Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jürgen Klopp: Echte Liebe

Jürgen Klopp: Echte Liebe

Titel: Jürgen Klopp: Echte Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Neveling
Vom Netzwerk:
1, die mitten durch die Stadt führt: »Lass’ Dir Deinen Stammplatz nicht wegnehmen!« So sollen die Dauerkarteninhaber gehalten werden, die inzwischen entwöhnt sind von ansehnlichen Kombinationen, Tempodribblings und allem, was Fußball so schön macht. Und das Wochenende für Wochenende. Sie gehen noch immer zu den Heimspielen, weil man das halt so macht in Dortmund. Nicht so sehr den aktuellen Spielern zuliebe, sondern wegen der bedingungslosen Liebe zum Verein.
    Brackel, ein Vorort im Dortmunder Osten. Gesprochen mit langem Vokal, also »Braakel« statt »Brakkel«. Auf dem Trainingsgelände des BVB ist der zupackende »Kloppo« ganz in seinem Element: Er müht sich, »Chancentod« Nelson Valdez mehr Treffsicherheit zu vermitteln und in Schöngeist Giovanni Federico das, wie er sagt, »Kampfschwein zu wecken«. In Brackel können es die Trainingskiebitze tagein, tagaus überprüfen: Klopp ist im Hauptberuf nicht Medienprofi, sondern Fußballlehrer, der unermüdlich an der Umsetzung seiner Spielidee arbeitet. Intensiv lässt er das Arbeiten gegen den Ball üben, das gemeinschaftliche Verteidigen im Teamverbund. Alle müssen mitmachen, auch offensive Mittelfeldspieler und Stürmer. Denn die Borussia kassierte in der Vorsaison 62 Gegentore. Zu viele. Und mehr als alle anderen Bundesligisten.
    Als der BVB im inoffiziellen »T-Home-Supercup« 17 2008 den »Fehler« begeht, die Bayern mit 2:1 zu schlagen, träumen sie in Dortmund wieder von höheren Zielen, die User »Ikpeba« auf transfermarkt.de auf den Punkt bringt: »Kloppo, bring’ uns die Freude am Fußball wieder!« Darunter machen sie es nicht. Klopp weiß, dass schon alles passen muss, um auch »Ikpeba« zufriedenzustellen. In Dortmund hat er sich erstmal nur zur Miete niedergelassen. Sicher ist sicher. 18 Er ist bemüht, die Ansprüche zu senken und lobt nach dem mühsamen Pokalsieg bei Drittligist Rot-Weiß-Essen: »Die Mannschaft hat das neue Gesicht angedeutet, von dem wir alle seit Wochen reden.«
    Klopp unterbricht die Trainingseinheiten immer wieder, lässt wiederholen, bis sie seinen Vorstellungen entsprechen, bis sie automatisiert sind. Denn die »flache Vier« im Mittelfeld, sie sitzt noch nicht. Doch eingespielte Vorgänge sind wichtig. Wer auf dem Feld erst nachdenken muss, der hat schon verloren: »Wenn ich auf die Grundlinie durchkomme und im Strafraum ist einer glockenfrei, sollte man den idealerweise dann auch sehen. Da muss ich schon ein bestimmtes Blickfeld haben, wo der Mitspieler auftauchen könnte«, fordert Klopp.
    Den klassischen Spielmacher gibt es im BVB-System nicht; die beiden »Sechser« Tinga und Sebastian Kehl sollen mit den Außen Jakub »Kuba« Blaszczykowski (bei seiner Verpflichtung 2007 bereits als »polnischer Luis Figo« gerühmt) und Tamas Hajnal die Räume eng machen. Es bleibt noch viel zu tun. Klopp weiß das.
    Klopp bringt »die Süd« wieder hinter ihr Team
    Trotz Platz dreizehn, der schlechtesten Platzierung des BVB seit genau 20 Jahren, lockten die Schwarz-Gelben auch 2007/08 die meisten Zuschauer an: 72.510 waren es im Schnitt. Dennoch ist sie zu dieser Zeit nur noch ein Anachronismus, die einst grandiose Stimmung im Signal Iduna Park. Ebenso wie das sportliche Spektakel, das dort herrschte, als der Park noch Westfalenstadion hieß. Doch mit den teuer erkauften Titeln der Ära Gerd Niebaum und Michael Meier stieg auch die Erwartungshaltung der Fans. Das Stadion wuchs zwar auf fast doppelte Größe an, aber die Anzahl »echter« Fans, die nicht nur deshalb kamen, weil sie am Erfolg teilhaben wollten, weil es »en vogue« war, zur Borussia zu gehen – sie konnte damit nicht Schritt halten. Der Heimvorteil kehrte sich um, zuweilen schienen die eigenen Spieler den Unmut der gigantischen Südtribüne zu fürchten, wenn der eigene Pass beim Gegenspieler ankam. Es kann verdammt laut sein, wenn 25.000 Anhänger plötzlich gemeinsam schweigen.
    Ganz anders hingegen zeigte sich damals die Stimmung bei Auswärtsspielen: Unter jenen BVB-Fans, die für ihre Fahrten quer durch Deutschland regelmäßig ihr Wochenende opfern. Fans, die schon Mitte der 1980er Jahre, als die künftigen Erfolge nicht absehbar waren, zu ihrem Verein hielten, können selbst bei einem 0:5-Rückstand in München noch feiern. Mit Sarkasmus zwar, aber sie pfiffen ihr Team zumindest nicht aus.
»Eine Wand des Sounds«
Klopp sollte es gelingen, den alten Südtribünen-Geist zu wecken, die Fans wieder bedingungslos hinter die Borussia zu bekommen.

Weitere Kostenlose Bücher