Jürgen Klopp: Echte Liebe
Mainz gewinnt mit 5:1 gegen die Hamburger, Hoffenheim mit 5:0 gegen die Fürther. Wieder weint Klopp, denn er hatte mit Christian Heidel vereinbart: Er bleibt nur, wenn Mainz aufsteigt. Für diesen Fall hatte Heidel, seit 2006 hauptamtlicher Manager, ein gut dotiertes Angebot im Schreibtisch.
Also bedeutet der verpasste Aufstieg Klopps Abschied. Petr Ruman nimmt seinen Trainer in den Arm. Der macht einen Diener vor der Südtribüne, von der Ehrenrunde schafft er nur zwei Drittel, dann rettet er sich vor seinen Emotionen und den Fans in die Kabine.
Verabschiedung von Mainz
Etwa 20.000 Menschen kommen am 23. Mai 2008 zum Gutenbergplatz in der Mainzer Innenstadt, um Klopp gebührend zu verabschieden. »Alles, was ich bin, alles, was ich kann, habt ihr mich werden lassen«, stammelt ein ergriffener Jürgen Klopp, der diesen Satz nur mühsam zu Ende bringt, dabei von den Mainzer Fans mit »Jürgen, Jürgen«-Sprechchören gefeiert wird. »Ich habe hier von Christian Heidel und Harald Strutz die Chance bekommen, meinen Traumberuf zu ergreifen. Ich habe Unterstützung (…) erhalten, das kann man sich gar nicht vorstellen. Ich habe mit Harald Strutz einen Präsidenten gehabt, der mein Freund war, bevor ich es wusste. (…) Dass ich euch nie vergessen werde, könnt ihr euch vorstellen.«
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4 Zitat von Robert Jung aus einem Interview mit dem Internetportal bundesliga.de , veröffentlicht am 02. Mai 2011
5 Zwei Tore waren den Mainzern eigentlich beim Saisonauftakt gegen Hannover 96 (2:2) gelungen, doch aufgrund der fehlenden Spielberechtigung für den Mainzer Torschützen zum 1:0, Thomas Ziemer, wurde die Partie mit 0:2 gewertet.
6 Ausgabe des damaligen Printmagazins RUND (heute als Online-Portal fortgeführt) vom 20. Juli 2005
7 Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 01. Mai 2011
8 Zitat aus dem vom FC St. Pauli herausgegeben Fußball-Stadtteilmagazin 1/4NACH5 vom 06. September 2002
9 ebenda
10 Anmerkung des Herausgebers: Die Trennung vom Libero fiel auch deshalb schwer, weil Deutschland zu dieser Zeit mit dem »ewigen Loddar« Lothar Matthäus sowie Dortmunds Matthias Sammer noch zwei herausragende Prototypen dieser international aussterbenden »Gattung« besaß. Zudem wird der Libero seit Franz Beckenbauer fast als deutsche Erfindung betrachtet. Neben Wolfgang Frank mit Mainz gelten hierzulande auch Bernd Krauss und Ralf Rangnick als Pioniere der Viererkette, die sie in den 1990er Jahren erfolgreich bei Borussia Mönchengladbach bzw. dem SSV Ulm einführten.
11 Anmerkung des Herausgebers: Das »Spiel gegen den Ball« meint das raumorientierte Abwehrverhalten einer Mannschaft, im Gegensatz zur früheren Manndeckung, die sich direkt am Gegenspieler orientierte. Ziel ist es, beim gegnerischen Ballbesitz durch kluges Verteidigen die Räume enger zu machen und so den Spielaufbau zu erschweren. Dies geschieht durch ein gemeinsam abgestimmtes Verschieben der Mannschaftsteile in Ballrichtung. Idealerweise wird der Ball durch eigene Überzahl in Ballnähe zurückerobert.
12 Diese sowie alle weiteren Zitate von Jürgen Klopp innerhalb dieses Buches stammen – sofern nicht ausdrücklich eine andere Quelle angegeben ist – vom Internationalen Trainerkongress 2011 in Bochum (25. bis 27. Juli), als Klopp sich am letzten Veranstaltungstag zunächst den Fragen von Moderator Max Jung vom TV-Sender Sky stellte, ehe er anschließend gemeinsam mit den Trainerkollegen Friedhelm Funkel, Michael Oenning, Mirko Slomka und Matthias Sammer an einer Podiumsdiskussion teilnahm (ebenfalls moderiert von Jung). Das Thema des Kongresses lautete: »Schnelles Umschalten auf Angriff und Abwehr – technische und taktische Aspekte«.
Die zweite Trainerliebe:
Klopp gibt Borussia Dortmund
neue Identität
Nach achtzehn Jahren in Mainz, davon gute sieben als Trainer, war für Jürgen Klopp die Zeit einer neuen Herausforderung gekommen. Es trieb ihn dauerhaft in die Bundesliga, mit Mainz war er 2007 wieder in die Zweite Liga abgestiegen. Allerdings hielt sich Klopp dabei eine Hintertür offen: Nach monatelangen Spekulationen um des Trainers berufliche Zukunft präsentierten Klopp und Mainz im August 2008 eine überraschende Lösung: Sollte ihm mit dem FSV der direkte Wiederaufstieg in die Bundesliga gelingen, würde sich sein auslaufender Vertrag automatisch um ein Jahr verlängern. Doch dazu kam es nicht: Als mal wieder Vierter mit lediglich zwei Punkten Rückstand auf einen Aufstiegsrang verpassten die Rheinhessen
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