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Judith McNaught

Judith McNaught

Titel: Judith McNaught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Legenden der Liebe
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klein«, entgegnete
Whitney entschieden. »Ich gebe ja zu, daß er auch nicht besonders groß ist,
aber er zählt zu meinen ganz besonderen Freunden.« Sie biß sich auf die Lippen,
um ihr Lächeln zu unterdrücken. »Du bist äußerst wählerisch, Stephen.«
    »Ich habe nur praktisch gedacht.«
    Er legte diese Liste beiseite und
griff nach der von Hugh Whitticomb. Stirnrunzelnd blickte er darauf und legte
sie dann ebenfalls weg. »Offensichtlich haben Sie und meine Mutter ziemlich
viele gemeinsame Freunde.« Mit einem irritierten Seufzer stand er auf und ging
ruhelos um seinen Schreibtisch herum. Er lehnte sich mit der Hüfte auf die
Kante, verschränkte die Arme über der Brust und sah seinen Bruder frustriert
und zugleich hoffnungsvoll an. »Ich sehe, daß du keine Liste mitgebracht hast,
aber du weißt offensichtlich jemanden, der richtig für sie wäre.«
    »In der Tat«, erwiderte sein Bruder
mit einem Anflug von ironischer Erheiterung, »habe ich darüber nachgedacht, als
ich zuhörte, wie du alle Kandidaten eliminiert hast.«
    »Und?«
    »Und ich stelle fest, daß ich
tatsächlich jemanden kenne. Er entspricht zwar nicht all deinen erhabenen
Kriterien, ich bezweifle jedoch nicht, daß er der richtige Mann für sie ist.«
    »Gott sei Dank! Wer ist es?«
    »Du.«
    Das Wort schwebte im Raum, während
in Stephen eine seltsame, irrationale Bitterkeit aufwallte. »Ich bin kein Kandidat«,
erwiderte er kühl.
    »Hervorragend ...« Nicholas DuVille
lenkte mit seinem amüsierten Ausruf sofort die Aufmerksamkeit aller auf sich.
Er zog ein Blatt Papier, das sein Familienwappen trug, aus der Tasche. »In
diesem Fall habe ich meine Zeit nicht vergeudet, indem ich eine eigene Liste
aufgestellt habe. Ich nahm an«, fügte er hinzu, während Stephen langsam nach
dem Papier griff, »daß ich, da Sie mich heute auch hierher baten, ebenfalls
eine Liste erstellen sollte.«
    »Nett von Ihnen, daß Sie sich der
Mühe unterzogen haben«, erwiderte Stephen, der sich fragte, warum er es zugelassen
hatte, daß die absurde Eifersucht seines Bruders auch seine eigene Einschätzung
DuVilles beeinflußte. Nicholas DuVille war nicht nur ein gutaussehender,
gebildeter und wohlerzogener Mann, er war auch geistreich und außerdem verdammt
nett. Stephen faltete die Liste auf und blickte auf den einzelnen Namen, der
quer über die Seite gekritzelt war. Er hob den Kopf und blickte DuVille aus
zusammengekniffenen Augen an. »Halten Sie das für witzig?«
    »Ich hatte nicht erwartet, daß Sie
den Vorschlag lachhaft finden«, entgegnete DuVille sanft.
    Da Stephen sich nicht vorstellen
konnte, daß der andere es ernst meinte, musterte er ihn in kühlem Schweigen.
Zum ersten Mal fiel ihm auf, daß eine ärgerliche Arroganz von diesem Mann,
seinem Lächeln, und selbst der Art und Weise, wie er auf dem Stuhl saß und
seine Reithandschuhe lässig in einer Hand hielt, ausging. Da er merkte, daß
niemand wußte, wovon die Rede war, gelang es Stephen, das Thema zu erläutern
und gleichzeitig DuVilles Integrität herauszufordern. »Sie wollen allen Ernstes
als Bewerber für Charise Lancaster angesehen werden?«
    »Warum nicht?« entgegnete Nicki, der
das Unbehagen des anderen Mannes sichtlich genoß. »Ich bin weder zu alt noch zu
klein, noch habe ich mir selbst jemals in den Fuß geschossen. Ich hasse
Angeln, ich verspüre keine besondere Neigung zur Jagd, und obwohl ich ein paar
Laster aufweise, hat noch keiner mir vorgeworfen, ich sei affektiert,
scharfzüngig oder ein Schwätzer.«
    ... aber Egoismus haben sie dir
schon vorgeworfen! dachte
Stephen feindselig. Und Abgestumpftheit. Er sah im Geiste, wie der
verbindliche Franzose Sherry leidenschaftlich umarmt hielt und ihre Haare wie
seidiges Feuer über seinen Arm fielen. Seine Feindseligkeit wuchs. Ihre Wärme
und Unschuld, ihr rebellischer, lebhafter Charakter, ihr Mut und ihre Nachdenklichkeit
würden DuVille gehören, und er würde ...
    Sie heiraten.
    Stephens unerklärlicher Grimm wich
auf einmal gesundem Menschenverstand und der Feststellung, daß das Schicksal
ihm gerade die ideale Lösung all seiner Probleme gezeigt hatte. DuVille war
perfekt. Die feine Gesellschaft betrachtete ihn als großartigen Ehekandidaten.
    »Darf ich Ihr Schweigen als
Zustimmung betrachten?« fragte DuVille. Er sah so aus, als wisse er ganz genau,
daß Stephen gegen seine Bewerbung keinerlei Einwände haben könnte.
    Stephen besann sich auf seine
Umgangsformen. Er brachte es zwar nicht übers Herz, dem anderen

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