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Judith McNaught

Judith McNaught

Titel: Judith McNaught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Legenden der Liebe
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hinzuweisen, daß Burleton offensichtlich
einen Hang zu Leichtsinn, Trunkenheit und Glücksspielen gehabt hatte –
Neigungen, die ihn nicht gerade zu einem angenehmen Ehemann für Miss Lancaster
gemacht hätten, wenn er am Leben geblieben wäre. Aber der letzte,
aufschlußreiche Satz Stephens verbannte alles andere aus seinen Gedanken. Das
erklärte die für Stephen uncharakteristische Grausamkeit, sie oben allein zu
lassen.
    Hugh lehnte sich in seinem Sessel
zurück und blickte den ärgerlichen Earl über die Zigarre hinweg mit amüsiertem
Interesse an. »Sie gefällt Ihnen also?«
    »Genau das«, schnappte Stephen
zurück.
    »Jetzt verstehe ich, warum Sie sie
gemieden haben.« Hugh kniff die Augen wegen des Rauchs zusammen und dachte über
die Situation nach. Dann fuhr er fort: »Eigentlich ist es kein Wunder, Stephen,
daß Sie sich von ihr angezogen fühlen. Ich finde sie selbst höchst erfrischend
und äußerst entzückend.«
    »Hervorragend«, erwiderte Stephen
sarkastisch. »Dann sagen Sie ihr doch, Sie seien in Wirklichkeit Burleton, und
heiraten Sie sie. Das würde alles wieder ins Lot bringen.«
    Der letzte Satz war so
bemerkenswert, daß Hugh die Zigarre aus dem Mund nahm, sie zwischen den
Fingerspitzen hin und her drehte und sie angelegentlich studierte. »Das ist ein
höchst interessanter Gedankengang, vor allem für Sie«, bemerkte er. »Ich möchte
sogar sagen, ein höchst aufschlußreicher Gedankengang.«
    »Wovon reden Sie?«
    »Von ihrer Bemerkung, daß alles
wieder ins Lot käme, wenn jemand sie heiraten würde.« Ohne eine Antwort abzuwarten,
fuhr er fort: »Sie fühlen sich verantwortlich für Burletons Tod und ihren
Gedächtnisverlust, und gleichzeitig körperlich von ihr angezogen. Trotzdem –
oder eher, genau deswegen – wehren Sie sich hartnäckig dagegen, etwas so
Einfaches und therapeutisch Richtiges zu tun, wie vorzugeben, Sie seien ihr
Verlobter, nicht wahr?«
    »Wenn Sie es so sehen wollen, ja.«
    »Dann haben wir es doch«, sagte
Hugh, schlug sich aufs Knie und lächelte zufrieden. »So fügt sich das ganze
Puzzle richtig zusammen.« Er wartete gar nicht erst ab, bis sein verärgertes
Gegenüber eine Erklärung verlangte, sondern lieferte sie gleich von selbst.
»Miss Lancaster hat ihren Verlobten in einem Unfall verloren, für den Sie,
wenn auch unbeabsichtigt, verantwortlich waren. Wenn Sie jetzt vorgäben, ihr
Bräutigam zu sein, und wenn sie deswegen eine tiefe Zuneigung zu Ihnen fassen
würde, dann dürfte sie mit Fug und Recht erwarten, daß Sie die Täuschung in
Wirklichkeit verwandeln. Bedenkt man Ihre frühere Einstellung zum weiblichen
Geschlecht – die übrigens Ihre Mama in tiefe Verzweiflung gestürzt hat, weil
sie sich fragen mußte, ob Sie überhaupt jemals heiraten würden –, so hätte Miss
Lancaster nicht die geringste Chance, Sie bei der Stange zu halten. Aber Sie
können Miss Lancaster nicht so leicht fallenlassen wie die anderen. Sie finden
sie körperlich begehrenswert, fürchten jedoch auch, daß Sie bei näherer
Bekanntschaft noch mehr in ihren Bann gerieten, denn sonst würden Sie sich
wegen ihrer bloßen Anwesenheit schwerlich in Ihrem eigenen Haus verstecken.
Und Sie würden auch nicht jemanden, der so offensichtlich Ihre Gesellschaft
und Aufmerksamkeit braucht, absichtlich meiden.
    Wenn Sie nichts zu fürchten hätten,
würden Sie ihr nicht aus dem Weg gehen. So einfach ist das. Aber Sie haben
etwas zu fürchten: Zum ersten Mal in Ihrem Leben droht ihnen die Gefahr, daß
Sie Ihr geliebtes Junggesellendasein aufgeben müssen. «
    »Sind Sie fertig?« fragte Stephen
kühl.
    »Im großen und ganzen. Was halten
Sie von meiner Sicht der Dinge?«
    »Meiner Meinung nach ist es die
eindrucksvollste Kombination von Unwahrscheinlichkeiten und falscher Logik,
die ich in meinem ganzen Leben gehört habe.«
    »Wenn es sich tatsächlich so
verhält, Mylord«, sagte Dr. Whitticomb freundlich lächelnd und blickte ihn über
den Rand seiner Brille an, »warum entziehen Sie ihr dann den Trost Ihrer
Anwesenheit?«
    »Darauf kann ich im Moment nicht
antworten. Anders als Sie habe ich bislang noch nicht alle meine Befürchtungen
erfolgreich analysiert.«
    »Dann gestatten Sie mir, Ihnen eine
zusätzliche Motivation dafür zu geben, alle Befürchtungen, die Sie vielleicht
hegen oder auch erfinden, zu überwinden«, sagte Hugh, dessen Stimme nun fest
und energisch klang. »Ich habe einige Artikel über Gedächtnisverlust gelesen
und mich mit Kollegen beraten, die damit einige

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