Jürgen Bartsch - Selbstbildnis eines Kindermörders
das Wort Gleichaltrige hier nicht recht angebracht ist. Sagen wir besser «Lustknaben», so nennt man sie wohl, interessierten mich nur insoweit, als sie selbst es auch interessierte, nämlich zur Befriedigung, und damit war dann aber auch schon alles O. K. Worauf ich hinaus will: Die sexuellen Handlungen mit Lustknaben hätte ich jederzeit aufgeben können, wenn sich da ein dringender Grund ergeben hätte. Ab wann begann das? Etwa ab 16 Jahren, praktisch bis fast zur Verhaftung. Diese Knaben sollten jüngstens 15 – 16 sein und ältestens 17 – 18 etwa. Und, was «sichtig» war, ich meine das ganz ernst, sie dürften sich auf keinen Fall rasieren, also sie dürften noch keinen richtigen Bart haben, das hätte mir jede Lust genommen. Für diese Art der Sexualität gibt es für mich nicht die geringste Parallele zum Trieb, der sich mit den viel Jüngeren beschäftigte, also etwa 8 – höchstens 13 etwa. Auch mal 14, aber dann war es immer so, daß die Kinder jünger aussahen, als sie waren, auch Freese
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, der ja schon 14 war, sah ja beileibe nicht danach aus.
Die Diskrepanz, die ich selber nicht nicht
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begreife, ist, daß ich die harmlosen Handlungen mit den älteren Jungen jederzeithätte sein lassen können, warum ich aber die viel schlimmeren Dinge mit den Kleineren nicht aufhören konnte. Die Kripo hatte dafür eine prima einfache Erklärung: «Die Älteren, da hätte ja mal durchaus einer stärker sein können als Du!» Das hat der Kommissar mal zu mir gesagt. Wenn er mal einen Pokal gewinnt, wird es wahrscheinlich der Pokal der Vereinfachung sein.)
Als ich älter als 14 wurde, da ging die Altersgrenze, den Trieb betreffend, etwas höher, etwa bis zu den 13jährigen, aber so blieb es dann. In dieser Beziehung änderte sich nichts mehr, auch als ich 17 – 18 – 19 – 20 – 21 wurde. In welchem Alter war meine sexuelle Neugierde am größten? Als ich in Marienhausen war, zur Zeit der Pubertät, also 11 – 13 Jahre war ich da etwa.
10. Gibt es noch irgendwelche Aspekte der menschlichen Sexualität, über die Du immer noch neugierig bist, bzw. über die Du Deines Erachtens mangelhaft informiert bist?
Ja, über die ganze weibliche Sexualität, also was das profane, schlicht und einfache Aussehen des weiblichen nackten Körpers und seines Geschlechtsteils betrifft, das weiß ich überhaupt nicht, habe ich ja auch nie gesehen. Ob ich es mal sehen will? Um mich zu unterrichten, warum nicht? Aber um mich z. B. darum zu «bemühen», ist es nicht wichtig genug. Sicher, einmal im Essener Bordell habe ich ein nacktes Mädchen gesehen, aber «gesehen» habe ich trotzdem nichts, wahrscheinlich habe ich nicht richtig hingeschaut. Fragen Sie mich nicht, ob ich zu «schüchtern» war, ich weiß es einfach nicht. Ich habe einfach nicht aufgepaßt.
B. Sexualunterricht
11. Wann war Deine erste sexuelle Aufklärung?
Meine erste sexuelle Aufklärung war auf dem Schulhof in Marienhausen, ein Klassenkamerad erzählte mir, wie es genau vor sich ginge, das «Kinder machen» und so.
Nur auf der «Schulendfahrt» von unserer Langenberger katholischen Kirche aus sind wir, auch ich, aufgeklärt worden. Wir fuhren zu dem Zweck für drei Tage in ein Kloster bei Co
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sfeld, welches laufend diese Art Aufklärung für die Schulen übernimmt. Wir saßen da dann zu vielen Kindern vor dem Mönch, und der erläuterte, sehr vernünftig an sich, wie das alles so vor sich ginge. Nun, für mich waren das alte Geschichten, aber ich habe gesehen, daß viele trotzdem, daß sie doch alle 14 waren, noch gar nichts wußten. Für die war es ein richtiger Schock, wahrscheinlich kam es irgendwie schon zu spät. Mehrere wurden grün im Gesicht, hielten sich ein Taschentuch vor den Mund, liefen hinaus, nicht etwa um zu lachen, sondern um sich zu «übergeben», wie man das wohl nennt.
12. Hast Du es erlebt, daß Deine Eltern sexuelle Fragen in Deiner Gegenwart besprachen?
Nein.
13. Aus welcher Quelle kam die sexuelle Erklärung, die Du für die beste Deiner Kindheit hältst? Bitte erzählen.
Siehe 11. Das war die beste, sprich «anschaulichste» Erklärung. Aber es war natürlich sehr zotig und versaut, wie er das aussprach. Ich war sehr schockiert und erschrocken. Ich weiß noch, daß er sagte: «Die machen das alles nur, weil sie so scharf darauf sind. Die Kinder, die dann davon kommen, die wollen sie gar nicht meistens. Die
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