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Jürgen Klopp: Echte Liebe

Jürgen Klopp: Echte Liebe

Titel: Jürgen Klopp: Echte Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Neveling
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Kicker zum blutjungen Trainer war eine eher angenehme Metamorphose. Ich hatte auch direkt das Gefühl, das Leben ist wieder schöner. Und dann durfte ich die Mannschaft übernehmen. Ich habe für wenige Dinge ein Talent, aber dafür scheine ich ein bisschen zu haben. Das hat damals dazu ausgereicht, gemeinsam mit der Mannschaft aus einer schier aussichtslosen Situation heraus noch die Liga zu halten.«
… das Risiko, einen Abstiegskandidaten zu übernehmen:
»Ich habe das damals nicht bewusst wahrgenommen, aber heute ist mir klar: Wäre ich mit 33 Jahren zwei, drei Spieltage vor Saisonende mit Mainz abgestiegen, dann wäre das Trainergeschäft relativ hart gewesen. Dann hätte ich auf meiner Agenda stehen gehabt: erster Versuch, gleich abgestiegen. Da hätte keiner mehr nachgefragt, (…) und einem solchen Trainer noch eine zweite Chance gegeben. Und daher musste ich schon extrem viel Glück in Anspruch nehmen und eben auch auf die Mannschaft vertrauen, das zu schaffen.«
… über die Erfüllung einer Passion:
»Zeitnah war mir klar, dass ich den Trainerjob gerne den Rest meines Lebens machen würde, aber du kannst dich ja nicht bewerben. Ich kann ja nicht sagen: ›Freunde, passt auf, ich kann zwar nicht so gut kicken, aber ich habe einigermaßen durchstiegen, wie das Spiel funktioniert. Also lasst mich mal eure Mannschaft übernehmen.‹ Das geht ja nicht. Mit meiner Legende, die ich als Spieler habe, musst du eigentlich in der vierten oder fünften Liga anfangen (…). Und ich hatte das Glück, als durchschnittlicher Spieler gleich in der zweiten Liga anzufangen.«
… über den famosen Start in die Trainerkarriere mit sechs Siegen in sieben Spielen:
»Das mussten wir auch. Wir hätten keinen Punkt weniger holen dürfen. Es war schon dramatisch, wobei ich das damals nicht so empfand. Wir waren einigermaßen entspannt, denn wir wussten eigentlich, dass das Ding schon verloren war. Jetzt konnten wir nur noch versuchen, an der Sensation zu schrauben und das hat wirklich sehr, sehr gut funktioniert. Wir hatten eine charakterlich außergewöhnlich gute Mannschaft, die alles angenommen hat, was ich mit ihnen veranstaltet habe. Das hat wirklich großen Spaß gemacht.«
Stellvertretend für diesen Spaß berichtete Klopp von der Rückreise nach einem gewonnenen Auswärtsspiel in Ulm: »Wir haben dem Busfahrer gesagt: ›Fahr’ rechts raus‹ und haben an einer Tankstelle angehalten. Dann sind alle mit Sonnenbrillen raus und haben Bier geholt. Wenn sie den Mannschaftsbus von Mainz 05 gesehen haben, haben damals noch alle gedacht: ›Wer sind denn die Ochsen, die da rauskommen?‹ Heute wäre das so nicht mehr möglich. Aber mit dieser Mannschaft, von der etwa alle so alt waren wie ich, war das durchaus nicht die falsche Maßnahme. Das ist mehr als zehn Jahre her, es war eine andere Zeit.«
    Weiland erinnert sich lachend an die internationalen Spiele, als Mainz dank der Fairplay-Regelung im Uefa-Pokal spielt, etwa gegen MIKA Aschtarak in Armenien, gegen Keflavik ÍF auf Island und gegen den FC Sevilla. Als Klopp ein Keflavik-Video vorführt, bittet er um Ernsthaftigkeit, weil er selbst darüber lachen muss, wie die Isländer Ecken und Freistöße hoch vor das Tor treten, in der Hoffnung, der Wind schiebt den Ball Richtung Kasten, oder am besten gleich rein. Was er auch tut.
    Ende
    Im Jahr 2006 läuft Weilands Vertrag aus und wird nicht verlängert. Es gibt kein großes Gespräch. Weiland braucht das nicht, er ist nicht böse darüber. Es »tat weh, ein bisschen«, weil Weiland ahnt, dass er was verliert, was er nicht mehr bekommen wird: Das Gefühl, dass es passt, menschlich und spielerisch. Toni da Silva kommt zu Mainz, ein guter Spieler, bei Weiland reißt das Syndesmoseband, er kommt nicht mehr ran. Der Bruder geht auch, kurze Zeit später Babatz. Dennis Weiland landet bei Eintracht Braunschweig, der Unterschied ist riesig.
    Klopps Mischung aus Kumpelhaftigkeit, Humor und sehr detaillierter, ernsthafter Feinarbeit ist einmalig. Üben, bis was sitzt, auf Winzigkeiten achten, und bei Weiland Shampoo schnorren: »Wo issn dein Shampoo?«, fragt Klopp. »Das weißt du doch«, sagt Weiland. Das ist Klopp in Mainz. Im Dortmunder Spiel erkennt Weiland das Mainzer Spiel wieder, weiter entwickelt. Immer Klopps Handschrift, und immer was dazu.
    Heidel muss jetzt zur Nationalmannschaft, er hat einen Termin mit Joachim Löw und Oliver Bierhoff. Aber er will das Gespräch über Klopp nicht abwürgen, er will, dass was rüber kommt

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