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Judith McNaught

Judith McNaught

Titel: Judith McNaught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Legenden der Liebe
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meine Fassung wiederzuerlangen.«
    »Und dann?« half Whitney nach.
    »Und dann besaß er die Kühnheit, die
Arroganz, die – die Unverschämtheit, mich küssen zu wollen!«
    »Haben Sie es ihm erlaubt?«
    »Nein. Nicht ausdrücklich.« Das
entsprach nicht ganz der Wahrheit, und in hilflosem Elend blickte sie wieder
zur Seite. »Ich wollte zuerst nicht«, gab sie zu. »Aber wissen Sie, er
kann das sehr gut, und ...« Sie hielt inne. Ihr war ein Gedanke gekommen, und
wütend sprach sie ihn aus: »Er kann es sehr gut, und das weiß er auch! Deshalb
wollte er mich unbedingt küssen, als ob dadurch alles wieder ins Lot käme. Und
irgendwie hat er gewonnen, weil ich am Ende nachgegeben habe. Oh, er wird sehr
stolz auf sich sein«, schloß sie mit schneidender Verachtung.
    Whitney brach in Gelächter aus. »Das
bezweifle ich. Tatsächlich hatte er bei meiner Ankunft die schlechteste Laune,
die man sich vorstellen kann. Für einen Mann, der eine Verlobung auflösen
möchte und allen Grund hat zu glauben, er sei auf dem besten Wege, das auch zu
erreichen, machte er nicht gerade einen fröhlichen Eindruck.«
    Von dieser Außerung ein wenig
aufgeheitert, lächelte Sherry; dann jedoch erlosch ihr Lächeln wieder und sie
schüttelte den Kopf. »Ich verstehe das alles nicht. Vielleicht wird mir sogar
das Verständnis dafür fehlen, wenn ich wieder im Vollbesitz all meiner
geistigen Fähigkeiten bin.«
    »Ich halte Sie für erstaunlich
scharfsinnig!« rief Whitney voller Gefühl. »Und für tapfer. Und auch für sehr,
sehr warmherzig.« Sie sah Unsicherheit in den ausdrucksvollen grauen Augen
aufflackern, und sie wünschte sich verzweifelt, sie könnte Charise Lancaster
die ganze Wahrheit erzählen, jedes kleinste Detail, angefangen von Burletons
Tod und Stephens Anteil daran. Stephen hatte ja erwähnt, daß Sherry Burleton
kaum gekannt hatte, und zudem war es offensichtlich, daß sie starke Gefühle
für Stephen hegte.
    Andererseits hatte Dr. Whitticomb
ausdrücklich darauf hingewiesen, wie gefährlich es wäre, sie zu sehr
aufzuregen, und Whitney hatte schreckliche Angst, daß die Nachricht von Burletons
Tod und Stephens Verwicklung darin genau das bewirken würde.
    Also schickte sie sich an, ihr alles
außer dieser Sache zu erzählen, und meinte mit einem traurigen Lächeln: »Ich
werde Ihnen jetzt die Geschichte eines ganz besonderen Mannes erzählen, den
Sie zunächst vielleicht gar nicht wiedererkennen werden. Als ich ihn vor vier
Jahren kennenlernte, wurde er wegen seines unglaublichen Charmes und seiner
reizenden Umgangsformen überall bewundert. Die Männer respektierten seine
Fähigkeiten am Spieltisch und beim Sport, und er sah so gut aus, daß die Frauen
ihn regelrecht anstarrten. Seine Mutter und ich regten uns regelmäßig über die
Wirkung auf, die er auf sie ausübte, und das nicht nur auf unschuldige junge Mädchen
in ihrer ersten Saison, sondern auch auf erfahrene Frauen. Ich weiß, daß er
ihre Reaktion auf sein Gesicht überaus albern fand, aber trotzdem zeigte er
sich stets untadelig galant zu allen. Und dann traten drei Ereignisse ein, die
ihn von Grund auf veränderten – und das Seltsame daran ist, daß zwei Ereignisse
eigentlich positiv waren: Zunächst beschloß Stephen, sich mehr um seine
Geschäfte und Anlagen zu kümmern, die vorher mein Mann zusammen mit den
unseren verwaltet hatte. Stephen begann sofort mit großen und gefährlichen
Unternehmungen, die mein Mann nie in Betracht gezogen hätte – auf jeden Fall
nicht mit dem Geld eines anderen. Ständig nahm er große Risiken auf sich, und
ständig machten sie sich mit riesigen Gewinnen bezahlt. Und in dieser Zeit
geschah noch etwas, das entscheidend zu seinem Wandel von freundlicher
Galanterie zu kaltem Zynismus beitrug: Stephen erbte drei Titel von einem
älteren Cousin seines Vaters, und einer davon war der des Earl of Langford.
Normalerweise fallen Titel an den ältesten Sohn, außer unter bestimmten Umständen,
und diese waren hier eingetreten. Manche Titel der Familie Westmoreland gehen
über dreihundert Jahre zurück, sie stammen noch von König Heinrich VII. Unter
anderem hat er drei Titel verliehen, die, auf die Bitte des ersten Duke of
Claymore hin, Ausnahmen in der normalen Erbfolge darstellen. Als Besonderheit
gestatteten sie dem Inhaber des Titels, seinen Erben selbst zu bestimmen, falls
er kinderlos bleiben sollte, und solange es sich bei dem Erben um einen
direkten Nachfahren von einem der Dukes of Claymore handelte.
    Die Titel, die

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