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Jürgen Bartsch - Selbstbildnis eines Kindermörders

Jürgen Bartsch - Selbstbildnis eines Kindermörders

Titel: Jürgen Bartsch - Selbstbildnis eines Kindermörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Moor
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Nationaldemokratische Partei Deutschlands]
(ich meine das durchaus ernst). Früher kann ich nichts Besonderes nennen außer PaPü. Sicher, große und starke Gleichaltrige, da hatte ich Angst, aber als begründete Feinde habe ich sie nicht angesehen.
     
    11.   Wie anpassungsfähig bist Du? Stören Dich sehr z.   B. neue Situationen, Umgebungen usw.?
     
    Ich bin halb anpassungsfähig. An negative Situationen und Lagen, da verstehe ich mich viel eher anzupassen; bei positiven, normalerweise Freude erregenden Gelegenheiten bin ich viel schwerfälliger, ich traue der Freude und dem Frieden nicht. Zum Beispiel bei einem Fest, einer Gesellschaft, wo alle fröhlich und lustig sind, da kann ich mich nicht anpassen, es liegt mir einfach nicht. Ich habe dann immer das Gefühl, ein Fremdkörper zu sein. Dagegen bei negativen Gelegenheiten, wo ich ganz passiv bin und sein muß, z.   B. Schulung im Beruf, Tanz-Kursus (das Lernen selbst ist damit gemeint), Verkehrsstockung usw., da passe ich mich ganz automatisch an, auch ohne innerlich zu murren, ich bin ganz einfach hilflos, ohne Menschen, die mich führen.
    Ja, wie jeder andere tue ich verschiedene Dinge zur gleichen Zeit in der gleichen Art usw. Zum Beispiel könnte ich es mir nicht vorstellen, eine Zigarette in der rechten Hand zu halten, es würde mich körperlich stören. Auch wenn ich meine Sachen abends vor die Tür stelle, da kommt jedes immer ganz genau an die gleiche Stelle. Auch meine Illustrierten kommen stets an den gleichen Platz usw., usw. Es kommen heute, im «Knast», ja praktisch keine Unterbringungen vor, aber früher, ja, da hat mich dergleichen ganz wild gemacht, ganz nervös. Z.   B., wenn wir in der Wurstküche jahrelang erst Brühwurst, dann Kochwurst gemacht haben. Da war mal die Kochwurst Anfang der Woche plötzlich alle, und wir mußten den ganzen Plan umdrehen. Ich hatte darüber eine fürchterliche Wut, es war plötzlich alles ganz anders. Auch, als in der Berufsschule die Tage gewechselt wurden, anstatt freitags mal ein paar Wochen mittwochs, da war es genau so.
     
    12.   Bist Du systematisch in der Weise, wie Du irgendeine Unternehmung anfaßt und anfängst? Bist Du der Meinung, daß solche Aktivität bei Dir richtig gezielt ist? Warum (nicht)? Neigst Du zur Vergeßlichkeit oder Verträumtheit?
     
    Geht ja auch aus den letzten obigen Sätzen hervor. Ja, ich glaube, daß ich allgemein sehr systematisch vorgehe, was leider manchmalzur Manie wird, ohne daß ich es merke, denn dann geht es auf anderer Art nicht mehr (obige Beispiele). Im Grunde, und mit Maß, halte ich die Systematik für nützlich im Leben. Nur – das rechte Maß, wo ist es, und wo fängt die Manie an?
    Vergeßlich bin ich an sich gar nicht, meine ich, nur alles, was mit Daten oder Zahlen zu tun hat, vergesse ich nahezu sofort. So ist es z.   B. keine Fahrlässig- oder Nachlässigkeit, daß ich bis heute Namens- und Geburtstag meiner Eltern nicht zu behalten vermag, sondern schlichtes Unvermögen, ich kann es wirklich nicht. Darum habe ich mir die betreffenden Daten alle aufgeschrieben.
    Verträumtheit? Ich träume oft mit Willen bei offenen Augen. Das sind Wunschträume, die aber nicht in die Wirklichkeit hinüberspielen. Ich erwarte nicht, daß sie sich realisieren. «Ver»träumt bin ich also m. E. nach nicht.
     
    13.   Denkst Du voraus? Kannst Du gut und logisch planen? Als Du mal einkaufen gingst, konntest Du ohne Liste alles erledigen, ohne etwas zu vergessen?
     
    Ich muß mich berichtigen: Nicht nur mit Zahlen, auch mit Kleinigkeiten bin ich sehr vergeßlich. Ich komme darauf, weil Ihr Beispiel genau zutrifft! Als ich als Junge einkaufen ging, ohne Zettel, hatte ich stets die Hälfte vergessen, ob es aber stets dieselben Sachen waren, weiß ich nicht mehr. Ich verlegte ständig meine Schulhefte, Schreibsachen usw. Heute weiß ich nie, wo ich meinen Kram oder Streichhölzer habe usw. Dagegen vergesse ich wichtige Dinge (Besprechungen, Besuche, Reisen, Fahrten, Vorhaben usw.) so gut wie nie. Das war es auch, was ich oben meinte, an die Kleinigkeiten denkt man ja meist nicht.
     
    14.   Hast Du ganz besondere Ängste? Gibt es besondere Sachen oder Situationen, die Du besonders fürchtest?
     
    Als Kind hatte ich furchtbare Angst vor dunklen Räumen, undvor’m ganz alleine sein. Besonders gefürchtet habe ich stets Prüfungen, Tests, und, wie ich schon öfter hier ausgeführt habe, die «großen und starken» Jungens, was ja die meisten waren, weil ich ja so klein

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