Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jürgen Bartsch - Selbstbildnis eines Kindermörders

Jürgen Bartsch - Selbstbildnis eines Kindermörders

Titel: Jürgen Bartsch - Selbstbildnis eines Kindermörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Moor
Vom Netzwerk:
schon sehr schlimm kommen, damit ich nachtragend bin. Ich verzeihe nicht schwer, sondern sogar gern. Ich habe ein sehr gutes Erlebnis-Gedächtnis, also vergesse ich so schnell nichts, weder Gutes noch Schlechtes. In Wut nicht, aber in Eifersucht, aber das ist ja auch eine Art Wut.
    Eifersüchtig war ich immer, wenn ich jemanden gern hatte, und mich wie eine Klette an ihn hängte. Wenn diese Person dann einen anderen ansah, mit ihm spielte oder so (als Kind oder Junge), so wurde ich fast verrückt. Meine Eifersucht traf also das Objekt meiner Zuneigung. Da habe ich dann aus Wut denjenigen gequält, indem ich z.   B. etwas, wo ich versprochen hatte, es ihm zu geben, an andere vor seinen Augen verteilte.
     
    3.   Neigst Du zur Eifersucht? Wen trifft es? Was für eine Wirkung hatte Deine Eifersucht auf Dein Benehmen?
     
    Ist beantwortet.
     
    4.   Gibt (gab) es jemanden, den Du richtig gehaßt hast? Wen? Weshalb?
     
    Ja, PaPü
[Pater Pütlitz]
.
     
    5.   Hast Du jemals bewußt an Minderwertigkeitsgefühlen gelitten? Heute noch?
     
    Aber sicher, ich glaube, daß jeder kontaktarme Mensch Minderwertigkeitsgefühle hat. Sie sind insoweit überhaupt nicht beschränkt. Auch heute noch. Einen tatsächlichen triftigen Grund habe ich nie gefunden.
     
    6.   Laune: meistens gleichmäßig oder mit plötzlichen Umschwüngen?
     
    Meist gleichmäßig schlecht, nur habe ich mich recht gut in der Hand. Ich konnte stets gut eine Schein-Fröhlichkeit produzieren, nicht aus Falschheit, aber weil, wenn es einem sichtlich schlecht geht, «die Anderen freuen sich dann». Zur Zeit flüchte ich mich oft und gern in mein Hobby, meine private Traum-Welt, die Zauberei. Wenn ich dann übe, kann ich die lästigen Gedanken (gemeint sind alle Gedanken, egal welche) ausschalten.
     
    7.   Phantasierst Du viel, wenn Du wach bist? Welcher Natur?
     
    Ja, früher, aber nur erotisch, bei mir muß man ja sicher sagen verbrecherisch (sadistisch). Das war also meiner Meinung nach regelrecht zwanghaft, ich konnte das nicht verhindern, daß das praktisch jeden Abend kam. Danach war ich immer ganz fertig, auch das Gewissen meldete sich, aber erst danach, also wenn die sexuelle Erregung nicht mehr da war.
    Danach phantasierte ich, diesmal aus freiem Willen, das genaue Gegenteil, aus einem Schuldgefühl (das sicher berechtigt war) heraus, ich träumte dann davon, einen Beruf zu haben, wo ich Kinder pflegen und ihnen helfen würde. Ich rollte oft eine Decke zusammen, die war dann das Kind, und ich drückte es an mich, jetzt allerdings ohne jegliches sexuelles Gefühl. Das war dann wie eine Erlösung und eine Wohltat.
    Seit das Urteil war, bzw. seit ich nicht ganz gesund bin, ist der sexuelle Drang bis jetzt fort, auch die Phantasien, nur das Nachspiel ist geblieben, und ich will auch, daß es so bleibt, denn dieser Traum ist das Eigentliche, was ich wollte, wenn der verdammte Sex nicht gewesen wäre, und diesen guten Traum, Wunsch-Traum, lasse ich mir nicht nehmen.
     
    8.   Als Kind: gab’s bei Dir Fälle von Grausamkeit? Hast Du Insekten, Tiere usw. gequält?
     
    Nein.
     
    9.   Erlebst Du Perioden von Selbstmitleid, wenn es Dir sozusagen Spaß macht, Dir selbst leid zu tun? Übertreibst Du Deine kleineren Unglücksfälle? Was verursacht solche Perioden? Haben sie eine tatsächliche Ursache, oder kreierst Du sie selber?
     
    Selbstmitleid glaube ich nicht zu kennen. Gut formuliert, nicht wahr? Ja, man kann das selber, auch mit gutem Willen, schlecht beurteilen. Spaß würde es mir allerdings nicht machen. Allerdings dramatisiere ich manchmal kleinere Zwischenfälle, wenn z.   B. das Feuerzeug vom Tisch fällt, usw. Aber ich sehe da einen ganz anderen Grund, nämlich, «anderen passiert das nie», also Minderwertigkeit. Ich bin davon dann auch überzeugt.
     
    10.   Bist Du ungewöhnlich mißtrauisch? Hast Du häufig das Gefühl, daß andere Menschen niederträchtig motiviert sind oder daß jemand Dir etwas antun wird? Neigst Du dazu, andere für Deine Sorgen verantwortlich zu machen (d.   h. die Verantwortung auf andere zu schieben)? Wen würdest Du heute als Deine echten, persönlichen Feinde bezeichnen, d.   h. von den Menschen, die Du persönlich kennst und die Dich persönlich kennen?
     
    Gesund mißtrauisch, würde ich sagen. Ich glaube, daß man auch diese Sache objektiv nicht selber beurteilen kann. Manchesmal mag es auch unbewußt geschehen. Meine persönlichen Feinde sind zur Zeit die sogenannte NPD
[die rechtsradikale

Weitere Kostenlose Bücher