfand Erleichterung und Niedergeschlagenheit zugleich. »Sie
wollte nicht warten, bis die Vorführung zu Ende ist, und sie hat auch ihren
Platz zwischen den Akten nicht verlassen, was bedeutet, da!? sie nicht plant,
ihm hier zufällig zu begegnen.«
    Verwirrt und amüsiert über ihr
mädchenhaftes Geflüster lehnte sich Clayton zur Seite und durchforschte die
Reihen im Parkett, aber erst, als sie auf dem Weg zu ihrer nächsten Verabredung
– einem Mitternachtsdinner – waren, schnitt er das Thema bei seiner Frau an.
»Worüber habt Victoria und du den ganzen Abend getuschelt?«
    Whitney zögerte, da sie wußte, es
würde ihm nicht gefallen, daß Sheridan Bromleigh wieder aufgetaucht war, und
auch die Gründe würden ihn nicht interessieren. »Victoria dachte, sie hätte
heute abend Sheridan Bromleigh gesehen. Ich konnte ihr Gesicht nicht so gut
erkennen, um mit Sicherheit sagen zu können, daß Victoria recht hatte.« Bei
der Erwähnung des Namens zog Clayton feindselig seine dunklen Brauen zusammen,
und Whitney beschloß, das Thema fallenzulassen.
    Am folgenden Donnerstag waren ihre Ehemänner
anderweitig beschäftigt, und so kamen Whitney und Victoria früh in Covent
Garden an. Aus ihrer hochgelegenen Loge suchten sie die Gesichter aller Neuankömmlinge
im Parkett und auf der Galerie ab, wobei sie nur nach einem bestimmten Gesicht
Ausschau hielten. »Kannst du sie sehen?« fragte Victoria.
    »Nein, aber es grenzt auch an ein
Wunder, daß sie dir letzte Woche überhaupt in der Menge aufgefallen ist. Von
hier aus lassen sich unmöglich alle Gesichter erkennen.«
    »Ich weiß nicht, ob ich erleichtert
oder enttäuscht sein soll«, sagte Victoria und lehnte sich auf ihrem Platz
zurück.
    Als der Vorhang aufging, hatten sie
die Frau, die sie

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