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Jürgen Bartsch - Selbstbildnis eines Kindermörders

Jürgen Bartsch - Selbstbildnis eines Kindermörders

Titel: Jürgen Bartsch - Selbstbildnis eines Kindermörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Moor
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das hat mich eigentlich gar nicht sehr interessiert.
     
    88.   Bist Du der Meinung, daß Du in sexuellen Angelegenheiten einen starken Sinn für das Richtige und Unrichtige hast?
     
    Ja, natürlich, das glaube ich fest, daß ich weiß, was darin richtig oder falsch ist. Ich meine z.   B., daß bei Mann und Frau alles erlaubt ist, solange sie es beide gern tun, und solange keiner geschädigt wird. Für schlecht halte ich alles, ob Mann und Frau, oder ob anomal, wo einer gezwungen wird, gegen seinen Willen also. Das muß auch bestraft werden, weil sonst Willkür herrschen würde. Die Anti-Baby-Pille halte ich für gerechtfertigt, wegen der sozialen, vielfach vorhandenen Gründe, und wegen der Bevölkerungs-Explosion.
     
    89.   Bitte die sexuelle Zurückhaltung beschreiben, die Du in Deiner Privatsphäre ausübst.
     
    Zur Zeit weiß ich gar nicht, was Sex überhaupt ist, schon seit einiger Zeit nicht mehr, ich glaube seit Ende 67, aber früher konnte ich mir gar keine Kontrolle auferlegen, der Drang war einfach zu stark. Ich habe, seit dem 14.   Lebensjahr, phantasiert und onaniert, daß es – nein, das ist es ja, daß es schon keine Lust mehr war, eher Qual, aber ich konnte es einfach nicht beherrschen. Es wurde sogar von Jahr zu Jahr immer schlimmer anstatt besser.
     
    Q.   Traumleben
     
    90.   Träumst Du häufig? Ab und zu? Selten? Gar nicht?
     
    91.   Sind Deine Träume sehr plastisch, oder sind sie unklar, vage? Behältst Du sie meistens, nachdem Du wach wirst, oder verschwinden sie schnell?
     
    90 und 91: Ich träume an sich nicht oft, so es mir bewußt ist, und da meine Träume meist unangenehm sind, liegt mir im allgemeinennicht besonders daran, sie zu behalten. Ich träume meist sehr plastisch, ja.
     
    92.   Welche Sorte von Träumen hast Du meistens? Sind sie meistens angenehm oder unangenehm? Kannst Du das prozentmäßig schätzen? Hast Du mal Alpträume? Wie häufig? Mit welchen Themen? Kannst Du welche noch erzählen?
     
    Also an einen wirklich guten Traum kann ich mich überhaupt nicht entsinnen.
    1.   1966   –   67 hatte ich mehrmals den ganz «offensichtlichen» Traum, ich wäre ausgerissen und ich lief durch Städte, Dörfer, Berge rauf usw., und stets eine ganze Horde Jungen hinter mir her, um mich zu fangen und zu «erledigen». Sicher, ziemlich dämlich, so was zu träumen, aber ich fand das gar nicht komisch.
    2.   Ich stehe mit meiner Mutter auf einer Straße, hoch gelegen, und ein Omnibus rast in unheimlichem Tempo an uns vorbei, in die Tiefe, und zerschellt an einem Haus, fängt Feuer, die Insassen schreien, ich will hinlaufen, aber meine Mutter hält mich zurück, weil man damit nichts zu tun hat und es nur Ärger geben kann.
    3.   Dieser Traum bestand nur aus zwei Bildern, einmal, wie ich in einer gekachelten Gefängniszelle sitze und draußen dauernd jemand meinen Kopf fordert, und das andere Bild, wo ich im amerikanischen Straßenkreuzer sitze und einer großen Menge von Menschen huldvoll zuwinke.
     
    [
Am 21.   Oktober 1970 schrieb Jürgen an seine frühere Lehrerin Frl. Susanne Prim:
«Auch eine Wahlrede der ‹CDU› habe ich damals auf dem Marktplatz miterlebt, der Redner war Dr.   Konrad Adenauer. Als er geendet hatte, stieg er in einen schwarzen Mercedes, fuhr langsam an und (er saß natürlich hinten) warf viele kleine Tafeln Schokolade für uns Kinder aus dem Wagenfenster.»]
    4.   Ich bin im KAUFHAUS am Stand für Zaubertricks undkaufe und kaufe. Jedesmal, wenn ich einen Trick gekauft habe, seh ich in der Käufermasse meine Mutter und verstecke mich. So geht das immer im Kreis, bis ich aufwache.
    5.   Ich stehe im Laden im Fleischerzeug und bediene neben meinen Eltern die Kunden, wie früher, und beim Zusammenrechnen mache ich dauernd Fehler. Vater und Mutter schreien mich an, doch endlich aufzupassen, aber ich sehe nur noch die Zahlen und bin nicht mehr imstande, ihren Sinn zu begreifen. Die Zahlen verschwimmen, nun brüllen auch die Kunden «Voran!!» und ich komme in eine Panik. Ich spüre plötzlich, wie ich vom Kopf herab eiskalt werde, ihn nicht mehr bewegen kann, dann die Schultern, Arme, Hände und die Beine. Zuletzt kann ich zwar denken, aber mich überhaupt nicht mehr bewegen, und um mich herum Geschrei und Gebrüll «Wird’s bald», «Wie lange soll ich noch warten?» usw.
     
    93.   Hast Du Träume (außer dem Straßenbahn-Traum), die sich wiederholen?
     
    Letztere Träume wiederholen sich nicht stets, aber manchmal.
     
    94.   Hast Du

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