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Judith McNaught

Judith McNaught

Titel: Judith McNaught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Legenden der Liebe
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zusammen
zu Abend essen, und ihre Methode bei Miss Lancaster aus erster Hand erfahren.«
    Stephen blickte den Arzt genauso
ausdruckslos an wie dieser ihn, aber seine Antwort sprach Bände. »Auf gar
keinen Fall.«
    »Ich habe mir beinahe gedacht, daß
Sie so etwas sagen würden«, erwiderte Dr. Whitticomb grinsend.
    »Ein Glas Madeira vielleicht?«
schlug der Earl vor, wobei sein Tonfall so ausdruckslos war wie sein
Gesichtausdruck.
    »Ja, bitte. Ich glaube, ich nehme
gern eins«, sagte Dr. Whitticomb, der sich mittlerweile nicht mehr so sicher
über Stephens Motive war. Der Earl nickte schweigend einem Lakaien zu, der
neben dem Schrank mit Karaffen und Gläsern stand, und sofort wurde dem Doktor
ein Glas Wein gereicht.
    Dr. Whitticomb wollte gerade fragen,
was er mit seinem Gast zu tun gedachte, wenn nächste Woche alle zur Saison nach
London kämen, als der Earl plötzlich seinen Blick zur Tür wandte und sich aus
seiner nachlässigen Haltung am Kamin aufrichtete. Dr. Whitticomb drehte sich
um und sah Miss Lancaster das Zimmer betreten. Sie trug ein enganliegendes
gelbes Kleid mit einem dazu passenden breiten Band, das sie durch ihre Locken
geschlungen hatte. Als sie ihn erblickte, kam sie direkt auf ihn zu, wie es der
gute Ton und sein Alter geboten. »Dr. Whitticomb«, rief sie mit erfreutem
Lächeln aus, »Sie haben mir gar nicht gesagt, daß Sie noch hier sein würden,
wenn ich herunterkäme.«
    In einer Geste, die für ein gut
erzogenes englisches Mädchen viel zu vertraulich bei einer so kurzen Bekanntschaft
gewesen wäre, streckte sie ihm beide Hände entgegen. Hugh ergriff sie und
beschloß, daß er ihre ungekünstelte Wärme und Spontaneität liebte, gute Sitten
hin oder her. Er mochte sie wirklich sehr. »Sie sehen reizend aus«, sagte er
gefühlvoll und trat einen Schritt zurück, um ihr Kleid zu betrachten. »Wie eine
Butterblume«, fügte er hinzu, obwohl das Kompliment eigentlich nicht
schmeichelhaft genug klang.
    Es machte Sheridan so nervös, ihrem
Verlobten gegenüberzutreten, daß sie den Augenblick hinauszögerte. »Aber ich
sehe doch genauso aus wie eben, als Sie bei mir waren. Natürlich hatte ich da
kein Kleid an«, fügte sie hinzu. Als der Earl daraufhin ein unterdrücktes
Lachen hören ließ, schämte sie sich in Grund und Boden.
    »Ich wollte sagen«, sagte sie rasch
und blickte in Lord Westmorelands lächelndes Gesicht, »ich hatte nicht dieses
Kleid an.«
    »Ich weiß, was Sie sagen wollten«,
erwiderte Stephen, der den rosigen Schimmer auf ihren Wangen und die porzellanweiße
Haut über dem eckigen Ausschnitt des Kleides bewunderte.
    »Ich kann Ihnen für die entzückenden
Kleider nicht genug danken«, sagte sie ihm. Sie hatte das Gefühl, in den Tiefen
seiner blauen Augen ertrinken zu können. »Ich muß gestehen, ich war sehr
erleichtert, als sie ankamen.«
    »Waren Sie das?« fragte Stephen und
grinste grundlos. Vielleicht lag es daran, daß er ein solches Vergnügen empfand,
wenn sie sein Zimmer betrat ... oder wenn sie ihn mit so unverhülltem Entzücken
ansah wegen einer so trivialen Sache wie ein paar hastig genähten, einfachen
Kleidern. »Warum waren Sie erleichtert?« fragte er, wobei er feststellen mußte,
daß sie ihm im Gegensatz zu Dr. Whitticomb nicht die Hände reichte.
    »Das habe ich mich auch gerade
gefragt«, meinte Dr. Whitticomb, und Sheridan riß sich verlegen und zögernd von
Lord Westmorelands hypnotischem Blick los. »Ich fürchtete, sie wären alle so,
wie das Kleid, das ich vor zwei Tagen abends getragen habe«, erklärte sie dem
Arzt. »Ich meine, es war wirklich entzückend, aber ... nun ja ... so luftig.«
    »Luftig?« wiederholte Dr. Whitticomb
verständnislos.
    »Ja, wissen Sie – es umfloß mich so,
und ich kam mir vor, als trüge ich einen lavendelfarbenen Schleier statt eines
richtigen Kleides. Ich fürchtete beständig, eines dieser Silberbänder würde
aufgehen, und ich stünde ...« Sie hielt inne, weil sich die Aufmerksamkeit des
Arztes völlig dem Earl zugewandt hatte. »Es war lavendelfarben, sagen Sie?«
fragte er und blickte dabei den Earl an. »Und dünn?«
    »Ja, aber in England ist es völlig
in Ordnung, so etwas zu tragen«, versicherte sie ihm rasch, da sie die
wachsende Mißbilligung spürte, mit der der ältere Mann den Earl ansah.
    »Wer hat Ihnen das gesagt, meine
Liebe?«
    »Das Mädchen – Constance.« Da sie
nicht wollte, daß er ihren Verlobten falsch beurteilte, der trotz des finsteren
Blicks des Doktors leicht amüsiert

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