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Judith McNaught

Judith McNaught

Titel: Judith McNaught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Legenden der Liebe
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in ihrem Schoß lagen, und fragte enttäuscht und zögernd: »Bin
ich denn so gräßlich?«
4
    Stephen blickte auf ihren gesenkten
Kopf und die hängenden Schultern, und fühlte wieder die besondere Zärtlichkeit
in sich aufsteigen, die sie anscheinend immer zu unerwarteten Zeiten in ihm
weckte. »Das würde ich so nicht sagen«, erwiderte er mit einem unterdrückten
Lächeln in der Stimme.
    »Ich habe festgestellt«, gab sie
kläglich zu, »daß mein Charakter in den letzten Tagen ein wenig – ungefestigt
– war.«
    Whitticomb hatte gesagt, er fände
sie ganz entzückend, und Stephen entschied für sich, daß das bei weitem noch untertrieben
war. »Das ist unter diesen Umständen völlig verständlich.«
    Sie hob ihren Kopf, und ihre Augen
suchten die seinen, als wolle auch sie ihn noch einmal neu beurteilen. »Würden
Sie mir bitte genau sagen, worüber wir uns gestritten haben, als wir das letzte
Mal zusammenwaren?«
    Ertappt wandte sich Stephen zum
Tablett mit den Getränken und griff nach einer Kristallkaraffe mit Sherry,
wobei er sich rasch eine Antwort ausdachte, die sie besänftigen und beruhigen
würde. »Ich hatte das Gefühl, Sie schenkten einem anderen Mann zuviel
Aufmerksamkeit«, sagte er, weil es ihm gerade einfiel. »Ich war eifersüchtig.«
Eifersucht hatte er als Gefühl in seinem Leben noch nicht erfahren, aber es
gefiel Frauen immer, wenn sie es in einem Mann weckten. Er blickte über die
Schulter und sah erleichtert, daß Charise Lancaster sich in dieser Hinsicht
nicht von ihren Schwestern unterschied. Sie sah amüsiert und geschmeichelt aus.
Er verbarg sein Lächeln und goß Sherry in ein kleines Kristallglas. Als er
sich umdrehte, um es ihr zu reichen, blickte sie immer noch auf ihre Hände.
    »Sherry?« fragte er.
    Sheridan hob ruckartig den Kopf. Ein
unerklärliches Glücksgefühl weitete ihre Brust. »Ja?«
    Er hielt ihr das Glas hin, aber sie
bemerkte es gar nicht, sondern blickte ihn erwartungsvoll an. »Möchten Sie
etwas Wein?« erklärte Stephen.
    »Nein, danke.«
    Er stellte das Glas auf den Tisch.
»Ich dachte, Sie hätten ja gesagt.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich
dachte, Sie redeten mit mir, da – Sherry!« rief sie aus und sprang mit
strahlendem Gesicht auf. »Ich glaubte, Sie hätten mich damit angesprochen, ich
meine: mit Namen angesprochen. Bestimmt bin ich früher so gerufen worden ...«
    »Ich verstehe«, sagte Stephen
freundlich. Er war mindestens genauso erleichtert wie sie. Sie standen auf
Armeslänge voreinander, lächelten einander an und erlebten gemeinsam einen
Augenblick des Triumphs, der sie miteinander zu verbinden schien und sie das
gleiche denken ließ. Stephen verstand plötzlich, warum Burleton »so verliebt«
in sie gewesen war, wie Hodgkin behauptete. Und Sherry sah in seinen lächelnden
blauen Augen eine Wärme und einen Charme, der sie auf einmal verstehen ließ,
warum sie seinen Antrag angenommen hatte. Und in ihrem Kopf bildeten sich auf einmal
seltsame Sätze, Sätze, die vorschlugen, was als nächstes passieren sollte ...
    Der Baron ergriff ihre Hand und
preßte sie an seine Lippen. Er gelobte ihr ewige Liebe. »Du bist meine einzige
Liebe ...«
    Der Prinz riß sie in seine starken
Arme und drückte sie an sein Herz. »Und wenn ich hundert Königreiche hätte,
würde ich sie alle für dich aufgeben, meine teuerste Geliebte. Ich war nichts,
bis du kamst ...«
    Der Earl war so überwältigt von
ihrer Schönheit, daß er die Beherrschung verlor und sie auf die Wange küßte.
»Vergeben Sie mir, aber ich kann nicht anders! Ich bete Sie an!«
    Stephen sah die sanfte Aufforderung
in ihren Augen, und in diesem überraschenden Augenblick vollkommener Übereinstimmung
schien es ihm richtig, darauf einzugehen. Er hob ihr Kinn und berührte ihre
Lippen mit seinem Mund. Sie zog keuchend die Luft ein, und ihr Körper spannte
sich. Verwirrt von ihrer außergewöhnlich starken Reaktion löste er sich von ihr
und wartete darauf, daß sie die Augen wieder öffnete. Nach einer für seine
Begriffe ziemlich langen Zeit schlug sie ihre schönen Wimpern schließlich
wieder auf und sah ihn verwirrt und erwartungsvoll, ja sogar ein wenig
enttäuscht an. »Ist irgend etwas nicht in Ordnung?« fragte er vorsichtig.
    »Nein, keineswegs«, antwortete sie
höflich, machte jedoch den Eindruck, als sei eher das Gegenteil der Fall.
    Stephen wartete schweigend, eine
Taktik, die normalerweise den anderen dazu brachte, weiterzureden. Auch bei
seiner »Verlobten« wirkte sie.
    »Ich

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