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Jürgen Klopp: Echte Liebe

Jürgen Klopp: Echte Liebe

Titel: Jürgen Klopp: Echte Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Neveling
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nur knapp die sofortige Rückkehr ins Oberhaus. Klopp und Mainz – diese gewachsene, emotionale Verbindung war nun also tatsächlich Geschichte.
    »Hätte weitaus schlimmere Angebote
als das vom BVB geben können«
    In Dortmund hatten sich im Sommer 2008 die Borussia und ihr Trainer Thomas Doll getrennt, der vor allem auf die Erfahrung älterer Spieler vertraute. Doch der BVB strebte, auch der Finanznot geschuldet, nach einer neuen Philosophie und wollte verstärkt auf junge Spieler setzen; dazu den Fans im Signal Iduna Park wieder einen attraktiven Spielstil präsentieren. Dafür schien der Mainzer Trainer Klopp genau richtig, der in einem Team ohne Stars ansehnlichen wie taktisch reifen Fußball spielen ließ.
    Mit diesen Argumenten ausgestattet, mussten die Dortmunder für ein Engagement kaum Überzeugungsarbeit bei Klopp leisten. Auch die Atmosphäre stimmte sofort, die BVB-Verantwortlichen Michael Zorc und Hans-Joachim Watzke vermittelten Klopp das Gefühl, ausschließlich ihn zu wollen: »Ehrlich gesagt, wussten wir (Anm.: Klopp und seine Co-Trainer) sofort, dass wir das machen. Wir haben dann nur so getan, als würden wir noch ein bisschen zocken«, verriet Klopp Jahre später. 13 »Es hätte weitaus schlimmere Angebote als das von Borussia Dortmund geben können«, stellte sich Klopp gleich gut gelaunt beim BVB vor – gepaart mit seinem typischen Grinsen und einer betont ironischen Formulierungskunst, ein von Klopp gern gebrauchtes rhetorisches Stilmittel. Mit solchen Sprüchen verbreitete der Medienprofi gleich zu Beginn Spaß. Spaß, den sie beim BVB in den letzten Jahren schmerzlich vermisst hatten.
    Auch das Stadion war für Klopp ein gewichtiges Argument pro Dortmund: »Wenn du die ersten Male in unser Stadion kommst und da 80.000 Leute sind, dann denkst du: Boah! Aber man gewöhnt sich nicht daran. Es ist jedes Mal derselbe Kick, wenn du in dieses Stadion reinkommst. Du kriegst immer wieder Gänsehaut«, begeistert er sich noch immer. 14
    Wenn nur noch imaginärer Torjubel bleibt
    Der BVB war für den damals 41-Jährigen ein dankbares neues Betätigungsfeld. Der einst stolze Klub von internationaler Bedeutung war ins sportliche Mittelmaß abgerutscht und hatte die Vorsaison 2007/08 auf einem mageren Platz dreizehn beendet. Der Einzug ins DFB-Pokalfinale, in dem gegen Bayern München mit 1:2 nach Verlängerung – fast schon überraschend knapp – verloren wurde, hatte zumindest für die Qualifikation zum UEFA-Cup gesorgt. Noch knapp eine Woche zuvor hatte der BVB in der Bundesliga beim selben Gegner mit 0:5 eine herbe Klatsche erlitten und sich dabei als hoffnungslos unterlegen erwiesen. In München setzte sich bei den mitgereisten BVB-Fans der Sarkasmus gegen die Enttäuschung durch: Kurz vor der Pause, es stand bereits 0:4, vollführen sie mehrfach einen imaginären Torjubel – so lange, bis ihr Team mit 5:4 »führte«. Auf dem Rasen allerdings war die Realität eine andere.
    Die Tristesse der Dortmunder Spielzeit 2007/08 beschreibt folgender Auszug aus einem Kommentar von Philipp Köster im April 2008: 15 »(…) Und in der Zeit, in der ein in der Defensive eroberter Ball den Weg in die Dortmunder Spitze gefunden hat, gehen manche Zuschauer auf der Südtribüne zweimal Bier holen. (…) Nun können die Dortmunder so weitermachen. (…) Oder es stellt tatsächlich mal jemand die Frage nach einem stimmigen sportlichen Konzept. Das wäre etwas ganz Neues.«
    In dieser Situation kam Klopp nach Dortmund. Um Aufbauarbeit zu leisten. Um ein stimmiges sportliches Konzept mitzubringen. Die Erwartung war hoch, aber nicht unermesslich. Den schwarz-gelben Fans dürstete es nach schön anzuschauendem, aber viel mehr noch nach leidenschaftlich geführtem Fußball. Titel schienen vermessen, doch wieder eine Mannschaft, die es leicht machte, sich mit ihr zu identifizieren – das wünschten sie sich in Dortmund. Klopp gab dem BVB-Volk, wonach es gierte, versprach ab sofort »Vollgas-Veranstaltungen«. Würde die Mannschaft halten können, was der neue Trainer ankündigte?
    Dortmunder Stimmungslage im Sommer 2008:
Ein Trainingstag in Brackel
    Juli 2008. 16 Mit dem Sparzwang der Vorjahre hat sich das Mannschaftsbild des BVB gewandelt und ist nicht mehr geprägt von den großen Stars wie noch um die Jahrtausendwende. Ein Stefan Reuter, ein Jürgen Kohler, ein Jan Koller – sie alle sind Dortmunder Geschichte. Der neue Star ist der Coach. Überlebensgroß mahnt der neue Trainer auf Plakaten an der Bundesstraße

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