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Judith McNaught

Judith McNaught

Titel: Judith McNaught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Legenden der Liebe
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habe mir irgendwie etwas anderes
erhofft«, erklärte sie.
    Er sagte sich, daß er ihr
schließlich nur dabei half, ihr Gedächtnis wiederzuerlangen, und fragte: »Was
haben Sie denn erwartet?«
    Kopfschüttelnd runzelte sie die
Stirn und sah ihn an. »Ich weiß nicht.«
    Ihre zögernden Worte und ihr offener
Blick bestätigten nur seinen Verdacht, daß ihr wirklicher Verlobter seiner
Leidenschaft freieren Lauf gelassen hatte. Stephen blickte in ihre einladenden
silbergrauen Augen und beschloß auf der Stelle, daß es geradezu seine Pflicht
darstellte, ihrer Erinnerung an Burleton zu entsprechen. Sein Gewissen schrie,
es gäbe einen anderen, egoistischeren Grund für sein Handeln, aber Stephen
ignorierte es. Er hatte Whitticomb schließlich versprochen, ihr das sichere
Gefühl des Geliebtseins zu geben.
    »Vielleicht haben Sie so etwas
erwartet«, sagte er leise, legte ihr den Arm um die Taille und berührte mit
seinen Lippen ihr Ohr.
    Sein warmer Atem in ihrem Ohr ließ
Sheridan erschauern, und sie drehte ihr Gesicht weg. Das führte unweigerlich
dazu, daß ihre Lippen sich trafen. Stephen hatte vorgehabt, sie so zu küssen,
wie Burleton es getan hätte, aber als sich ihre weichen Lippen in einem
zitternden Atemzug teilten, dachte er nicht mehr an seine ursprüngliche
Absicht.
    Sheridan wußte in dem Augenblick, als
sein Arm sie fester umschlang und sein Mund drängend ihre Lippen suchte, daß
sie das nicht erwartet haben konnte ... nicht diese stürmische
Gefühlsaufwallung. Sie keuchte, drängte sich enger an ihn und öffnete ihre
Lippen seiner suchenden Zunge. Seine Finger glitten durch ihre Haare, er zog
ihren Mund noch näher an sich heran, und ihr Herz schlug heftig, während ihr
Körper mit seinem verschmelzen wollte.
    Stephen spürte, wie sie sich an ihn
drängte, und verfiel ihr hilflos. Als es ihm schließlich gelang, seinen Mund
von ihrem zu lösen, hob er den Kopf und blickte auf ihr gerötetes Gesicht
hinunter. Er wunderte sich, wie stark er selbst auf ein paar jungfräuliche
Küsse von einem unerfahrenen Mädchen reagierte, das anscheinend nicht die
leiseste Ahnung hatte, wie man einen Kuß erwiderte. Sie hob die Lider, und er
blickte in ihre verschleierten Augen, ein wenig verärgert darüber, daß er die
Beherrschung verloren hatte, und doch erheitert von der Tatsache, daß ein
unerfahrenes Mädchen die Schuld daran trug.
    Mit seinen dreiunddreißig Jahren gab
er leidenschaftlichen, erfahrenen und klugen Frauen den Vorzug, die wußten,
wie man Vergnügen schenkt und bekommt. Die Vorstellung, daß ihn eine Kindfrau,
die im Moment in einen schlechtsitzenden Frisiermantel gehüllt war, der seiner
derzeitigen Geliebten gehörte, so gewaltig erregt hatte, amüsierte ihn
beinahe. Andererseits hatte sie sich in den letzten Minuten als eifrige und
willige Schülerin in seinen Armen erwiesen und gar keine Anzeichen
mädchenhafter Schüchternheit gezeigt. Auch jetzt lag sie in seinen Armen und
erwiderte ruhig seinen Blick.
    Wahrscheinlich, überlegte er, war
Charise Lancaster gar nicht unerfahren, sondern von Burleton und seinen Vorgängern
nur falsch unterwiesen worden. Bei der Vorstellung, daß er selbst also die
Rolle des Naiven spielte, mußte Stephen grinsen. Er hob die Augenbrauen und
sagte: »Entsprach das eher Ihren Erwartungen?«
    »Nein«, erwiderte sie und schüttelte
so entschlossen den Kopf, daß ihr leuchtendrotes Haar über ihre rechte Schulter
fiel. Ihre Stimme zitterte, aber sie blickte ihm geradewegs in die Augen, als
sie leise bekannte: »Ich hätte sicher nie etwas vergessen können, das sich so
anfühlt.«
    Stephens Erheiterung schwand, und er
verspürte einen ungewohnten Schmerz in der Brust. Unbewußt legte er seine Hand
an ihre Wange und strich über ihre unglaublich zarte Haut. »Ich frage mich«,
überlegte er laut, »ob Sie tatsächlich auch in Wirklichkeit so süß sind, wie
sie wirken.«
    Er hatte nicht beabsichtigt, diesen
Gedanken laut auszusprechen, und erwartete deshalb keine Erwiderung, schon gar
nicht die erstaunliche Antwort, die sie ihm gab. Als ob sie ihm ein
schreckliches Geheimnis gestünde, sagte sie: »Ich glaube, ich bin keineswegs
süß, Mylord. Vielleicht haben Sie es noch gar nicht bemerkt, aber ich glaube,
ich bin ziemlich rebellisch.«
    Stephen gab einen glucksenden Laut
von sich und bemühte sich, ernst zu bleiben, aber sie mißverstand sein
Schweigen als mangelnde Zustimmung. »Anscheinend«, flüsterte sie mit
zitternder Stimme, und ihr Blick senkte sich

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