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Judith McNaught

Judith McNaught

Titel: Judith McNaught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Legenden der Liebe
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keine unnötigen Sorgen machte. Zudem war sie
einfühlsam – und scharfsinnig – genug gewesen, um zu merken, daß er sich die
Schuld an ihrem Unfall gab. Abgesehen davon bezauberte Hugh ihre freundliche,
ungekünstelte Herzlichkeit jedem gegenüber, von den Dienstboten über ihn
selbst bis hin zu ihrem Verlobten.
    Monica Fitzwaring war eine nette
junge Frau aus gutem Hause und von hervorragendem Charakter, und Hugh schätzte
sie sehr, aber nicht als Ehefrau für Stephen. Sie verhielt sich stets
liebenswürdig, freundlich und gelassen – wie man es ihr beigebracht hatte –,
aber eben wegen ihrer Erziehung besaß sie weder das Verlangen noch die Fähigkeit,
tiefe Gefühle bei einem Mann zu wecken, und vor allem nicht bei Stephen. Nicht
ein einziges Mal bei all den Gelegenheiten, bei denen Hugh Stephen mit ihr
zusammen gesehen hatte, hatte Stephen sie mit einer so freundlichen Wärme
angesehen wie in der vergangenen Stunde Charise Lancaster. Monica Fitzwaring
würde eine ausgezeichnete Gastgeberin und eine charmante Begleitung zum Dinner
abgeben, niemals jedoch Stephens Herz berühren.
    Vor nicht allzulanger Zeit hatte
Stephen seine ganze Familie mit der Ankündigung in Alarm versetzt, er
beabsichtige weder Monica Fitzwaring noch je irgendeine andere Frau zu
heiraten, nur um einen Erben zu bekommen. Hugh fand das eher beruhigend als
erschreckend. Er hielt nichts von diesen modernen Vernunftehen, die in der
Gesellschaft gang und gäbe waren – nicht bei jemandem, den er gern hatte, und
die Westmorelands hatte er sehr gern. Für Stephen wollte er eine Ehe, wie
Clayton Westmoreland sie führte, eine Ehe, wie Hugh sie selbst geführt hatte,
als seine Margaret noch lebte. Seine Margaret ...
    Selbst jetzt, als er an den
vornehmen Stadthäusern der Upper Brook Street vorbeiging, mußte er beim
Gedanken an sie lächeln. Charise Lancaster erinnerte ihn an seine Margaret.
Nicht im Aussehen natürlich, aber in ihrer Freundlichkeit und ihrem Mut.
    Bei näherer Betrachtung gelangte
Hugh zu der Überzeugung, daß das Schicksal Stephen Westmoreland endlich das
zugestand, was er verdiente. Natürlich wünschte sich Stephen das gar nicht,
und auch Charise Lancaster würde wahrscheinlich nicht besonders beglückt sein,
wenn sie erfuhr, daß ihr angeblicher Verlobter und ihr eigener Arzt sie
getäuscht hatten. Trotzdem fühlte sich Hugh als Verbündeter des Schicksals, und
er sah sich selbst als treibende Kraft, wenn es nötig sein würde, einzugreifen.
    »Liebste Maggie«, sagte er laut.
Obwohl seine Frau bereits seit zehn Jahren tot war, hatte er immer noch das
Gefühl, sie sei ihm sehr nahe, und er redete gerne mit ihr, um sich dieses Gefühl zu erhalten. »Ich glaube, wir
landen den größten Coup aller Zeiten. Was meinst du?«
    Er schwang seinen Stock, legte den
Kopf schräg und lauschte, und dann begann er zu schmunzeln, weil er ihre
vertraute Antwort fast hören konnte. »Ich meine, du solltest mich Margaret
nennen, Hugh Whitticomb, nicht Maggie.«
    »Ach, liebste Maggie«, flüsterte
Hugh grinsend, weil sie immer dasselbe antwortete, »du bist meine Maggie
gewesen von dem Tag an, als du rücklings von diesem Pferd gerutscht und mir
direkt in die Arme gefallen bist.«
    »Ich bin nicht heruntergerutscht,
ich bin abgestiegen. Lediglich ein bißchen ungeschickt.«
    »Maggie«, flüsterte Hugh, »ich
wünschte, du wärst hier.«
    »Ich bin hier, mein Liebling.«

Achtzehntes Kapitel

    Stephen hatte vorgehabt, den Abend mit
Helene zu verbringen, zuerst im Theater und später dann im Bett. Aber drei
Stunden, nachdem er gegangen war, stand er schon wieder vor seiner eigenen
Haustür. Er runzelte die Stirn, weil ihm auf sein Klopfen nicht geöffnet wurde.
In der Eingangshalle sah er sich nach einem Butler oder Lakaien um, aber alles
lag wie ausgestorben da, obwohl es noch relativ früh war. Er warf seine
Handschuhe auf einen Tisch und trat in den großen Salon. Kein Butler erschien,
um ihm aus dem Mantel zu helfen, also schlüpfte er selbst heraus und warf ihn
über einen Stuhl. Dann klappte er seine Uhr auf, um nachzuprüfen, ob sie
stehengeblieben war.
    Sie zeigte
halb elf an, ebenso wie die Bronzeuhr auf dem Kaminsims. Normalerweise kehrte
er von einem Abend mit Helene oder im Club immer erst in den frühen Morgenstunden
zurück, und selbst dann stand immer noch ein schläfriger Lakai in der Halle,
um ihn zu begrüßen.
    Seine Gedanken wanderten zu dem
Abend, den er gerade mit Helene verbracht hatte, und er rieb sich langsam

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