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Jürgen Bartsch - Selbstbildnis eines Kindermörders

Jürgen Bartsch - Selbstbildnis eines Kindermörders

Titel: Jürgen Bartsch - Selbstbildnis eines Kindermörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Moor
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wenn Angestellte oder Gesellen darüber sprachen, da habe ich immer gesagt: «Später gehe ich mal aus dem Beruf raus. Ich will kein Metzger sein» – obwohl ich schon einer war. Die völlige Wahrheit liegt wahrscheinlich in der Mitte: Das war mir schlicht und einfach gleichgültig.
    Van Loon war, obwohl ich nicht der beste Arbeiter war, überrascht, daß mein Vater mich plötzlich wegholte. Ich weiß auch nur, daß mein Vater darauf bestand, er sagte, ich hätte bei van Loon viel zuviel Freizeit (ich arbeitete dort meist von morgens 6   –   13 oder 14   Uhr). Das beunruhigte ihn sichtlich, und er sagte auch, daß er selbst zuwenig Leute habe.
     
    31.   Inwieweit haben solche Sachen wie Krankheit, Alkohol, Ärgerlichkeit, die Unfähigkeit, kritisiert zu werden, oder sonstwas eine Rolle in Deiner persönlichen Einstellung gespielt?
     
    Kritisieren lasse ich mich nicht gerne, auch wenn der andere recht hat. Aber letztlich nehme ich es mir doch zu Herzen. Ich reagiere nur zuerst mit Ärger, automatisch, weil ich glaube, daß Kritik mich beschneidet, ich fühle mich dann immer so eingeschnürt. Alkohol habe ich in den letzten Jahren vor meiner Verhaftung sehr viel getrunken, oft auch alleine, nur um zu vergessen. Krankheit wüßte ich nichts besonders.
     
    32.   Bist Du mit Deiner Arbeit bis 1966 heute zufrieden oder nicht? Warum (nicht)?
     
    Meine Arbeit gefiel mir nicht besonders, weil ich den Beruf nicht liebte. Das Blut usw. stieß mich ab, auch Kälberschlachten da drückte ich mich vor, so oft es ging. In den Beruf kam ich nur, weil ich nicht im geringsten wußte, was ich werden sollte oder wollte.
     
    E.   Wehrdienst
     
    33.   Was war mit dem Militärdienst? Wurdest Du jemals untersucht?
     
    Vom Militärdienst habe ich nie was gehört.
     
    F.   Gewohnheiten
     
    34.   Einzelheiten übers Trinken, bitte, vom Anfang bis zum Ende: wie oft, wieviel, mit wem, wo usw.
     
    Getrunken habe ich so etwa, seit ich 17 war. Meist Coca mit Asbach oder auch Whisky usw. Bier vertrug ich nicht gut. Zuerst nur so bis zum leichten Schwips, dann langsam immer mehr bis zum Rausch, allerdings nicht bis zum «Umfallen», aber das mag auch Sache des Willens sein. Wie gesagt, ich hatte keinen Geschmack am Alkohol, geschmacklich fand und finde ich das Zeug furchtbar, meine heimliche Liebe ist der Eierlikör. Ich trank in Gaststätten, ohne allzu enge Bekanntschaften dabei zu entwickeln, aber auch im Geschäft heimlich und allein, jeden Montag. Dadurch habe ich dann auch den Führerschein verloren. Gegen Ende der Zeit ließ ich auch mal den Lehrling D. mittrinken.
    Ich hatte morgens bis nachmittags Apfelwein und Schnaps getrunken,und fuhr mit dem V W-Bus und dem Lehrling und der 10jährigen Tochter unserer Putzfrau zum Schlachthof. Ich wollte das kleine Mädchen nicht mitnehmen, weil ich getrunken hatte. Aber die Mutter bat sehr, und es sollte ja auch nicht durch die Ablehnung herauskommen, daß ich «blau» war. Auf dem Rückweg fuhr ich mit 80 durch eine enge Unterführung, die in einer Kurve lag, anschließend Schlangenlinien. Das sah ein Polizeiwagen, und es war auch gut so, denn diese Fahrerei war verantwortungslos.
    Drogen habe ich nie probiert, nur Schlafmittel, denn ich konnte in den letzten Jahren natürlich kaum noch schlafen, aber ich vertrage keine Schlaftabletten.
     
    35.   Hat das Glücksspiel Dich gereizt?
     
    Das reizte mich nie. Heute gefällt mir nur Wetten in Verbindung mit Sport, aber etwas skeptisch bin ich immer noch.
     
    36.   Wann fingst Du an zu rauchen?
     
    Ich habe mit 9   Jahren mal in Katernberg im Geschäft heimlich 20   Zigaretten geraucht und Nikotin-Vergiftung bekommen. Dann habe ich erst mit 14 ab und zu mal eine geraucht. Dann offiziell mit 16   Jahren begonnen mit 10   Stück am Tag, bis zuletzt steigerte es sich bis auf 26   Stück. Heute sind es oft über 40   Stück.
     
    IV. ALLGEMEINE PERSÖNLICHKEIT
     
    1.   Würdest Du Dich als kontaktfreudig oder -scheu bezeichnen?
     
    Ich würde mich als kontaktarm bezeichnen, weil ich mich vor Gesellschaft mit mehreren Personen regelrecht fürchte. Die eigentlichen Gründe, falls es besondere gibt, weiß ich nicht, kenne ich nicht. Auch als Kind war ich schon so, viel zu schüchtern usw.
     
    2.   Wirst Du leicht ärgerlich oder wütend?
     
    Leider werde ich leicht ärgerlich und wütend, allerdings nicht ohne Grund, ich zeige es auch offen, aber so «verraucht» der Zorn natürlich recht schnell. Infolgedessen muß es auch

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