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Jürgen Klopp: Echte Liebe

Jürgen Klopp: Echte Liebe

Titel: Jürgen Klopp: Echte Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Neveling
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als Trainer »authentisch ist«, sagt Heidel und nennt das »seine größte Gabe«. Man hat Vertrauen zu ihm, ein, wie man weiß, ein höchst prekäres Gut. »Man hat das Gefühl, dass das, was er sagt, gilt«, sagt Heidel. Dass er das ist, was er sagt, dass er sich nicht verstellt. Es gibt Trainer, die markieren den harten Hund, und sind es nicht. Das macht Klopp nicht.
    Klopp ist ein Mensch, der als Trainer auf den Schiedsrichter losgeht, über Werbebanden stolpert, auf die Tribüne muss, auf und abspringt, eine furchterregende Fratze zieht, brüllt, heult, die Zähne fletscht, auf den Platz rennt, und immer ist er hundert Prozent Klopp. »Wie das wirkt, darüber macht er sich keine Gedanken«, sagt Heidel, »Tuchel ist auch so«. »Authentisch«, sagt auch Weiland, der inzwischen in Mainz im vierten Semester Sport studiert. Trotz Kniebeschwerden war die Sporteingangsprüfung kein Problem. Weiland wird die Riege der Trainer, die aus Klopps Mannschaften hervorgegangen sind, verstärken: Otto Addo, Sandro Schwarz, Christian Hock, Jürgen Kramny, Sven Demandt, Petr Ruman, Tamás Bódog, Marco Rose, Sven Christ, Peter Neustädter, Ermin Melunovic, Marco Walker. Das sagt etwas aus über einen Fußballlehrer, wenn die Spieler, die er trainiert hat, nicht abgeschreckt werden, sondern auch als Trainer arbeiten wollen.
»Ich muss ja nicht alleine glücklich bleiben auf der Welt.«
Klopp weiß genau, dass eine Menge Glück im Spiel war, um Trainer beim FSV Mainz zu werden. Er weiß genau, was es bedeutet, Bundesliga-Trainer zu sein: »Das kann ich jeden Tag fühlen.« Da er auch weiß, wie schwer sich Vereine bei der Suche nach dem richtigen Trainer tun, hält er sich nicht zurück, wenn er gefragt wird. Kann auch vorkommen, dass er was ungefragt sagt:
»Mittlerweile kenne ich sehr viele Kollegen. Entweder habe ich mit ihnen den Trainerschein gemacht oder habe sie im Laufe der Zeit kennengelernt. Wenn mich ein Präsident am Telefon hat, dann sage ich ihm schon mal: ›Ich kenne da einen, der für dich interessant sein könnte.‹ Ich glaube, dass Entscheider gerade bei der Trainerauswahl extrem viel Hilfe gebrauchen können. Entweder weil sie zu wenig Informationen besitzen oder keine Ruhe haben, die richtige Entscheidung zu treffen. Oder nicht mutig genug sind. In Mainz waren sie mutig, in Dortmund waren sie mutig – davon habe ich profitiert. Und deswegen muss ich ja auch nicht alleine glücklich bleiben auf der Welt.«
    Weiland kommt im Sommer 2001 vom VfL Osnabrück. Die Mainzer haben am 22. Oktober 2001 in Osnabrück gespielt, beide Mannschaften kämpfen gegen den Abstieg. Bei Mainz muss Mittelfeldspieler Jürgen Kramny nach 15 Minuten mit Muskelfaserriss raus, Klopp wird eingewechselt und spielt gegen Weiland, der die Tore von Daniel Thioune zum 2:1-Sieg des Vfl vorbereitet. Osnabrück steigt trotzdem ab, Mainz bleibt in der zweiten Liga.
    »Das hat dich für Mainz qualifiziert«, sagt Klopp zu Weiland, als der sein »Dosenöffner« im Mittelfeld geworden war. Heidel erzählt, dass er zu Spielerverpflichtungen nie Trainer mitgenommen hat, weil er die Befürchtung hatte, dass die den Neuen abschrecken. Anders bei Klopp, der war sein stärkstes Argument: »Mit ihm ist mir fast nie ein Spieler abgesprungen.«
    Weiland erkundigt sich, als die Mainzer Anfrage vorliegt, bei Kumpel Babatz, mit dem er für Germania Grasdorf gespielt hat, und immer zusammen auf dem Zimmer war, wie das so ist, in Mainz. Babatz findet Mainz gut. »Man wusste, dass die mit Viererkette spielen, die hatten mit Michael Thurk und Blaise Nkufo gute Stürmer, und suchten einen Linksfuß«, sagt Weiland. Einen wie ihn.
    In Osnabrück warnen sie ihn: »Was willste denn da? Spielst vor 3.000 Zuschauern und nächste Saison steigst du auch ab.« Weiland, ein kluger Bursche, schaut sich den Mainzer Kader an und findet ihn unbedingt zweitligatauglich. »Wir hatten dann das Potenzial, um 4-3-3 zu spielen«, sagt Weiland, das war gut für ihn.
    Das System
    Klopp baut die Neuen langsam ein, ein Neuer muss das System adaptieren. »Das System stand im Vordergrund«, sagt Weiland. Es gab immer auch mal neue Spieler, »die das System nicht spielen konnten, die kriegten das nicht rein, die hatten Probleme bei uns«. Es geht darum, zu antizipieren, zu ahnen, was der Gegner macht, im Kopf wach zu sein. Das war etwas anderes als stumpfe Manndeckung. Auch Pressing muss man wollen.
    Weiland erinnert sich an eine Situation, als er seinem Bruder Niclas, dem Stürmer, einen

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