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Judith McNaught

Judith McNaught

Titel: Judith McNaught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Legenden der Liebe
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und blieb auf der Türschwelle
stehen. Sie zögerte und fragte dann mit einem hilflosen Lachen über ihre
Unfähigkeit sich zu erinnern: »Habe ich Sie warten lassen, Mylord?«
    Ganz bezaubert von dieser neuen,
neckischen Seite an ihr paßte Stephen sich automatisch ihrem Ton an. »Ganz
gewiß nicht, Miss Lancaster. Sie warfen sich mir sogar zu Füßen und weinten vor
Dankbarkeit, daß ich Ihnen meine glänzende Person antrug.«
    »Von allen arroganten, unehrenhaften
...«, sagte sie mit einem erstickten entsetzten Auflachen, »das habe ich ganz
bestimmt nicht getan!« Nach Bestätigung suchend blickte sie Colfax an, der
eine der Türen zum Arbeitszimmer offenhielt und vergeblich versuchte, so zu
tun, als hörte – und genösse – er ihr Geplänkel nicht. Ihr Verlobter wirkte so
selbstzufrieden und sein Gesichtsausdruck war so selbstgefällig und unbewegt,
daß Sherry den schrecklichen Verdacht hegte, er habe die Wahrheit gesagt. »Das
habe ich nicht wirklich getan«, fragte sie schwach, »oder?«
    Stephens Schultern bebten vor
unterdrückter Erheiterung, als er den entsetzten Ausdruck auf ihrem Gesicht
wahrnahm, dann schüttelte er den Kopf und erlöste sie aus ihrem Elend. »Nein«,
antwortete er und merkte gar nicht, daß er vor den Augen seiner gebannten
Dienerschaft und seiner faszinierten Familie nebst Freunden, die gekommen
waren, während er sich mit Sherry in der Bibliothek aufhielt, flirtend mit ihr
in einer offenen Tür stand und glücklicher aussah als jemals zuvor. »Wenn Sie
alle begrüßt haben, schicke ich Sie zu einer Ausfahrt in den Park, damit Sie
sich die Umgebung ansehen und etwas frische Luft schnappen können, während wir
die Arrangements besprechen ...« Er brach ab, weil eine leichte Bewegung im
Arbeitszimmer seine Aufmerksamkeit erregte, und als er sich ganz umdrehte, sah
er, daß Sherry und er vor einem ganzen Zimmer voller Menschen standen, die
seltsamerweise kein Geräusch von sich gegeben hatten, um ihn auf ihre
Anwesenheit hinzuweisen.
    Stephen führte ihr Schweigen auf
Verlegenheit wegen des anstehenden Themas zurück und geleitete Sherry ins Arbeitszimmer.
Er wartete geduldig, während sie alle mit der gleichen warmen, ungezwungenen
Herzlichkeit begrüßte, die sie jedem entgegenzubringen schien, von den Dienstboten
bis hin zu ihrem Arzt. Aus Sorge, er könnte den Zweck des Treffens verraten,
unterbrach er Hugh Whitticomb, der gerade begeistert von Sherrys glänzender
Regenerierung und ihrer Tapferkeit erzählte, und sagte: »Da ihr alle anwesend
seid, könnt ihr eigentlich schon beginnen, zu besprechen, wie wir Sherry die
Aufnahme in die Gesellschaft erleichtern. Ich gehe noch einmal mit ihr hinaus
und bringe sie zur Kutsche.« Zu Sherry gewandt, fügte er hinzu: »Ich warte auf
Sie, während Sie sich einen leichten Umhang holen, dann gehen wir hinaus und
sprechen mit dem Kutscher über die Strecke, die er fahren soll.«
    Sherry spürte, wie er sie mit seiner
Hand an ihrem Ellenbogen entschlossen von den anderen wegzog. Sie wäre gerne
noch länger geblieben, tat jedoch, was er sagte und verabschiedete sich.
    Hinter ihnen gab Dr. Whitticomb
Colfax ein Zeichen, die Türen zu schließen. Dann blickte er in die Runde und
stellte fest, daß alle geistesabwesend und nachdenklich aussahen. Die Szene,
die er vor ein paar Augenblicken erlebt hatte, als Stephen und Charise
Lancaster vor der Tür standen, hatte ihm nur bestätigt, was er bereits
vermutete, und er war sich beinahe sicher, daß die anderen im Raum die gleiche
erfreuliche Veränderung bei Stephen bemerkt hatten wie er.
    Zögernd entschloß er sich,
vorsichtig herauszufinden, ob die anderen wirklich das gleiche dachten wie er.
So beiläufig wie möglich wandte er sich an die Herzoginwitwe. »Reizendes
Mädchen, nicht wahr?«
    »Reizend«, stimmte Stephens Mutter
ohne Zögern zu. »Stephen geht sehr fürsorglich mit ihr um, wie ich festgestellt
habe. Ich habe ihn niemals vorher eine Frau so behandeln sehen.«
    Ihr Lächeln wurde nachdenklich. »Sie
scheint ihn auch sehr zu mögen. Mir wäre es fast am liebsten, er wünschte gar
keinen Ehemann für sie zu finden. Vielleicht könnte er ja mit der Zeit ...«
    »Genau das denke ich auch«,
erwiderte Hugh so nachdrücklich, daß sie ihn verblüfft ansah. Zufrieden damit,
ihre unabsichtliche Unterstützung zu haben, wandte Hugh sich an Stephens
Schwägerin. »Was denken Sie, Euer Gnaden?« Whitney Westmoreland lächelte ihn an
– mit einem tiefen, wissenden Lächeln, das sein Herz

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